Berufsanfänger unterschätzen Hierarchien
Berlin (dpa/tmn) - Die meisten Berufsanfänger stolpern am Beginn ihrer Karriere nicht darüber, dass sie zu wenig Fachwissen haben. „Die meisten machen vielmehr den Fehler, dass sie viele Dinge einfach unterschätzen“, sagt die Karriereberaterin Nandine Meyden aus Berlin.
Gerade junge Akademiker würden unausgesprochene Regeln wie Dresscodes oder Hierarchien oft überhaupt nicht wahrnehmen. „Von der Universität kennen die meisten keine Kleidervorschriften. Und Diskussionen in der Vorlesung finden immer auf Augenhöhe statt“, sagt Meyden, die gerade einen Ratgeber zum Thema „Karriere Killer“ geschrieben hat. In der Folge übertragen viele diese Regeln auch auf den Beruf.
Das sei ein Fehler, sagt Meyden. Denn viele realisieren gar nicht, in welches Fallnäppchen sie gerade tappen. „Bei vielen liegt es schlicht außerhalb der Vorstellungskraft, dass im Beruf ganz andere Spielregeln gelten.“
Meyden nennt zwei Beispiele: So sei etwa mancher ältere Vorgesetze darüber irritiert, wenn der Neue in der Abteilung mit ihm spreche und dabei die Hände in den Hosentaschen behalte. „Das ist unhöflich. Der Jüngere meint das vielleicht aber gar nicht so. Er versteht das nur nicht, denn er kennt diese Regel vielleicht nicht“, sagt Meyden. Zu Ärger komme es auch schnell, wenn in E-Mails die Personen nicht in der richtigen Reihenfolge angesprochen werden und der Berufsanfänger etwa erst die Assistentin und dann den Vorgesetzten nenne. „Den Vorgesetzten stößt das total vor den Kopf. Der Jüngere denkt sich dabei meist nichts.“
Sie rät daher jedem Berufsanfänger, in einem neuen Unternehmen zunächst einmal alles und alle genau zu beobachten. „Man sollte nichts werten, sondern zunächst einmal nur ganz genau hinschauen.“ Als nächstes sollte man seinen Respekt gegenüber allen Personen so oft wie möglich zeigen und versuchen, auch ungeschriebene Regeln zu erkennen. Und im Zweifel sollten Anfänger bei jeder brenzligen Sache nachfragen: „Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.“