Wartesemester vor dem Studium sinnvoll nutzen
Berlin (dpa/tmn) - Die Unis rechnen in diesem Herbst mit einem Bewerberansturm. Nicht alle Abiturienten werden deshalb mit einem Studium beginnen können. Um die Wartesemester zu überbrücken, gibt es viele Möglichkeiten: ein Praktikum, eine Reise oder ein Jahr als Bufdi.
Nach dem Abi direkt an eine Hochschule - so glatt läuft es bei vielen nicht. Entweder wissen sie nämlich nicht, was sie nach der Schule wirklich gerne machen wollen. Oder aber der Traumstudiengang ist gefunden, doch leider erstmal überfüllt. Die Folge: Statt Studium ist Warten angesagt. Doch so ein Wartesemester muss keine verlorene Zeit sein, sondern kann durchaus sinnvoll genutzt werden.
Für diese Wartezeit gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man könne zum Beispiel in dem Beruf ein Praktikum machen, den man durch sein Studium ansteuern möchte, sagt Karriereberater Martin Wehrle aus Jork bei Hamburg. „Das hat gleich zwei Vorteile: Erstens kann man sich vergewissern, ob das Studium überhaupt die richtige Wahl ist. Und zweitens kann man so schon erste Praxis sammeln.“ Das erleichtere den Einstieg ins Studium und mache sich später gut im Lebenslauf.
Eine Alternative sei eine Arbeit im sozialen Bereich, führt Wehrle aus. Wer mit Kranken, Alten oder Behinderten arbeite, baue seine soziale Kompetenz aus und sammele Lebenserfahrung. „Gerade Ehrenämter sind später, wenn man sich bewirbt, ein Trumpf in einer Bewerbung: Sie lassen auf ein hohes Engagement schließen.“
Ähnliches kann für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), ein Ökologisches Jahr oder aber den Bundesfreiwilligendienst (BFD) gelten. Während es die ersten beiden schon länger gibt, ist der BFD erst im Juli dieses Jahres gestartet.
„Ähnlich wie im FSJ kann man in verschiedenen Bereichen arbeiten“, erklärt Wolfgang Hinz-Rommel, Fachmann für die Freiwilligen Dienste des Diakonischen Werks Württemberg in Stuttgart. Dazu gehörten soziale, kulturelle, sportliche oder ökologische Aufgaben sowie Einsätze im Denkmalschutz. Die Unterschiede zum Beispiel zum FSJ seien eher gering. Dennoch könne es etwas andere Einsatzstellen und in einigen Einrichtungen möglicherweise auch eine andere Bezahlung geben.
„Die Regelzeit als sogenannter Bufdi ist ein Jahr, man kann sich aber auch für einen kürzeren Dienst bewerben“, berichtet Hinz-Rommel. So müsse man mindestens sechs Monate im BFD arbeiten. „Ein Start ist dabei durchgehend möglich - wenn Plätze frei sind.“ Bewerben könne man sich entweder direkt bei der gewünschten Einsatzstelle oder bei einem der Träger wie Diakonie oder Caritas.
Nicht alle möchten jedoch im Wartesemester arbeiten oder Praktika machen. Ob man dann auch einfach nur entspannen oder reisen darf? „Ja, man darf“, findet Karriereberater Wehrle. „Nur sollte man, wo immer möglich, im Lebenslauf einen Bezug zum Studium oder Beruf herstellen.“ Also die Auszeit später gut verkaufen.
Das gilt übrigens für Wartesemester an sich: Es ist keine Lücke im Lebenslauf, wie Wehrle betont. „Alles, was man in dieser Zeit tut, lässt sich im Lebenslauf verkaufen. Wer reist, sollte aufschreiben, was er dabei gelernt hat. Wer liest, sollte sagen, was ihm das fürs Studium oder den Beruf gebracht hat.“ Dass jemand gar nichts tue, sei nicht möglich. „Man braucht nur ein Bewusstsein dafür, wo die Verbindung zum späteren Beruf liegt.“