Erzieher und Pfleger: Zukunftsberufe mit Nachteilen

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Nicht nur Ingenieure werden derzeit händeringend gesucht. Auch im Sozialwesen herrscht Fachkräftemangel. Wer heute eine Ausbildung als Erzieher oder Pfleger macht, hat gute Jobaussichten.

Allein in den Kindertagesstätten werden nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in naher Zukunft rund 50 000 zusätzliche Erzieher benötigt. Die Jobaussichten sind daher „glänzend“, sagt Bernhard Eibeck, Referent für Jugendhilfe und Sozialarbeit bei der GEW in Frankfurt. Zumindest gilt das für weite Teile Deutschlands.

Der drohende Fachkräftemangel in Kitas hat mehrere Gründe: Von 2013 an haben Eltern von Kindern unter drei Jahren Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Für den dafür nötigen Ausbau der Kindertagesstätten werden künftig mehr Erzieher benötigt. „Da muss man vor allem in westlichen Ländern Deutschlands eine Menge tun, damit man darauf vorbereitet ist“, sagt Eibeck.

Hinzu kommt, dass eine wachsende Zahl von Müttern und Vätern einen Kitaplatz sucht, um Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen. „Immer mehr Eltern wollen ihre Kinder ganztags in Einrichtungen schicken“, hat Eibeck beobachtet. Kitas müssen daher künftig länger geöffnet sein. Und dafür brauchen sie mehr Personal.

Zum anderen gehe im Osten Deutschlands in den nächsten fünf bis sieben Jahren fast die gesamte Belegschaft in Rente, erklärt Eibeck. Das liege daran, dass nach der Wiedervereinigung dort nahezu kein neuer Erzieher mehr eingestellt worden sei, da die Geburtenrate in den Keller gegangen ist. Von 2015 an rechnet der Experte deswegen damit, dass der Bedarf stark in die Höhe schnellen wird.

Wer also jetzt seine Ausbildung beginnt, hat danach gute Chancen auf einen Arbeitsplatz. An einer Fachschule dauert es fast fünf Jahre, bis man ein staatlich anerkannter Erzieher ist. Vor allem Männer können sich Hoffnungen machen. „Jungen und Mädchen sollen in frühen Jahren beide Geschlechter vorfinden und als Bezugspersonen nutzen können“, erklärt der Experte. Deswegen empfiehlt die EU-Kommission bei Erziehern einen Männeranteil von 20 Prozent. Derzeit betrage die Quote in Deutschland 3,4 Prozent.

Auch junge Menschen mit ausländischer Herkunft haben gute Chancen, als Erzieher einen Job zu finden. Viele Migranten wünschten sich Erzieher mit einem ähnlichen Hintergrund, erklärt Eibeck.

Allerdings hat es auch andere Gründe, warum hierzulande so viele Erzieher fehlen. Denn der Beruf hat seine Schattenseiten: Erzieher verdienen netto im Schnitt nur 1387 Euro im Monat, das sind 224 Euro weniger als der Durchschnitt aller Erwerbstätigen, wie die GEW errechnet hat. Und viele Erzieher haben keine volle Stelle, wodurch das Gehalt oft noch geringer ausfällt. Eine halbe Stelle kommt manchen aber auch entgegen, die selbst eine Familie haben.

Ein ähnliches Bild bietet sich in der Alten- und Krankenpflege. Nach Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn und des Statistischen Bundesamtes werden im Jahr 2025 rund 152 000 Beschäftigte fehlen, um alle Pflegebedürftigen zu versorgen. Das entspricht etwa 112 000 Vollzeitstellen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.

„Wer einen Pflegeberuf wählt, ist auf der sicheren Seite. Pflegeberufe sind Berufe mit Zukunft“, sagt Ilona Mirtschin, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Schon jetzt gibt es für Pfleger ein großes Stellenangebot. „Die Tendenz ist so, dass es weiter steigen wird“, ergänzt Gisela Bahr-Gäbel vom Deutschen Pflegerat in Berlin.

Das liegt vor allem am demografischen Wandel: Es gibt immer mehr Ältere und weniger junge Menschen in unserer Gesellschaft. Und von diesen hat längst nicht jeder Lust, Pfleger zu werden. Viele ergreifen Berufe mit einem besseren Image oder weniger Schichtarbeit.

Dabei haben Pfleger durchaus Aufstiegschancen - etwa in die Leitung von Krankenhäusern. Und sie können sich zur Hygienefachkraft oder zum Intensivpfleger im Operationssaal weiterbilden lassen. Dann stimmt oft auch die Bezahlung. Denn gelernte Pfleger werden auf Führungsposten oft über Tarif bezahlt - der Fachkräftemangel zwingt die Krankenhäuser dazu.