Introvertierte Berufstätige brauchen gutes Selbstmarketing
Köln (dpa/tmn) - Die lauten Kollegen fallen dem Chef auf, die Stillen kaum. Wollen introvertierte Mitarbeiter das nicht akzeptieren, sollten sie an ihrer Außendarstellung arbeiten - und den Satz „Das war doch nichts“ schnell aus ihrem Wortschatz streichen.
Wer von Natur aus eher introvertiert ist, hat im Job oft Schwierigkeiten, seine Erfolge zu verkaufen. Die lauten, extrovertierten Kollegen fallen dem Chef auf, die Stillen bei Beförderungen hinten herunter. „Die Introvertierten wuppen eher im Hintergrund“, sagte die Karriereberaterin Sylvia Löhken auf der Bildungsmesse Didacta in Köln (19. bis 23. Februar). Sich selbst zu vermarkten, könnten stillere Mitarbeiter jedoch lernen. Ein erster Schritt sei, sich selbst täglich klar zu machen, was eigentlich die eigenen Erfolge waren.
„Das war doch nichts“ sei ein Satz, den sie von Introvertierten häufig höre, so Löhken. Indem die Stillen sich täglich ihre Erfolge notieren, bekämen sie ein Bewusstsein dafür, was sie alles leisten. Haben sie das erkannt, könnten sie ihr Können auch besser vermarkten - und ihnen fallen zum Beispiel bei der nächsten Gehaltsverhandlung genauso viele Gründe für mehr Geld ein wie den extrovertierten Kollegen.
Außerdem sollten introvertierte Mitarbeiter Initiative zeigen und dem Vorgesetzten klar sagen, wohin sie möchten oder welches Projekt sie interessiert. „Das ist vielen stillen Menschen unangenehm“, sagte Löhken. Doch wer bereit ist, seine persönliche Komfortzone zu verlassen, wird auch nicht so leicht übersehen.
Ob ein Mensch intro- oder extrovertiert ist, sei zum Teil Veranlagung und zum Teil anerzogen, sagte Löhken. Während introvertierte Menschen eher nach innen gewandt sind, lebten extrovertierte Menschen vom Austausch mit der Außenwelt. Im Berufsleben brauchen beide Typen ganz unterschiedliche Bedingungen, um Höchstleistung zu erbringen. „Der Introvertierte hat idealerweise ein Einzelbüro“, so Löhken. Denn arbeitet er in einem Großraumbüro, prasseln so viele Außenreize auf ihn ein, dass er schnell überfordert ist. Extrovertierte sind in einem Einzelbüro schnell gelangweilt. Sie brauchen den Trubel und halten es im Einzelbüro nur schwer aus.