Campuskatze lebt seit zwölf Jahren in Hörsälen
Hildesheim (dpa) - Sie heißt „Fräulein Sinner“, streunt seit Jahren durch die Hörsäle. Sie müsste schon längst Expertin in diversen Fächern sein. Die Campuskatze der Universität Hildesheim heitert auch gerne mal angespannte Studierende vor Prüfungen auf.
Die harten Stühle, auf denen die Studenten der Universität Hildesheim für ihre Prüfungen pauken, sind „Fräulein Sinner“ viel zu unbequem. Sie macht es sich lieber auf ihrem eigenen Polsterstuhl gemütlich - oder auf weichen Wolldecken, die direkt neben der Heizung für sie liegen. „Bitte die Wolldecke nicht wegnehmen“ warnt ein Schild alle, die sich mit den Gewohnheiten des Fräuleins noch nicht so gut auskennen.
„Fräulein Sinner“ ist die Campuskatze der Universität Hildesheim. Seit zwölf Jahren streunt die grau-weiß-getigerte Mieze durch die Flure. Besonders wohl fühlt sie sich in der warmen Luft der Hörsäle. Eigentlich müsste sie längst Expertin für Informationssysteme, das Unterrichten in der Schule und den Erwerb von Fremdsprachen sein. Wie viel Wissen sie in all den Jahren angehäuft haben mag, bleibt ungewiss. Eine Katze schreibt schließlich keine Prüfungen. Dennoch: „Eigentlich ist sie die schlaueste Katze der Welt, weil sie gern in Seminarräumen liegt“, meint die Sekretärin am Institut für Erziehungswissenschaften, Annedoris Bruns.
„So eine Katze macht einfach gute Laune, sie schaut einen an, streicht um die Beine und miaut“, sagt Isa Lange, Sprecherin der Universität. Besonders vor Klausuren, wenn die Studenten angespannt lernen, heitere sich die Atmosphäre gleich auf, wenn „Fräulein Sinner“ erscheine.
Im Januar 2002 hatte eine Verwaltungsmitarbeiterin die damals herrenlose, abgemagerte und verletzte Katze gefunden. Sie wärmte sich an der Luft aus dem Entlüftungsschacht der Universitätsbibliothek wärmte. Versuche das Tier in einer Pflegefamilie oder im Tierheim unterzubringen, schlugen fehl. „Fräulein Sinner“ kehrte immer wieder in die Universität zurück.
In den einzelnen Gebäuden des verschachtelten Campusgeländes der Universität stehen an vielen Orten Schälchen mit Wasser für die vierbeinige Langzeitstudentin bereit. Außerdem gibt es drei Futterstellen für sie. Ein Team von Wissenschaftlern kümmert sich darum, dass der Campuskatze das Futter nicht ausgeht. Auch Naturwissenschaftler versorgen die Katze - und das, obwohl mehrere von ihnen ihre Hunde mit ins Institut bringen.
Katzentoiletten allerdings gibt es in der Uni nicht, auch keine Katzenklappe. Wenn die Campuskatze mal raus muss, ist sie auf fremde Hilfe angewiesen. „Manchmal sitzt sie vor einer der Zwischentüren und wartet, dass ihr jemand hilft“, erzählt Lange. Weil alle „Fräulein Sinner“ ins Herz geschlossen haben, halten sie der älteren Katzendame gerne mal die Tür auf.