Wie werde ich...? Data Scientist
Berlin (dpa/tmn) - „Big Data“ ist das neue Zauberwort in der IT-Branche. Experten, die in Datenbergen nach Informationen und neuen Geschäftsideen suchen, heißen Data Scientists. Wer sich für den Job interessiert, braucht neben Computerkenntnissen auch viel Kreativität.
Vom Packsystem im Logistikunternehmen über die Fertigung in der Kfz-Fabrik bis zur Pflege der Webseite: Kaum etwas ist in der modernen Arbeitswelt nicht computergesteuert. Und wo ein Computer arbeitet, gibt es auch Daten, und zwar eine ganze Menge. Experten sprechen dabei ehrfürchtig von „Big Data“. Das Chaos an Informationen enthält theoretisch wertvolle Schätze. Es braucht nur einen Experten, der sie finden kann. An dieser Stelle kommt der Data Scientist ins Spiel, ein noch relativ neuer Beruf an der Schnittstelle von Informatik und Betriebswirtschaft.
Der Bedarf an solchen Datenexperten ist groß: „Wir haben in einer Umfrage herausgefunden, dass viele Firmen Big Data nutzen möchten, aber nicht wissen wie“, sagt Michael Mock vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse und Informationssysteme (IAIS). Seit gut einem Jahr bietet das Institut daher Schulungen für angehende Data Scientists an. Daran nehmen vor allem Informatiker und Ingenieure teil.
Schon etwas länger dabei ist Klaas Bollhoefer, Data Scientist beim Berliner Dienstleister The Unbelievable Machine. Fremden beschreibt er seinen Job heute so: „Wir verknüpfen Business-Prozesse mit Daten, um daraus Mehrwerte zu generieren.“ Klingt sperrig, hat aber zahlreiche praktische Anwendungen. Ein Logistiker kann zum Beispiel seine Produktionsabläufe optimieren, wenn ein Data Scientist herausfindet, wo es noch hakt.
Dazu kommen Jobs, die man zunächst eher in der Marktforschung vermuten würde. „Wir haben zum Beispiel mal eine Big-Data-Analyse für einen Nahrungsmittelhersteller gemacht“, erzählt Bollhoefer. „Der wollte wissen, ob und wie er online im Bereich Kochen oder Rezepte erwähnt wird. Dafür muss man also eigentlich das ganze Internet absuchen - Rezeptplattformen, Blogs, Social Media und so weiter.“ Dafür ein funktionierendes Modell zu entwickeln, gehört für Data Scientists zum Alltag.
Dafür braucht es Computerkenner - aber Fachwissen ist nicht alles, sagt Bollhoefer: „Für mich ist das immer erst einmal eine Typfrage. Man muss natürlich enormes technisches Verständnis mitbringen, aber auch Neugier und Offenheit für neue Technologien. Und man muss darüber erzählen können.“
Bollhoefer geht davon aus, dass heute in Deutschland etwa 500 Data Scientists arbeiten, entweder bei großen Firmen oder als Freiberufler. Für Schulabgänger oder Studienanfänger, die sich heute für den Job interessieren, gibt es also noch reichlich Platz auf dem Arbeitsmarkt.
Die Auswahl an Ausbildungsorten sei allerdings noch eher klein, sagt Pfisterer. Es gibt sie vor allem an privaten Hochschulen und außeruniversitären Forschungsinstituten. Das könnte sich in den kommenden Jahren aber ändern. Bereits jetzt gibt es entsprechende Studiengänge zum Beispiel in Dortmund, Magdeburg und Konstanz. Deutlich größer ist das Studienangebot in den USA, wo der Begriff Data Scientist schon etwas länger bekannt ist.
Jobs finden die Absolventen dann vermutlich vor allem bei großen Konzernen oder Unternehmensberatungen, sagt Stephan Pfisterer. „Dass ein kleiner Mittelständler mit 50 Angestellten einen eigenen Data Scientist beschäftigt, halte ich für unwahrscheinlich“, sagt der Bitkom-Bereichsleiter. „Das hängt aber auch sehr vom jeweiligen Geschäftsfeld ab.“