Studienangebote für Gastwirte und Hoteliers

München (dpa/tmn) - Eine Ausbildung ist längst nicht mehr der einzige Weg, der in die Hotellerie und Gastronomie führt. Es gibt immer mehr Studienangebote für angehende Fachkräfte in diesem Bereich.

Akademiker werden vor allem für Managerposten gebraucht.

Der Ober serviert zum Milchkaffee einen Diskurs über Dante - das bleibt wohl auch künftig die Ausnahme. Dennoch haben immer mehr Fachleute in der Hotellerie und Gastronomie einen akademischen Abschluss. Schulabgänger drängen über Universitäten und Fachhochschulen ins Gastgewerbe. „Die Akademisierung der Branche nimmt zu“, sagt Prof. Axel Gruner von der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München, die seit Jahren entsprechende Studiengänge anbietet.

Akademiker im Gastgewerbe arbeiten vor allem im Hintergrund. In Direktionszimmern, Chefetagen, Personalabteilungen und Buchhaltungen sind sie tätig. Sie managen Geschäfte rund um Hotelimmobilien, Zimmerkontingente und den Einkauf. Ob Computer oder Ketchup - für Hotelketten geht es bei Bestellungen schnell um gewaltige Summen. Da heißt es für den Manager, den richtigen Lieferanten auszuwählen.

Es reicht für Hotelfachkräfte nicht mehr, hinter dem Empfangstresen auf Gäste zu warten: Hotelketten sind nicht selten in den Händen von Investmentfirmen und brauchen Manager, die deren Sprache sprechen und die Wirtschaft verstehen. In einer Kellnerschürze erlebt man Hochschulabsolventen eher selten. Doch Studium hin oder her: Ohne praktische Erfahrung lässt sich in der Branche keine Karriere machen.

Das kann Michael Wünsch bestätigten, der zwei Hotels in Frankfurt am Main leitet. Der 33-Jährige hatte sich nach neun Jahren Arbeit in den Hörsaal gesetzt. „Beim Studium habe ich methodisches Arbeiten gelernt. Man muss sich aber klar darüber sein, dass es ohne Praxis nicht geht“, sagt er. „In der Hotelbranche kommt es auf die Position an, die man auszufüllen hat. Zwischen Studierten und Nichtstudierten wird weniger unterschieden.“

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) steht den neuen Ausbildungswegen eher verhalten gegenüber. „Rein akademisch ausgebildete Menschen sind im Hotelbetrieb operativ kaum einsetzbar“, findet DEHOGA-Geschäftsführerin Sandra Warden. Die Unternehmen setzen nach ihrer Erfahrung weiter vor allem auf Fachkräfte mit einer Berufsausbildung - etwa Hotelfachleute oder Hotelkaufleute.

Von diesen Ausbildungen heben sich moderne Studienangebote schon sprachlich deutlich ab: Sie heißen etwa „Hospitality Management“ und lösen herkömmliche Diplom-Studiengänge wie den „Betriebswirt/Tourismus“ ab. „Das Angebot nimmt zu“, hat auch Sandra Warden beobachtet. Es handele sich dabei aber eher um „die Reaktion auf Wünsche der Abiturienten“.

Den Bachelor erhält man üblicherweise nach sechs bis sieben Semestern. In Deutschland bieten mehr als zwei Dutzend Einrichtungen entsprechende Studiengänge an. Wen es in die Welt zieht, der kann passende Fächer auch im Ausland studieren, beispielsweise in der Schweiz, Großbritannien, Spanien, den Niederlanden oder Irland, wie der Hotelverband Deutschland (IHA) in einer Broschüre erläutert.

In Deutschland haben sich die Hochschulen in solchen Fächern auf den Wunsch nach Praxisnähe eingestellt. Beim „integrierten Studium“ in München arbeiten Studienanfänger im ersten Jahr durchgängig in einem Hotel und halten auch danach Kontakt, erklärt Prof. Axel Gruner. Rund 3800 junge Menschen bewerben sich jedes Jahr um einen der 180 Studienplätze. Der Marktführer in der Systemgastronomie, McDonald's, bildet Führungskräfte für den Eigenbedarf an einer eigenen Akademie aus. Dort können sie auch einen Bachelor machen.

Die Ansichten über die Chancen beim Berufseinstieg gehen auseinander. „Wir können nicht sagen, dass der Markt nach besonders vielen Absolventen lechzen würde“, sagt Sandra Warden. Axel Gruner prognostiziert hingegen, dass der Markt sich sehr verändern werde. „Die amerikanischen Ketten sind hier Vorreiter. In Amerika gelten akademische Abschlüsse als höher bewertet.“

Ein üppiges Managergehalt dürfen studierte Gastronomen und Hotelfachleute nicht gleich erwarten. Im Vergleich zu anderen Branchen verdienten Berufsanfänger weniger, sagt Michael Wünsch. Die Einstiegsgehälter seien etwa mit denen in der Wirtschaft nicht vergleichbar. Berufsanfänger starten häufig mit etwa 2500 bis 2800 Euro brutto. Boni wie kostenloses Essen, preiswerte Übernachtungen in Hotels des Unternehmens oder Dienstwagen gleichen einiges an Einkommen aber aus.