Wie werde ich...? Bibliothekar
Berlin (dpa/tmn) - Bibliothekare suchen für ihre Kunden mit moderner Technik Informationen. Zeit für ausgiebige Lektüre bleibt dabei nicht. Stattdessen steht Kommunikation im Vordergrund. Wer sich für den Beruf interessiert, sollte extrovertiert sein.
Die Aufgabe von Bibliothekaren ist es, Informationen für ihre Kunden oder Arbeitgeber zu beschaffen. Staubige Karteikarten sind dabei von gestern. Heute arbeiten Bibliothekare mit Computern und E-Books. Die Auswahl an Arbeitsplätzen hat sich dabei in den letzten Jahren enorm vergrößert.
Simon Schmidt aus Hamburg ist kein Bücherwurm. Er hat einen Bachelor-Abschluss erworben und arbeitet nun in der Musikabteilung der Bücherhallen in Hamburg. Parallel dazu arbeitet er an seinem Master-Abschluss. Nach dem Bachelorabschluss ist man Generalist, sagt er. Bibliothekare sind Dienstleister, Informationshändler und Multimediaspezialisten in Personalunion. Sie erwerben Neuerscheinungen, organisieren Veranstaltungen und treiben die Digitalisierung mit Erfolg voran: Manche bekommen auf der Arbeit kein Buch und keinen Text mehr in die Hand.
„Bibliothekare sollten extrovertierte Menschen sein“, sagt Klaus-Rainer Brintzinger, Vorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare. Denn es ist wichtig, dass sie vom Leser erfahren, was er braucht. Man müsse Gespür dafür entwickeln, welche Informationen die Kunden suchen, ergänzt auch Michael Reisser, Geschäftsführer des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB).
Bibliothekare werden etwa in Stadtbüchereien, wissenschaftlichen Bibliotheken und in Firmen gesucht. Die Arbeit in der Stadtbücherei ähnelt landläufigen Vorstellungen eines Bibliothekars am ehesten. Gespräche mit buntem Publikum, Autorenlesungen oder Besuche von Schulklassen stehen an.
Wissenschaftliche Bibliotheken unterstützen in erster Linie Forscher und Studenten. „Man muss wissen, dass man als Bibliothekar hier in der Regel in einem Metier arbeitet, von dem man inhaltlich nichts versteht“, sagt Brintzinger. Das bedeutet praktisch, dass die Dateien und Medien ohne Fachwissen anhand formaler Kriterien durchsucht werden müssen. „Der Dank der Mühen ist, wenn man im Vorwort einer Doktorarbeit namentlich erwähnt wird“, sagt Reisser.
Als Arbeitgeber kommen weiter Rundfunksender, Firmen, Forschungseinrichtungen, Pressestellen und Kanzleien in Betracht. Egal, ob es etwa um die Exportregeln eines Staates, eine seltene Vogelart oder um Prominente geht: Rechercheabteilungen beschaffen die gefragten Informationen. Firmen und Institute sparen mit ihrer Hilfe kostspielige Abonnements für Fachzeitschriften und Arbeitszeit.
Zum Einstieg in den Beruf führt in der Regel ein Studium. Fachhochschulen sind die erste Wahl für alle, die es in die Praxis zieht. Wer forschen möchte, ist mit dem Studium an einer Universität gut beraten. Vorfreude auf ausgiebige Lesestunden sollte indes keiner hegen. „Über Einzelwerke und Autoren wird kaum gesprochen“, erinnert sich Simon Schmidt. Stattdessen weist der Plan Vorlesungen über Verwaltung, Betriebswirtschaft und Informationstechnologie aus. „Ein Kurs über Mangas war in meiner Ausbildung die Ausnahme“, so Schmidt.
Praktika vor dem Studium sind unüblich. Während der Ausbildung sind sie dagegen Pflicht. Nach Angaben des Verbandes der Bibliothekare übersteigen die Bewerberzahlen die der freien Plätze.
Üblicherweise enden die Studiengänge heute mit einem Bachelor oder Master. Etwa jeder zweite Absolvent geht an eine öffentliche Bibliothek, die anderen an wissenschaftliche Einrichtungen. Schülern mit Realschulabschluss steht die Ausbildung für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste offen. Die Aufstiegschancen sind allerdings begrenzt.
Für den Berufseinstieg empfehlen sich gegenwärtig vor allem wissenschaftliche Bibliotheken. „Hier steht ein Generationenwechsel an“, sagt Klaus-Rainer Brintzinger.