Ratgeber So gelingt der Sprung in die Selbstständigkeit

Selbst der Chef sein zu können, klingt äußerst spannend, ist aber auch mit einigen Herausforderungen verbunden. Es gibt viele Faktoren, auf die angehende Gründer achten müssen, wenn der Sprung in die Selbstständigkeit von Erfolg gekrönt sein soll.

Der Businessplan kann Gründern dabei helfen, den Überblick über die eigenen Finanzen zu behalten und externes Kapital einzuwerben.

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Entwicklung einer Geschäftsidee

Noch bevor es zur Gründung eines Unternehmens kommt, müssen Gründer vorbereitende Maßnahmen treffen. Der erste Schritt sollte darin bestehen, sich intensiv damit auseinanderzusetzen, welches Geschäftsmodell die eigene Firma verfolgen soll. Die Geschäftsidee ist von besonderer Bedeutung, da sie darüber entscheidet, ob das Unternehmen langfristig Erfolg haben kann oder ob es von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Dabei muss die Geschäftsidee nicht zwingend besonders innovativ sein. Gründer sollten hauptsächlich darauf achten, dass das Geschäftsmodell ihres Unternehmens zur Lösung eines Problems beiträgt. Je größer der Mehrwert der Produkte und Dienstleistungen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Firma langfristig am Markt etablieren kann.

Berücksichtigung von Stärken und Interessen

Bei der Entwicklung einer Geschäftsidee sollte nicht nur darauf geachtet werden, dass ein bestimmtes Problem gelöst wird. Auch die Stärken und Schwächen der Gründer sollten analysiert und berücksichtigt werden. Grund hierfür ist, dass viele Menschen bei Hindernissen, die während der Selbstständigkeit garantiert auftreten werden, zu schnell aufgeben.

Damit das nicht passiert, sollten Gründer eine Geschäftsidee umsetzen, die ihren Stärken und Interessen entspricht. Wenn das Geschäftsmodell als sinnvoll empfunden wird und eine gewisse Leidenschaft auslöst, ist gewährleistet, dass besonders hart gearbeitet wird, um die gesteckten Ziele tatsächlich zu erreichen. Wer an einer Vision arbeitet, hinter der er wahrhaftig steht, verfügt über deutlich mehr Motivation und Energie als jemand, der lediglich bestimmte Umsatzziele erreichen möchte. Zudem sollten sich Gründer mit der Frage auseinandersetzen, in welchen Bereichen sie sich besonders gut auskennen und wie sie ihre Stärken gewinnbringend einsetzen können.

Erstellung eines Businessplans

Neben der Entwicklung einer Geschäftsidee gehört auch die Ausarbeitung eines Businessplans zu den Aufgaben, die noch vor der eigentlichen Gründung erledigt werden sollten. Grund hierfür ist, dass der Businessplan mehrere Vorteile mit sich bringt. Zum einen sorgt er dafür, dass Gründer einen wesentlich besseren Überblick über ihr Geschäftsmodell sowie die finanzielle Situation ihres Unternehmens haben. Zum anderen erleichtert er die Kapitalbeschaffung maßgeblich. Dies ist ein außerordentlich wichtiger Faktor, da die meisten Gründer nicht über das erforderliche Eigenkapital verfügen, um die mit der Unternehmensgründung sowie dem Betrieb des Unternehmens verbundenen Kosten stemmen zu können. Dementsprechend muss in vielen Fällen Fremdkapital eingeworben werden.

Teil eines Businessplans ist immer ein Finanzplan, in welchem es um die Wirtschaftlichkeit des jeweiligen Unternehmens geht. Dieser ist nicht nur für die Gründer selbst relevant, sondern auch für externe Investoren, die genau wissen möchten, wie sich die Firma in Zukunft finanziert. Der Businessplan sorgt somit dafür, dass sich Banken und Investoren ein besseres Bild der Finanzsituation eines Betriebs verschaffen können, was die Chancen auf die Vergabe von Kapital entsprechend erhöht.

