Wie werde ich ...? Kaufmann für Dialogmarketing
Berlin/Hamburg (dpa/tmn) - Dialogmarketing ist eine Branche, in der überwiegend Frauen arbeiten. Sie sitzen zum Beispiel in Callcentern und beantworten Kundenanfragen. Für die Tätigkeit braucht man vor allem eines: Gute Nerven.
Denn nicht alle Anrufer sind freundlich.
Nach mehr als einem Dutzend Telefonanrufen meldet sich Daniela Sommer zur Pause ab. Als Grund sagt die junge Frau: „Ich muss erst einmal auftanken.“ Sie arbeitet in einem Callcenter. Ihre Aufgabe ist, für die Hotline einer Elektrofirma Beschwerden und Anfragen von Kunden entgegenzunehmen. „Dabei muss ich immer höflich bleiben, egal ob die Leute einen Sachverhalt umständlich darstellen oder in den Hörer pöbeln“, sagt die Kauffrau für Dialogmarketing.
Dialogmarketing ist eine immer wichtigere Serviceleistung von Unternehmen. Denn immer mehr Menschen hätten ein Handy und das Bedürfnis, jederzeit auf Serviceleistungen zurückzugreifen, erklärt Michael Assenmacher vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin. Für die Jobs sind Profis wie Daniela Sommer gefragt.
Ein wichtiger Bereich des Dialogmarketings sind die Callcenter. Von ihnen gibt es in Deutschland etwa 6500. „Sie beschäftigen rund eine halbe Million Menschen“, informiert Jens Fuderholz, Sprecher des Call Center Verbands (CCV) in Berlin.
Und dieser Arbeitsmarkt ist noch längst nicht gesättigt. „Es besteht ein Mangel an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Rund 15 000 offene Stellen hat die Arbeitsagentur Anfang 2011 noch verzeichnet“, so Fuderholz. Zurzeit machen mehr als 3000 Kaufleute für Dialogmarketing die Ausbildung. Nahezu 70 Prozent der Lehrlinge sind Frauen.
Um für diese anspruchsvolle Arbeit geeignet zu sein, reicht es längst nicht aus, ein Telefon und einen Computer bedienen zu können. Deshalb führten die Verantwortlichen der Branche auch im Jahr 2006 den Ausbildungsberuf Kaufmann für Dialogmarketing ein. Azubis müssen drei Jahre in Betrieben und Berufsschulen lernen und dann die staatliche Prüfung bestehen. Eine zweijährige Ausbildung führt zur Fachkraft für Dialogmarketing. Assenmacher verweist darauf, dass sich die Tätigkeit auch für Umschüler bestens eignet.
Ihr ganzes Berufsleben muss Daniela Sommer mit ihrer Ausbildung jedoch nicht im Callcenter verbringen. Denn auch Vertriebsabteilungen in Handel und Industrie, Versicherungen, Banken, Dienstleister oder mittelständische Betriebe haben Jobs für sie. Selbst der öffentliche Dienst verzichtet nicht mehr auf diese Fachkräfte, seit die Behörden die bundeseinheitliche Telefonnummer 115 eingeführt haben. Die Bundesagentur für Arbeit hat zahlreiche eigene Callcenter.
Personalchefs erwarten bei angehenden Azubis einen guten Realschulabschluss, fließendes Deutsch, Interesse für Mathematik und Fremdsprachenkenntnisse. Daneben ist vor allem gutes Englisch gefragt.
Nach Empfehlung der Handelskammer Hamburg, das einer der wichtigsten Standorte für Dialogmarketing ist, liegt die Ausbildungsvergütung im ersten Jahr bei 450 Euro, sie steigen dann auf 500 Euro und erreichen im dritten Jahr 550 Euro.