Karrierist bis Bummelstudent: Eine Studenten-Typologie
Berlin (dpa) - Die Studenten kommen! Bald beginnt für zahlreiche Studierende das Campusleben. In Turbo- oder Ultra-Langzeit werden sie Vorlesungen, Seminare und das Mensa-Essen genießen oder hassen. Eine Typologie typischer Kommilitonen.
Auf dem Campus treffen sie alle aufeinander: Der Bummelstudent, der Karrierist, der Alternative, der Familiäre und der Ersti. Zum Semesterstart eine Typologie klassischer Studententypen - und etwas ausgefallenerer Fälle.
Der Karrierist:Seine Kommilitonen müssen im überfüllten Hörsaal um Plätze kämpfen - er ist bereits eine gute halbe Stunde vor Vorlesungsbeginn mit akkurat gezogenem Seitenscheitel und aufgesetzt interessierter Miene da: Networking mit dem Prof eben. Während die anderen noch einen freien Platz für das rostige Rad suchen, hat er sein erstes selbst verdientes Auto bereits geparkt - so macht er sich auch seinen Anzug nicht schmutzig. Notizen werden direkt ins hochwertige Notebook getippt. Wichtige Wirtschaftsnews blinken während der Vorlesung mehrfach auf dem Display seines Smartphones auf. Mit Vorliebe studiert der Karrierist Jura oder BWL - in einer Turbozeit. Das Studium ist schließlich nur Mittel zum Zweck.
Der Bummelstudent: Gefühlt war der Langzeitstudent schon während der Friedensbewegung in den 80er Jahren an der Uni - davon halten ihn auch die eingeführten Studiengebühren nicht ab. Auf dem Campus munkelt man, er habe die Matrikelnummer 000 auf seinem Ausweis. Aber „Student“ ist für ihn eben kein Status, sondern ein Lebensgefühl: Er genießt den Rabatt für Museum und Kino, mit dem Semesterticket fährt er günstig durchs Land. Die Mensa ist seine zweite Küche, ach was: seine einzige. Nicht nur für ihn: 85 bis 90 Millionen Vollmahlzeiten werden in den rund 400 Mensen des Studentenwerks an deutschen Unis im Jahr ausgegeben. Der ewige Student versackt hier auch, wenn er eigentlich an der Hausarbeit, die er schon seit vier Semestern vor sich herschiebt, schreiben sollte. Referate bebildert er mit vergilbten Dias und Schwarz-weiß-Overheadfolien. Beliebt ist er wegen seines umfassenden Uni-Wissens bei den Erstis.
Der Ersti:„Welcher Hörsaal?“, lautet die meistgestellte Frage des Neulings. Noch etwas unsicher tapst er über den Campus - mit dem Orientierungsplan in der Hand. In die meisten Seminare kommt er trotzdem zu spät. Trotz allem ist der Ersti - mit dem beinahe noch druckwarmen Abiturzeugnis in der Hand - hochmotiviert. Nur, dass er sich für Klausuren in Listen eintragen muss, kostet ihn im ersten halben Jahr an der Uni einiges an Lehrgeld.
Der Alternative: Er ist vor allem an der geisteswissenschaftlichen Fakultät anzutreffen. Man erkennt ihn an seiner typischen Kanne Fair-Trade-Kaffee, die er jeden Morgen mitbringt. Dreadlocks-Träger studieren oft Sinologie, Ethnologie oder vergleichende Religionswissenschaften - wenn sie sich nicht gerade im Studierendenparlament für biologisch abbaubare Kaffeebecher einsetzen. Auch auf Demos ist der Öko mit Dreitagebart anzutreffen. Holt er zu Beginn eines Seminars seine Zettelwirtschaft aus handgeschriebenen, unleserlichen Kladden aus der Tasche, rieselt auch gleich der lose herumfliegende Tabak für die Selbstgedrehten auf den Boden. Auf Kriegsfuß steht der oft überzeugte Veganer mit dem Karrieristen.
Der Streber: Gleich mehrere Jobs als studentische Hilfskraft bringen dem Streber die für ihn so wertvollen Kontakte zu den Professoren. Mit Vorliebe korrigiert er die Klausuren seiner Kommilitonen im Dienste seines Vorgesetzten - und führt privat eine Notenliste über die Ergebnisse. Die Campus-Party verpasst er, denn „lieber zu viel gelernt als zu wenig“, sagt er. Der Anspruch auf Verstehen ist begraben: Hauptsache, die Noten stimmen. Mit lückenlosem Lebenslauf startet er nach der Regelstudienzeit ins Berufsleben.
Der Familiäre:Der Sprung von Schule zur Universität soll so klein wie möglich gehalten werden, deshalb wird an der Uni der Heimatstadt studiert. Laut einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Studentenwerks wohnen 28 Prozent der deutschen Studenten zu Studienbeginn bei den Eltern oder anderen Verwandten. Vor Semesterbeginn war der Sprössling mit seinen Eltern oft schon einmal den Campus besichtigen. Das Essen in der Kantine meidet der Nesthocker - schließlich wird dort nicht wie im „Hotel Mama“ auf Sonderwünsche eingegangen. Hausarbeiten sind ein wahres Familienwerk: Papa kopiert im Geschäft, Mama und Oma lesen gegen. Angestrebt wird eine Beamtenkarriere, wie sie womöglich die Eltern vorleben, oder die Übernahme des Familienbetriebs.