Finanzierungsmethoden für Start-ups

Bei der Finanzierung im Rahmen von Eigenkapital besteht ein großer Vorteil darin, dass stets die Kontrolle über das eigene Unternehmen gegeben ist und keine Zinszahlungen oder Tilgungsraten zu leisten sind. Gründer können sich somit voll und ganz auf den Aufbau ihres Unternehmens konzentrieren. Wer gerade erst in die Selbstständigkeit startet und nicht über ausreichend Eigenkapital verfügt, muss sich allerdings nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten für das eigene Start-up umsehen. Zu den möglichen Finanzierungsmethoden zählen unter anderem:

Die Buchhaltung ist ein besonders wichtiger Unternehmensbereich und gesetzlich vorgeschrieben.

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  • Freunde und Familie
  • Crowdfunding
  • Bankkredit
  • Wagniskapitalgeber

Unter Umständen kann das Kapital von Familienmitgliedern und Freunden bereitgestellt werden. Dies erfordert allerdings ein hohes Maß an Vertrauen und kann bei finanziellen Misserfolgen die Beziehung entsprechend belasten. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, einen klassischen Bankkredit aufzunehmen. Dabei spielt es keine allzu große Rolle, ob Freiberufler oder Selbstständiger, auch sie erhalten häufig ein Darlehen. Wenn Banken das Risiko des neu gegründeten Unternehmens als zu hoch einschätzen, wird allerdings kein Kredit vergeben. In diesem Fall können Gründer Kapital von Wagniskapitalgebern einsammeln, die dafür aber in der Regel Anteile am Unternehmen einfordern. Somit wird ein Teil potenzieller Gewinne an den externen Investor abgetreten. Dieser kann nicht nur mit finanziellen Mitteln, sondern auch mit Erfahrung und Expertise unterstützen, was einen großen Vorteil darstellen kann, welcher nicht unterschätzt werden sollte.

Auch sogenanntes Crowdfunding gehört mittlerweile zu den Finanzierungsoptionen von jungen Unternehmen. Hierbei wird das Geschäftsmodell einer großen Anzahl an verschiedenen Anlegern präsentiert, die zwar einzeln nicht allzu viel Kapital einbringen, in Summe aber trotzdem eine große finanzielle Unterstützung darstellen können.

Inanspruchnahme von Fördermitteln

Auch der Staat bietet finanzielle Unterstützungen für Start-ups an. Daher sollten sich Gründer mit dieser Thematik auseinandersetzen und überprüfen, ob sie bestimmte Förderprogramme in Anspruch nehmen können. Ein großer Vorteil bei staatlichen Fördermitteln besteht darin, dass diese oft besonders günstige Konditionen aufweisen, sodass im Gegensatz zu anderen Finanzierungsmöglichkeiten keine hohen Kosten entstehen.

Wahl der Rechtsform und Genehmigungen

Im nächsten Schritt geht es darum, sich für eine bestimmte Rechtsform zu entscheiden. Unter Umständen müssen zusätzlich gewisse Genehmigungen eingeholt werden. Grund hierfür ist, dass bei der Gründung innerhalb einer bestimmten Branche oder bei der Ausübung einer bestimmten Tätigkeit Genehmigungen oder Zertifikate erforderlich sind. Wer einen Betrieb im Gastronomiebereich eröffnen möchte, benötigt hierfür ein Gesundheitszeugnis. Dementsprechend ist es empfehlenswert, sich bereits frühzeitig bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu informieren, ob für die Gründung spezielle Genehmigungen eingeholt werden müssen oder ob eine Gewerbeerlaubnis benötigt wird.

Die passende Rechtsform finden

Die Wahl der Rechtsform hat großen Einfluss auf viele wichtige Bereiche des Unternehmens. Hierzu zählen:

  • Finanzen
  • Steuern
  • Haftung

Daher ist es von großer Bedeutung, dass sich Gründer für eine für ihr Vorhaben geeignete Rechtsform entscheiden. Eine wichtige Frage ist hierbei, ob die ausgeübte Tätigkeit zu den freien Berufen gehört oder gewerblicher Natur ist. Freiberufler zeichnen sich dadurch aus, dass sie einer kreativen Tätigkeit nachgehen und eigenverantwortlich für mehrere Auftraggeber arbeiten. Sie müssen keine spezielle Rechtsform anmelden. Fällt die Tätigkeit nicht unter die freien Berufe, muss ein Gewerbe angemeldet werden. Zu den möglichen Unternehmensformen in Deutschland zählen unter anderem:

  • Einzelunternehmen
  • GmbH
  • UG

Die Gründung eines Einzelunternehmens ist schnell, unkompliziert und günstig. Ein großer Nachteil dieser Rechtsform besteht darin, dass keine Haftungsbeschränkung greift. Bei einer GmbH oder UG hingegen haften Gesellschafter nicht mit ihrem Privatvermögen, sofern keine grobe Fahrlässigkeit besteht. Bei einer GmbH fallen die anfänglichen Kosten hoch aus, da ein Stammkapital in Höhe von 25.000 Euro eingebracht werden muss. Eine UG kann bereits mit einem Stammkapital von nur einem Euro gegründet werden. Das wissen allerdings auch Kunden und Geschäftspartner, sodass die GmbH über ein besseres Image verfügt.

