Unternehmen umwerben beim Speed-Dating Studenten

Augsburg (dpa) - Nach 15 Minuten schrillt die Glocke: Beim Company-Speed-Dating lernen sich Firmen und Bewerber kennen. Hochschüler mit Fächern wie Informatik sind heiß begehrt. Statt einer Beziehung winkt ihnen ein Job, wie ein Beispiel zeigt.

Der Informatik-Student Han-Kie Dang kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Eigentlich ist er hier doch der Bewerber, der sich im Vorstellungsgespräch im besten Licht darstellen will. Stattdessen erklärt ihm beim Unternehmens-Speed-Dating an der Uni Augsburg eine Firma nach der anderen, warum er gerade dort anfangen sollte. „Dann mache ich mal ein bisschen Werbung für uns“, sagt Andrea Wittek von dem kleinen Software-Unternehmen Secomba, noch bevor der 23-Jährige viel über sich erzählt hat. „Wir können dir viel Flexibilität und Verantwortung bieten.“

Auf dem Tisch liegen Gummibärchen. Wittek fragt den Informatik-Studenten nach seinen Hobbys und ob er gern Fußball spiele. „Ich würde mich freuen, wenn du dich meldest“, sagt sie, als nach knapp 15 Minuten die Glocke schrillt. Die Vorstellungsrunde ist beendet. Damit bekommt das nächste Unternehmen die Chance, Han-Kie Dang von sich zu überzeugen.

Neun Firmen hat der Career Service der Uni Augsburg für ihn herausgesucht - mehr Gespräche waren zeitlich nicht möglich. Das Profil des Informatik-Studenten passte auf viele der rund 15 Unternehmen, die bei der Aktion am Freitag mitmachten. Ähnliche Aktionen gab es schon an anderen Hochschulen. Sie sind angelehnt an das Dating-Format für Singles auf Partnersuche - die dabei in wenigen Minuten versuchen müssen, das Herz ihres Gegenübers zu gewinnen.

Die Veranstaltung an der Uni Augsburg richtete sich schwerpunktmäßig an Studenten der sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Nach den ersten Gesprächen weiß Han-Kie Dang: Er ist begehrt, sehr begehrt sogar. Immer wieder habe er zwar davon gehört, dass es auf dem Arbeitsmarkt gut für ihn aussehe, sagt der Informatik-Student. Aber dass er tatsächlich so gefragt ist, damit hatte er nicht gerechnet.

Anfangs wirkt der 23-Jährige schüchtern, sagt, er fühle sich in seinem schwarzen Jackett overdressed. Doch seine Selbstsicherheit steigt mit jedem Gespräch. Microsoft wirbt bei ihm für ein technisches Traineeprogramm - unbefristeter Vertrag, Einstiegsgehalt rund 52 000 Euro im Jahr. Um die 20 Stellen seien ab Oktober zu vergeben, alle noch unbesetzt, sagt Microsoft-Anwerberin Stefanie Mautz. Han-Kie Dang schreibt gerade an seiner Master-Arbeit, voraussichtlich im September ist er mit seinem Studium fertig. Mautz sagt: „Wir würden uns freuen, wenn es dir Spaß machen würde.“ Der 23-Jährige ist angetan. „Das war schon sehr überzeugend“, findet er.

„Ein Informatiker hat es vergleichsweise einfach, einen Job zu finden“, sagt Arbeitsmarkt-Experte Ralf Beckmann von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. „Es wäre wünschenswert, wenn es auch mehr Unternehmens-Speed-Datings für Geistes- und Sozialwissenschaftler gäbe.“ Hier seien eher die Studenten die Suchenden und weniger die Unternehmen. Aus Sicht des Sprechers des Deutschen Studentenwerkes, Stefan Grob, wären Company-Speed-Datings für Geistes- und Sozialwissenschaftler hingegen das falsche Format. „Hier wäre mir eine stärkere Berufsorientierung im Studium lieber.“

Ein Unternehmens-Speed-Dating für Geistes- und Sozialwissenschaftler zu organisieren, sei schwierig, sagt auch die Leiterin des Career Service der Uni Augsburg, Julia Brombach. „Dafür bräuchten wir genug Unternehmen, die kommen wollen.“ Auch sie findet für Geistes- und Sozialwissenschaftler Formate sinnvoller, die eine Orientierungshilfe geben, welche Jobs überhaupt infrage kommen. Der Rekrutierungsbedarf der Firmen sei für diese Absolventengruppe sehr viel geringer - bei den MINT-Fächern hingegen hätten noch weit mehr Unternehmen Interesse gehabt, beim Speed-Dating mitzumachen, sagt Brombach. Der Andrang der begehrten Studenten und Absolventen hielt sich dagegen in Grenzen. Die Anmeldefrist wurde verlängert, um mehr von ihnen anzulocken. Am Ende machten dann rund 50 mit.