Wie werde ich...? Augenoptiker

Wasserburg (dpa/tmn) - Ob Sonnen- oder Lesebrille - Augenoptiker helfen, das passende Modell zu finden. Wer sich für den Job interessiert, braucht vor allem handwerkliches Geschick. Ein Brillenglas in eine Fassung einzupassen, ist Millimeterarbeit.

Wer kennt das nicht? Im Brillengeschäft steht eine Glasvitrine neben der nächsten - Dutzende von Gestellen sind darin platziert. Wer als Kunde davor steht, hat die Qual der Wahl. Bei der Entscheidungsfindung helfen Augenoptiker. Eine von ihnen ist die Auszubildende Theresa Schöberl aus Wasserburg.

Jeden Tag muss sich Schöberl rasch auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Fragen ihrer Kunden einstellen. Passt das Brillengestell zur Gesichtsform, passt es zum Typ? Sobald das Modell feststeht, geht es entsprechend der Fehlsichtigkeit des Kundens an die Auswahl der Gläser. „Der Job ist unglaublich abwechslungsreich“, sagt sie.

Das sieht ihr Chef, der Wasserburger Augenoptiker-Meister Andreas Götz, genauso: „Unser Berufsalltag hat nicht nur eine modische und eine technische Seite, daneben gibt es auch kaufmännische Aspekte.“ Selbst medizinische Fragen kommen nicht zu kurz. So müssen sich Augenoptiker mit Fehlsichtigkeit unterschiedlichster Art auseinandersetzen - und für alles eine individuelle Lösung finden.

Wer den Beruf ergreifen möchte, braucht mindestens einen Hauptschulabschluss. Tatsächlich hätten die meisten sogar die Mittlere Reife, erläutert Horst Dauter, Geschäftsführer beim Bundesverband Deutscher Augenoptiker in Braunschweig. Wer sich für den Beruf interessiert, sollte gut in Mathe und Physik sein, rät Augenoptiker-Meister Götz. Die Ausbildung dauert drei Jahre - Jugendliche lernen im Betrieb und in der Berufsschule.

Im Unternehmen lernen sie zum Beispiel, Gläser manuell in die Fassungen einzuarbeiten. „Das ist Feinarbeit, die viel handwerkliches Geschick erfordert“, erklärt Götz. Oft zählt jeder Millimeter. Neben Handarbeit kommen im Augenoptiker-Alltag aber auch immer mehr High-Tech-Maschinen zum Zuge. In der Berufsschule beschäftigen sich Azubis dann zum Beispiel damit, die Schäden an kaputten Brillen zu beurteilen. Anschließend berechnen sie die Reparaturkosten.

In der Ausbildung ist aber auch der fachliche Umgang mit Kontaktlinsen ein Thema: So gibt es die unterschiedlichsten Typen von Linsen, die der Augenoptiker seinen Kunden individuell anpasst. Auch die ansprechende Präsentation von Waren im Geschäft ist während der Ausbildung ein Thema.

Die Chancen, nach einer Augenoptiker-Lehrstelle eine Anstellung zu bekommen, sind ausgesprochen gut. „In unserer Branche gibt es Vollbeschäftigung“, erzählt Götz. Viele Betriebe klagten über Bewerbermangel.

Das bestätigt auch der Zentralverband der Augenoptiker (ZVA) in Düsseldorf. „Wir müssen intensiv Werbung für unseren Beruf machen, um an geeigneten Nachwuchs zu kommen“, sagt ZVA-Sprecher Ingo Rütten. Nach seinen Angaben beginnen pro Jahr rund 2200 junge Leute eine Augenoptiker-Lehre. Derzeit gibt es in der Branche deutschlandweit 6500 Azubis - drei Viertel von ihnen sind weiblich. Zum Teil müssen Bewerber einen Eignungstest bei den Betrieben bestehen. Dabei sind vor allem Rechen- und Physikaufgaben zu lösen. Aber auch Fragen zum Sozialverhalten können in den Tests enthalten sein.

In den alten Bundesländern bekommen angehende Augenoptiker im ersten Ausbildungsjahr durchschnittlich 419 Euro pro Monat - im dritten sind es rund 588 Euro pro Monat. In den neuen Bundesländern verdienen Jugendliche in jedem Ausbildungsjahr circa 100 Euro weniger. Nach der Ausbildung liegt das Einstiegsgehalt bei durchschnittlich 1600 Euro brutto, sagt Dauter.

Wer nach einer erfolgreichen Ausbildung und ersten Berufsjahren weiterkommen will, kann eine Fortbildung zum Augenoptiker-Meister absolvieren. „Das ist auch berufsbegleitend möglich“, sagt Rütten. Auch besteht die Möglichkeit, sich zum Bachelor oder Master of Science Optometry weiterzubilden. Daneben gibt es Seminare und Lehrgänge, um sich in Themenbereichen wie etwa Sportoptik oder Kinderoptometrie auf dem Laufenden zu halten. Was für ein Zukunftspotenzial der Beruf des Augenoptikers hat, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass fast jeder irgendwann in seinem Leben auf eine Sehhilfe angewiesen ist. Das muss nicht unbedingt immer mit Fehlsichtigkeit zusammenhängen. Im Augenoptiker-Fachgeschäft gibt es schließlich auch Ski- oder Sonnenbrillen zu kaufen.