Wie werde ich...? Metalltechniker
Tübingen (dpa/tmn) - Autos, Aufzüge oder Wäschetrockner: Bauteile aus Metall stecken in vielen Gegenständen. Sie passgenau herzustellen und zu montieren, ist Aufgabe der Metalltechniker. Die neue Ausbildung gibt es erst seit August.
Sie löst elf Altberufe ab.
„Ich möchte etwas mit den Händen schaffen.“ Mit diesem Argument begründet Wladislaw Reis seine Berufswahl. Seit August lernt der 16-Jährige bei der Firma Erbe in Tübingen den Beruf der Fachkraft für Metalltechnik. Das Unternehmen ist auf Medizintechnik spezialisiert. Dort lernt er, wie er Metallstücke für Maschinen baut, die etwa in Operationssälen von Krankenhäusern zum Einsatz kommen. „Fräsen und Feilen mit Werkzeugmaschinen macht mir besonders viel Spaß, weil man dabei Metallstücke in eine bestimmte Richtung verändern kann“, erzählt Reis.
Erst seit August 2013 gibt es die Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik. Der Beruf ersetzt elf Altberufe, die es teils schon seit Jahrzehnten gab: zum Beispiel den Fräser, Teilezurichter oder Revolverdreher. „Eine Reform der Ausbildung in diesem Bereich war angesichts neuer Technologien, die es früher noch nicht gab, dringend nötig“, sagt Petra Jones vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).
Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Jugendliche lernen in dieser Zeit im Betrieb und in der Berufsschule. Nach dem ersten Jahr wählen die Azubis eine von vier Fachrichtungen. Zur Wahl stehen Konstruktions-, Montage- sowie Umform- und Drahttechnik. Hinzu kommt noch die Zerspanungstechnik. Wer sich auf Konstruktionstechnik spezialisiert, verarbeitet etwa Bleche, um daraus Maßanfertigungen für Schiffe herzustellen. Im Bereich Montagetechnik geht es darum, Bauteile zu Maschinen wie Kühlschränken oder Mikrowellen zu montieren.
Experten in Sachen Umform- und Drahttechnik produzieren Drähte oder Metallerzeugnisse wie Schrauben. Im Bereich Zerspanungstechnik geht es wiederum darum, Produkte wie Kfz-Achsen zu fräsen oder schleifen. In allen vier Fachrichtungen gehört es zu den zentralen Aufgaben, Maschinen zu bedienen, die zuvor mit Spezialwerkzeugen eingerichtet werden müssen. „Handwerkliches Geschick sollten Bewerber zwingend mitbringen“, erklärt Jones. Auch eine sorgfältige Arbeitsweise sei Pflicht. Die Bauteile-Produktion ist Maßarbeit.
„Ein bestimmter Schulabschluss wird von Bewerbern nicht erwartet“, erläutert Sven-Uwe Räß, Leiter Berufsbildung beim Arbeitgeberverband Gesamtmetall. Dennoch ist es gern gesehen, wenn die Fachkräfte in spe mindestens einen Hauptschulabschluss in der Tasche haben. Auch sollten sie fit in Mathe sein. Im Alltag müssen sie etwa den Materialbedarf für einen Produktionsprozess berechnen können. Eine hohe Technik-Affinität ist ebenfalls nötig, um Bauteile herstellen und montieren zu können. Ebenfalls gefragt sind Kenntnisse in Physik.
Zu den Kernkompetenzen, die während der Ausbildung in den Produktionshallen vermittelt werden, gehört es, Maschinen aller Art zu bedienen, zu führen oder zu reparieren. Wichtig ist darüber hinaus die permanente Qualitätskontrolle, um einwandfreie Endprodukte herstellen zu können.
In der Berufsschule lernen Azubis unter anderem, wie sie technische Zeichnungen lesen, Maße abnehmen und diese auf Maschinen übertragen. Auch die Optimierung von Montageprozesse ist in der Berufsschule ein Thema. Und die Arbeitssicherheit kommt nicht zu kurz. Schließlich soll es nicht zu Unfällen an den Maschinen kommen.
Nach dem ersten Jahr müssen die Azubis eine Zwischenprüfung ablegen, nach dem zweiten Jahr eine Abschlussprüfung. Beide Prüfungen haben jeweils einen praktischen und einen schriftlichen Teil.
Die Ausbildungsvergütung ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich und erfolgt nach Tarifverträgen. „Im ersten Jahr liegt sie zwischen 787 Euro und 876 Euro pro Monat, im zweiten Jahr zwischen 847 und 922 Euro“, erklärt Räß. Nach seinen Angaben liegt nach der Ausbildung das Einstiegsgehalt einer Fachkraft für Metalltechnik bei 2300 bis 2500 Euro brutto im Monat.
„Nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss stehen den Absolventen verschiedene Karrierewege bei Firmen der Metall- und Elektroindustrie offen“, sagt Räß. Zum Beispiel können die Fachkräfte nach einigen Berufsjahren Ausbilder werden. Oder aber „Industriemeister Metall“. Letzteres kann sich Wladislaw Reis gut vorstellen. „Oder aber ich mache später noch eine zweite Ausbildung als Industriemechaniker“, sagt er.