Wie werde ich...? Steuerfachangestellter
Berlin (dpa/tmn) - Langweilig, trocken, eintönig: Der Beruf Steuerfachangestellter hat ein schlechtes Image. Dabei kann das Steuersystem spannend sein, wenn man es erst durchschaut hat. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind gut.
Wer sich fortbildet, kann Karriere machen.
Wenn Doreen Namysl auf einer Berufsmesse ihren Stand aufbaut, hält selten jemand an. „Die Leute lesen das Wort Steuer, denken 'langweilig' und gehen weiter“, sagt die Ausbildungsbeauftragte der Steuerberaterkammer Berlin. Ja, der Beruf des Steuerfachangestellten habe ein Imageproblem, gesteht sie. „Dabei ist es ein spannender Beruf, der gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt bietet.“
Steuerfachangestellte sind die rechte Hand des Steuerberaters. Früher hießen sie Steuerfachgehilfen. „Aber dieser Name wurde den vielfältigen Aufgaben nicht gerecht“, erklärt die Ausbildungsbeauftragte. In ihrem Arbeitsalltag helfen Steuerfachangestellte bei der Beratung von Mandanten, bearbeiten Steuererklärungen und prüfen Steuerbescheide.
Arbeit finden Steuerfachangestellte in Büros von Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern und Buchprüfungsgesellschaften. Aber auch in den Fachabteilungen von Unternehmen sind sie sehr gefragt. Theoretisch gibt es keinen vorgeschriebenen Schulabschluss für die Ausbildung. Bundesweit haben aber mehr als die Hälfte der Auszubildenden Abitur.
Warum es einen solchen Abiturientenüberschuss gibt? „Abiturienten sind älter und in der Regel auch verantwortungsbewusster“, begründet Khalid Saidi die Zahlen. Saidi ist Mitinhaber des Berliner Steuerbüros Saidi & Schmidt. Was ein Steuerfachangestellter sonst noch mitbringen sollte? „Ein sicheres Auftreten, Kommunikationsfähigkeit, Genauigkeit, Pünktlichkeit, gute Deutsch- und Mathematikkenntnisse“, beschreibt Saidi das Anforderungsprofil.
Wer dazu noch ehrgeizig ist und sich nach der Lehre fortbildet, hat alle Chancen, auf der Karriereleiter weit nach oben zu klettern. „Etwa die Hälfte der Steuerfachangestellten arbeitet weiter in dem Beruf, die andere Hälfte bildet sich beruflich fort oder studiert - zum Beispiel Betriebswirtschaftslehre“, sagt Namysl.
Matthias Sawitzki ist ein Beispiel dafür, dass die Ausbildung als Sprungbrett dienen kann. Der 28-jährige Berliner wollte nach dem Abitur nicht studieren. Seine Mutter arbeitete beim Finanzamt, in der Schule interessierte ihn vor allem Mathematik. So kam es, dass sich Sawitzki entschied, Steuerfachangestellter zu werden. Damit ist er auf Partys ein gern gesehener Gast: Denn einen Ratschlag in Steuerfragen braucht jeder einmal.
Geld habe bei seiner Berufswahl keine Rolle gespielt, sagt Sawitzki. „Das Ausbildungsgehalt ist nicht hoch, aber man kommt über die Runden.“ Die Bundessteuerberaterkammer hat derzeit eine Ausbildungsvergütung in Höhe von 512 Euro im ersten, 579 Euro im zweiten und 673 Euro im dritten Ausbildungsjahr festgelegt. Die Einstiegsgehälter für Berufsanfänger liegen nach Auskunft der Bundessteuerberaterkammer zwischen 1500 und 2000 Euro brutto.