Wie werde ich...? Zerspanungsmechaniker
Gosheim (dpa/tmn) - Vom Flugzeug bis zum Auto: Zerspanungsmechaniker haben ihre Hände bei vielen Produkten im Spiel. Ihre Aufgabe ist es, Metall so zu bearbeiten, dass es als Bauteil zu gebrauchen ist.
Dafür drehen, fräsen und bohren sie - manchmal sogar mit Diamanten.
Wer gerne einmal Fünfe gerade sein lässt, sollte vom Beruf des Zerspanungsmechanikers die Finger lassen. Denn Zerspanungsmechaniker, besser bekannt als Dreher, brauchen vor allem eine Eigenschaft: Sie müssen genau sein.
Zerspanungsmechaniker fertigen Präzisionsbauteile aus Metall. Dafür bedienen sie sich spannender Verfahren wie Drehen, Fräsen, Bohren oder Schleifen, erklärt Dietmar Niedziella vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin. Häufig führen diese Arbeiten heute Maschinen aus, die computergesteuert sind.
Beim Spanen schneidet ein keilförmiges Werkzeug in die Oberfläche des Metalls. Die Fachleute bearbeiten etwa Messing, Spezialstahl oder Titan. Das Metall wird so lange geschält, bis es die richtige Form hat. Je nach Härte des Werkstoffs müssen die Zerspanungsmechaniker die entsprechenden Schneidmaterialien einsetzen. Für manche Arbeiten braucht es sogar Diamanten.
Kaum ein Bereich unserer Industriegesellschaft kommt heute ohne die Produkte der Zerspaner aus. „Zerspanungsmechaniker arbeiten insbesondere im Maschinen-, Stahl-, Fahrzeug- und Luftfahrzeugbau sowie in Gießereien“, sagt Niedziella. Sie stellen Zahnräder und Gewinde her. Genauso machen sie Triebwerksteile für Flugzeuge. Die Werkstücke messen nur wenige Millimetern oder wiegen einige Tonnen. „Diese müssen mit äußerster Präzision gefertigt werden“, sagt Ingo Hell, Geschäftsführer eines Fachbetriebes in Gosheim auf der Schwäbischen Alb.
Die Chancen der Bewerber um einen Ausbildungsplatz sind nach Angaben von Niedziella sehr gut. Nach einer aktuellen DIHK-Ausbildungsumfrage konnten im Jahr 2011 in der Metallindustrie und im Maschinenbau knapp 18 Prozent der angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Rund 80 Prozent der Betriebe wollen im Jahr 2012 zudem fast alle ausgelernten Auszubildenden übernehmen.
Der Beruf eigne sich auch gut für Frauen, meint Hell. Bisher sind sie in dem Job allerdings noch selten. Derzeit sind etwa nur knapp fünf Prozent der fast 23 000 Azubis weiblich.
Die Schwerpunkte dieser Industrie liegen in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. Dort gibt es auch die meisten Lehrstellen. Dreieinhalb Jahre dauert die duale Ausbildung in Betrieb und Schule. Sie kann verkürzt werden, wenn der Azubi etwa das Berufsgrundbildungsjahr Metall erfolgreich besucht hat und besonders gute Leistungen in Theorie und Praxis vorweisen kann.
Voraussetzung für einen Ausbildungsplatz ist ein erfolgreicher Schulabschluss. Wie aus der Statistik des Bundesinstituts für berufliche Bildung (BIBB) in Bonn hervorgeht, hatten von den neuen Azubis des Jahres 2010 etwa zwei Drittel (67 Prozent) einen Realschulabschluss oder sogar die Hochschulreife. Hauptschüler brauchen laut Hell in der Regel einem Notendurchschnitt von 2,5 und besser für einen Ausbildungsplatz.
Gute Noten sind vor allem wichtig in Mathematik, Physik und Deutsch. Personalchefs interessieren sich zudem für Kenntnisse in Werken und Technik sowie im Technischen Zeichnen. Wer darüber hinaus gutes räumliches Vorstellungsvermögen hat und handwerkliches Geschick beweist, ist gefragt.
Mit Werkstoffkunde, dem Lesen technischer Zeichnungen, Messtechnik und Programmieren beginnt häufig die Ausbildung. Erst dann darf der Neuling erste Probestücke fertigen. Er lernt dabei das Arbeiten an konventionellen Werkzeugmaschinen ebenso wie an modernen, computergesteuerten Anlagen.
Die tariflichen Ausbildungsvergütungen bewegen sich nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit im ersten Jahr zwischen 808 Euro im Westen und 782 Euro im Osten. Im vierten Jahr liegen sie bei 971 im Westen und 936 Euro im Osten. Das Anfangsgehalt eines Gesellen könne bis 2600 Euro betragen, sagt Hell.
Auch in diesem Beruf lohnt weiteres Lernen. „Etwa ein Fünftel der ausgebildeten Facharbeiter bildet sich zum Industriemeister Metall fort.“ Der erfolgreiche Abschluss ist häufig mit einer höherwertigen Aufgabe im Betrieb und einem höheren Gehalt verbunden. Der Meister ist quasi der 'Manager der Produktion', erklärt Niedziella.