Nach einem Misserfolg im Job wieder aufstehen
Berlin (dpa/tmn) - Es läuft nicht, wie es soll, und auf einmal stehen Beschäftigte da: degradiert oder sogar gekündigt. Im Beruf zu scheitern, wirft viele aus der Bahn. Mancher berappelt sich lange Zeit nicht - andere stehen ein paar Monate später wieder auf.
Doch wie?
Eine Beförderung wird rückgängig gemacht, ein wichtiges Projekt stirbt, und im schlimmsten Fall flattert sogar die Kündigung ins Haus: Im Beruf zu scheitern, tut weh. Für fast jeden ist der Arbeitsplatz die Existenzgrundlage, für manchen auch die Lebensaufgabe. Gerade jene, die ihren Job besonders lieben, stürzen bei einem Misserfolg oft in eine schwere persönliche Krise. Wie kommen sie da wieder heraus?
„Wer so einen beruflichen Misserfolg erlebt, macht gefühlsmäßig häufig die gleichen Phasen durch, wie nach dem Tod einer einem nahe stehenden Person“, erklärt Monika Gruhl, Coach in Damme in Niedersachsen. In einem ersten Schritt leugneten die Betroffenen meist den Misserfolg. Typisch seien Gedanken wie „Das kann gar nicht sein“ oder „Das ist bestimmt ein Irrtum“. Nach und nach lösten dann Schmerz, Trauer und Wut den Schockzustand ab.
In dieser ersten Phase ist Schonung hilfreicher als Aktion: Betroffene sollte sich an einen ruhigen Ort zurückziehen und ihre Wunden lecken, rät Gruhl. In dem Schockzustand sollte niemand eine weitreichende Entscheidung fällen, wie es nun weitergeht. Stattdessen sei es erst einmal wichtig, die aufkommenden Gefühle zuzulassen.
Um die oft enorme körperliche Anspannung abzubauen, sei es wichtig, Sport zu treiben, rät Georg Pieper, Experte für Trauma- und Stressbewältigung. Statt den Kummer in Alkohol zu ertränken, steigen Arbeitnehmer besser auf das Fahrrad, gehen laufen, walken oder schwimmen.
Überwältigt Beschäftigte dennoch die Situation, kann es helfen, sich in Gedanken von ihr zu entfernen. So können sich Betroffene etwa sagen „Ich bin nicht das Zentrum der Welt“ oder „Das ist eine Sache unter ganz vielen, die mir auf meinem langen Lebensweg passiert“.
Freunde und Familie sind in dieser Zeit in erster Linie als Zuhörer gefragt, erklärt Doris Märtin, Ratgeberautorin zum Thema. Gut gemeinte Ratschläge wie „Wer weiß wozu es gut ist“ oder „Geht eine Tür zu, geht irgendwo eine andere auf“ sollten sie sich sparen. Für die Betroffenen seien solche Äußerungen wie eine kalte Dusche. Stattdessen ist es häufig besser, gemeinsam Alternativen auszuloten - und zu fragen, welche Hilfe derjenige sich wünscht. Das können ganz pragmatische Sachen sein, wie im Supermarkt einkaufen zu gehen.
Ist der Gescheiterte sehr wütend, haben Freunde und Familie noch eine andere Aufgabe. „Die Gefahr ist nun, dass Beschäftigte unüberlegte, impulsive Entscheidungen treffen“, warnt Gruhl. Zum Beispiel verzichten sie aus Stolz bei einer Kündigung auf eine Abfindung. Andere treten vielleicht eher nach und streuen Gerüchte über die Gegner in der Firma. Wichtig ist deshalb, den Betroffenen immer wieder zu beruhigen. Oft reicht schon ein Satz wie: „Bevor du das wirklich machst, lass uns noch einmal einen Spaziergang machen.“
Nach der Schockphase können Gescheiterte sich dann langsam Schritt für Schritt von dem Misserfolg befreien. „Niemand sollte sich den Druck machen, sofort wieder einen ähnlich guten Job zu finden“, sagt Gruhl. Statt prompt die perfekte Lösung finden zu wollen, sei es oft besser, erst einmal das nächste halbe Jahr oder sogar nur die nächste Woche und den nächsten Tag zu planen.
Der Rückschlag wird zwar immer Teil der eigenen Biografie bleiben. Doch im besten Fall können Betroffene dem Scheitern mit ein wenig Abstand etwas Positives abgewinnen. Das kann zum Beispiel sein, dass sie sich nun selbst besser kennen. Und häufig gewinnen sie Gelassenheit, weil sie eine Krise gemeistert haben.
Literatur:
- Gruhl, Monika: Resilienz - die Strategie der Stehauf-Menschen: Krisen meistern mit innerer Widerstandskraft, Kreuz Verlag, 2014, 14,99 Euro, ISBN-13: 978-3451612985
- Pieper, Georg: Wenn unsere Welt aus den Fugen gerät: Wie wir persönliche Krisen bewältigen und überwinden, btb Verlag, 2014, 9,99 Euro, ISBN-13: 978-3442747993
- Märtin, Doris: Mich wirft so schnell nichts um: Wie Sie Krisen meistern und warum Scheitern kein Fehler ist, Campus Verlag, 2010, 17,90 Euro, ISBN-13: 978-3593385518
- Kraus, Katja: Macht: Geschichten von Erfolg und Scheitern, Fischer Taschenbuch, 2014, 9,99 Euro, ISBN-13: 978-3596194339