Pauker im Auslandseinsatz - Fernab der Heimat unterrichten
Stuttgart (dpa/tmn) — In der Wirtschaft ist es häufig gang und gäbe, einige Zeit im Ausland zu arbeiten. Was viele nicht wissen: Auch für Lehrer gibt es diese Möglichkeit. Rund 2000 Fachkräfte machen das derzeit.
Doch wie funktioniert das?
In den ersten Tagen ihres Auslandsaufenthaltes saß Inken König in Johannesburg vor allem auf dem Amt. Zusammen mit anderen Ausländern wartete sie stundenlang auf einen Stempel, der ihren Status als Lehrerin bestätigte. Nur damit durfte sie in Südafrika unterrichten. „Der Anfang war etwas holprig, aber alle Mühe wert“, erzählt die Grund- und Hauptschullehrerin aus Baden-Württemberg.
König hat von 2008 bis 2012 in Südafrika unterrichtet. Auf eigene Faust bewarb sie sich als Ortslehrkraft an einer deutschen Auslandsschule. „Da ich unbedingt nach Südafrika wollte, bin ich nicht über die Zentralstelle des Bundesverwaltungsamtes gegangen, sondern habe die Bewerbungsunterlagen persönlich vor Ort abgegeben“, erzählt König. Nach zwei Wochen kam die Zusage, sie könne sofort anfangen.
Wer als Lehrer ins Ausland möchte, hat drei Möglichkeiten: Er kann als Orts-, Programm- oder Auslandsdienstlehrkraft gehen. Ortslehrkräfte wie König müssen ihr Gehalt mit der Schule persönlich verhandeln. Sie werden meist schlechter bezahlt als die Programm- oder Auslandsdienstlehrkräfte, die von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) des Bundesverwaltungsamts vermittelt werden. Dafür sind sie flexibel bei der Länderwahl und können sich ihre Schule selbst aussuchen.
Programmlehrkräfte können auch jene werden, die keine Festanstellung in Deutschland haben. Diese Möglichkeit nutzen in der Praxis häufig Absolventen, die direkt nach dem zweiten Staatsexamen an einer ausländischen Schule unterrichten wollen und noch keine feste Stelle haben.
„Den besten Status der drei Vermittlungsprogramme haben Lehrer als Auslandsdienstlehrkräfte“, erklärt Franz Dwertmann. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe Auslandslehrer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.
Mit der Planung sollte bei jedem Programm ein Jahr im Voraus begonnen werden. Grundsätzlich können sich alle Lehrer auf einen Platz im Ausland bewerben. „Gymnasiallehrer aus dem Fach Deutsch haben die besten Chancen“, sagt Claudia Talaska, Pressesprecherin der ZfA.
Spezifische Länderwünsche von Programm- und Auslandslehrkräften können, müssen aber nicht berücksichtigt werden. Abhängig ist das vom aktuellen Bedarf an den Schulen. Wer die ausgeschriebene Stelle bekommt, entscheidet der Schulleiter an der Auslandsschule. „Der Bewerber kann im Vorfeld schon Kontakt zur gewünschten Schule aufnehmen, um so auf sich aufmerksam zu machen“, erklärt Karlheinz Wecht. Er ist Vorsitzender des Verbands deutscher Lehrer im Ausland (VDLiA).
Inken König war vier Jahre im Ausland. Seit 2012 unterrichtet sie wieder in Deutschland an einer Gemeinschaftsschule, in der sie auf unterschiedliche Lernniveaus der Schüler eingehen muss. Neu sei das für sie nicht: In der Schule in Südafrika saßen Botschafterkinder neben Schülern, die aus bildungsfernen Familien kamen. Auf jedes Kind individuell einzugehen, habe sie vor allem in Afrika gelernt.