Mitarbeiterführung: Lob ist die beste Motivation
Hamburg/Eschborn (dpa/tmn) - Das Projekt wieder mal gestemmt? Den Kundenstamm erweitert und auch noch den Ertrag gesteigert? Solche Ergebnisse liefern Mitarbeiter, die motiviert sind. Grundlage dafür ist nicht nur die eigene Einstellung - sondern auch das Verhältnis zum Chef.
„Hängen hier Luftschlangen? Liegt da draußen Helgoland? Leute, das hier ist keine Butterfahrt!“ Wer wie Christoph Maria Herbst als Büro-Fiesling „Stromberg“ seine Mitarbeiter abkanzelt, macht gleich den ersten Fehler: Druck vom Chef hemmt Angestellte. Wer motivieren will, sollte nicht mit Lob sparen.
„Hochmotivierte Mitarbeiter tragen entscheidend zum Unternehmenserfolg bei“, sagt Volker Kampehl, Coach für Führungskräfte aus Hamburg. Sie zu erreichen, sei ein längerer Prozess.
Gemeinsame Zielsetzungen sind der erste Schritt zum Erfolg, sagt Julia Staudt vom Weiterbildungsveranstalter „Management Circle“ in Eschborn. Möglich sind etwa Quartals- oder Monatsziele: Sie schaffen Orientierung und können innerhalb des Betriebs eine Gruppendynamik erzeugen, die auch als gemeinsamer Wettbewerb verstanden werden kann.
Neben gemeinsamen Zielen können Belohnungen eine gute Strategie sein. Eine Belohnung kann darin liegen, ein Projekt nach erfolgreichem Abschluss öffentlich zu machen. Es kann aber auch ein Bonus gezahlt werden. Wichtig ist, dass die Erwartungshaltung den Mitarbeitern klar vermittelt wird.
Ist ein Etappenziel erreicht oder das Projekt geschafft, sollte auch mal gefeiert werden, rät Annette Volpp-Heidrich, Managementtrainerin und Personalentwicklerin aus Nierstein. Der Stolz auf Erreichtes in Verbindung mit einem Lob vom Chef ist der perfekte Mix. Der gemeinsame Blick zurück stärke zudem die Grundstimmung im Team. „Selbst kleine Erfolgserlebnisse prägen nachhaltig.“
Der falsche Ansatz sei, Ziele permanent nach oben zu korrigieren oder nur mit Geldleistungen als Belohnung zu locken. „Lob und ein Dankeschön haben für viele einen größeren Wert als 100 Euro zusätzlich auf dem Konto“, glaubt Julia Staudt.
Eine entscheidende Rolle für die Motivation der Mitarbeiter spielt oft der Chef. „Er muss Vorbild sein, durch Leistung überzeugen und Konsequenz in seinen Entscheidungen beweisen“, sagt Staudt. Wichtig sei auch ehrliches und freundliches Auftreten. Behandelt der Abteilungsleiter die Kollegen respektvoll und wohlwollend, sei das der erste Schritt zum guten Arbeitsklima. Mitarbeiter beim Meeting runterzuputzen, bewirke das Gegenteil.
Für viele Angestellte ist es auch wichtig, dass sich der Chef mit ihnen beschäftigt, hat Volpp-Heidrich beobachtet, die auch Seminare zur Mitarbeitermotivation am Deutschen Institut für Betriebswirtschaft (dib) in Frankfurt am Main gibt. Durch persönliche Gespräche zeigen Vorgesetzte Präsenz. Und sie lernen die Mitarbeiter mit all ihren Stärken und Schwächen, aber auch Eigenarten kennen.
Nur so sei es möglich, für jeden die passende Rolle im Team zu finden. Wer mit dem Chef fremdelt oder sich auf der falschen Position fühlt, wird im Job nicht alles geben. Auch unnötiger Druck, übertriebene Autorität sowie ständige Nörgelei bewirken das Gegenteil.
In Zwiegesprächen sollten aber nicht nur fachliche Inhalte thematisiert werden. Oft spielt das persönliche Umfeld der Mitarbeiter für ihre Motivation eine große Rolle. Hier gilt es, Freiräume zu schaffen: Gleitzeit, Home-Office oder Telearbeit beispielsweise seien nützliche Optionen für junge Eltern, nicht früh morgens ins Büro zu müssen, sagt Volpp-Heidrich. „Das Vertrauen wird dann oft mit überdurchschnittlicher Leistung zurückgezahlt.“
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt Fred Müller, Psychologie-Professor an der Universität Landau. Sein Konzept „Führung durch Selbstführung“ zielt auf die Eigenverantwortung und Problemlösungskompetenz der Mitarbeiter ab. „Je mehr sie selbstbestimmt arbeiten, desto zufriedener und effektiver sind sie im Job“, erklärt der Psychologe.
Gleichzeitig ist es wichtig, dass man sich auf den Chef und die Kollegen verlassen kann, wenn es mal brennt. Um Verdruss zu vermeiden, sollten Vorgesetzte ein offenes Ohr für persönliche Ziele des Mitarbeiters haben, rät Kampehl.
Literatur:
- Müller, G. F. (2006): Mitarbeiterführung durch kompetente Selbstführung. Zeitschrift für Management, 1, 9-22.
- Laufer, Hartmut: Grundlagen erfolgreicher Mitarbeiterführung: Führungspersönlichkeit - Führungsmethoden - Führungsinstrumente, GABAL-Verlag, 178 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 9783897495487.