Welche Rechtsform am besten den eigenen Anforderungen entspricht, hängt letztlich von vielen Faktoren ab. Hierzu zählt neben der Haftung und der Höhe des eingebrachten Kapitals auch die Anzahl der Gründer. Ein Einzelunternehmen kann, wie der Name bereits suggeriert, ausschließlich von einer Person gegründet werden. Wird das Unternehmen von mehreren Personen ins Leben gerufen, ist diese beliebte Unternehmensform daher keine Option. Es ist zu empfehlen, sich von einem kompetenten Steuerberater oder Rechtsanwalt beraten zu lassen, der sich auf diesen Bereich spezialisiert hat.

Anmeldung des Gewerbes

Nachdem die Entscheidung für eine bestimmte Rechtsform gefallen ist, muss ein Gewerbe beim zuständigen Gewerbeamt angemeldet werden. Die Anmeldung eines Gewerbes ist sowohl bei Gründung eines Einzelunternehmens als auch bei Gründung einer GmbH oder einer UG erforderlich. Eine Eintragung ins Handelsregister und ins Transparenzregister ist allerdings nur bei GmbH und UG nötig, sodass der bürokratische Aufwand für Einzelunternehmer entsprechend geringer ausfällt.

Eröffnung eines Geschäftskontos

Besonders wichtig ist die Eröffnung eines Geschäftskontos. Dieses sollte ausschließlich für geschäftliche Transaktionen verwendet werden. Auf diese Weise lassen sich die privaten von den betrieblichen Finanzen trennen. Dies sorgt für eine deutlich bessere Übersicht und erleichtert die Buchhaltung ungemein.

Die richtige Buchhaltung

Um stets einen guten Überblick über die eigenen Finanzen zu haben und keinen Stress mit dem Finanzamt zu riskieren, sollte die Buchhaltung sorgfältig abgewickelt werden. Neben einer korrekten Steuererklärung müssen Gründer darauf achten, dass keine Fehler beim Schreiben von Rechnungen entstehen. Zudem muss eine Lohnbuchhaltung angefertigt werden, wenn Mitarbeiter eingestellt werden. Damit hier keine Fehler entstehen und Gründer sich auf wichtigere, strategische Aufgaben konzentrieren können, kann die Buchhaltung an einen hierauf spezialisierten Dienstleister ausgelagert werden. Auch die Nutzung einer geeigneten Buchhaltungssoftware ist zu empfehlen, da diese den Arbeitsaufwand im Rahmen von Automatisierungen erheblich reduzieren kann.

Abschluss von Versicherungen

Viele Gründer beschäftigen sich nicht ausreichend mit dem Bereich Versicherungen. Das ist verständlich, weil es sich um ein trockenes Thema handelt, ist für den Unternehmenserfolg aber essenziell. In manchen Branchen kann es unter Umständen zu kostspieligen Klagen kommen, sodass Unternehmen sich entsprechend absichern sollten, um im Falle einer solchen Klage nicht vor dem finanziellen Ruin zu stehen. Wenn sich das Geschäftsmodell hauptsächlich online abspielt, sollte über den Abschluss einer Cyberversicherung nachgedacht werden. Grund hierfür ist, dass es immer häufiger zu Cyberattacken auf Unternehmen kommt.

Dabei sollten Gründer nicht nur auf den Schutz ihres Unternehmens achten, sondern sich auch selbst absichern. Hier ist unter anderem der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu empfehlen, die Selbstständige finanziell absichert, wenn diese ihrer Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr nachgehen können. Um die erforderlichen Versicherungen identifizieren zu können, sollten sich Gründer von einem auf Unternehmen spezialisierten Versicherungsfachmann beraten lassen.