Wie werde ich...? Winzer/in

Mainz (dpa/tmn) - Der Bäcker kauft geerntetes Getreide, der Koch sieht seine Zutaten häufig zum ersten Mal in der Küche. Winzer hingegen begleiten ihre Trauben von der Rebe bis in die Flasche: eine mit harter Arbeit verbundene Herausforderung.

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Mit dem Genuss von Wein ist oft auch eine gewisse Fachsimpelei verbunden: etwas zu trocken, süßlich im Abgang. Ein Winzer muss diese Nuancen nicht nur gerne schmecken, sondern in allen Phasen der Produktion auf sie hinarbeiten. „Das Tolle am Winzerberuf ist, dass ein Mensch noch alles in der Hand hat“, erklärt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Mainz.

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Das bedeutet aber auch hohe Anforderungen: Winzer brauchen neben Liebe fürs Detail handwerkliche und naturwissenschaftliche Kenntnisse. Der Nachwuchs hat deshalb eine Ausbildung zum Generalisten vor sich. Winzer müssen pflanzen, ernten, herstellen und verkaufen. Für Weinmacher ist jeder Bereich wichtig.

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Wer den Beruf erlernen will, muss sich zunächst fragen: Ausbildung, Studium oder beides? Die Ausbildung zum Winzer ist der praxisnahe Weg: Drei Jahre lernen Jugendliche im Betrieb und in der Berufsschule. Im Betrieb sind Jugendliche je nach Jahreszeit meist draußen auf dem Weinberg oder im Keller bei der Herstellung. Die Arbeit auf dem Feld ist körperlich anstrengend.

Die Ausbildungsvergütung variiert dabei je nach Bundesland und Betrieb. Auszubildende, die in Rheinland-Pfalz anfangen, bekommen zum Beispiel im ersten Jahr 520 Euro brutto monatlich.

Eine andere Möglichkeit für Jugendliche ist ein duales Studium. „ Weinbau und Oenologie“ heißt es am Weincampus Neustadt. Studenten absolvieren parallel zu ihrer Ausbildung an der Hochschule eine Winzer-Lehre.

An der Hochschule setzen sich Studenten in einem Drittel der Studienzeit mit Betriebswirtschaft und Marketing auseinander. Der Rest des Studiums besteht aus Biologie, Chemie, Mathematik und Physik. So entwickeln Studierende Verständnis für den Herstellungs- und Reifungsprozess. Auch die Verkostung gehört zum Inhalt des Studiums, sagt Wilhelma Metzler, Geschäftsführerin des Weincampus.

Wer das stressige Studium auf sich nimmt, hat später gute Chancen. In Betrieben und im Vertrieb werden Fachkräfte gesucht. Die meisten Winzer, ob studiert oder ausgebildet, arbeiten später bei Weingütern, Kellereien oder Winzergenossenschaften.

Barbara Roth beschäftigt Studenten vom Weincampus und Auszubildende. Die studierte Winzerin hat das Weingut „Wilhelmshof“ in Siebeldingen in Rheinland-Pfalz von ihren Eltern übernommen. „Jemand mit Hauptschulabschluss kann super Weine machen“, meint sie. Studenten seien nicht automatisch die besseren Winzer. Handwerkliche Grundlagen sind ihr wichtig.

Auf einem Weingut gibt es zahlreiche Aufgaben: Im anderthalb Jahre dauernden Produktionsprozess ist viel Spielraum für Perfektionismus. Spezialwissen kann helfen, das eigene Produkt von der Konkurrenz auf dem internationalen Markt abzusetzen.

Doch vor dem Spezialwissen muss der Nachwuchs die Grundlagen beherrschen. Diese werden vorausgesetzt: „Man muss es einfach bringen“, sagt Roth. Sowohl Auszubildende als auch Studenten müssen in erster Linie ein Handwerk erlernen.