Bittere Fakten für Diesel-Fahrer

Ausgebremst durch hohe Spritpreise: Wie Autokäufer nun kalkulieren müssen.

Düsseldorf. Bisher galten Diesel-Pkw in Deutschland als das Nonplusultra in Sachen Wirtschaftlichkeit. Ein niedriger Verbrauch in Verbindung mit dem günstigeren Preis für Kraftstoff machte die höheren Anschaffungs- und Unterhaltungskosten allemal wett - selbst bei geringer Fahrleistung im Jahr.

Doch diese Zeiten sind vorbei. Ursache: drastisch steigende Dieselpreise und die Langzeit-Prognose der Wirtschaft, die dauerhaft höhere Dieselpreise erwartet.

In den meisten Fällen wird sich die Anschaffung von Diesel-Fahrzeugen deshalb nicht mehr lohnen.

Autokäufer müssen umdenken und mit gespitztem Bleistift nachrechnen, welcher Motortyp sich für ihre Zwecke am besten eignet. Was Verbraucher nach dem Energiepreis-Schock wissen müssen:

Das hängt vom einzelnen Modell und von der Fahrleistung ab. Bei einer jährlichen Leistung von 20000 Kilometern lohnt sich in vielen Fällen ein Diesel auch heute noch. Bei einer Leistung von 10000 Kilometern sind Benziner aber in der Regel die günstigere Variante.

Die beiden Kraftstoff-Arten werden in Deutschland unterschiedlich besteuert. 65,45Cent Mineralölsteuer kassiert der Fiskus für jeden Liter Benzin, 47,04 Cent für jeden Liter Diesel.

Wegen der extremen Nachfrage auf dem Weltmarkt: Der sparsame Pkw-Diesel hat in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Zudem verbraucht der wachsende Schwerlastverkehr immer mehr Diesel.

Vor allem aber lässt das Wirtschaftswachstum in Asien die Nachfrage steigen. Offenbar kauft China derzeit große Mengen, um Engpässe während der Olympischen Spiele zu vermeiden.

Da die Raffinerien bis zum Anschlag ausgelastet sind, wird der Treibstoff knapp. Der ADAC wirft den Mineraölkonzernen außerdem vor, als Trittbrettfahrer der Energiekrise "abzusahnen".

Ja. Die Bank Goldman Sachs schätzt, dass ein Barrel Öl in sechs Monaten 200 Dollar kosten wird (heute etwa 123 Dollar). Experten gehen davon aus, dass der Preis für Diesel langfristig drei bis fünf Cent höher liegen wird als der von Benzin.

Der Neuwagenpreis und der Kfz-Steuersatz liegen für Dieselmodelle höher. Ohne Rußpartikelfilter ist zudem ein Steueraufschlag zu entrichten. Darüber hinaus sind die Versicherungsprämien häufig teurer.

Künftig werden die Dieselmotoren in der Herstellung noch teurer, da europaweit schärfere Abgasnormen zusätzliche Reinigungssysteme erfordern.

Saubere Diesel müssen demnächst regelrechte Chemiewerke aus Rußpartikelfilter, Oxi- und "DeNOx"-Katalysator haben. Die sind außerdem wartungsintensiver und treiben so die Unterhaltungskosten zusätzlich in die Höhe.

Bisher sind Diesel bei der Kfz-Steuer benachteiligt. Ab 1. Januar 2009 werden alle Neuzulassungen nur noch nach dem CO2-Ausstoß besteuert, der vom Verbrauch abhängt. Unterm Strich gibt es daher für den Diesel einen Kfz-Steuervorteil von zehn Prozent.

Neben dem Anschaffungspreis sollten bei der Kostenrechnung die Fahrleistung sowie die Kosten für Kfz-Steuer und Versicherung berücksichtigt werden. Hilfe bieten Kostenrechner, die Automobilclubs im Internet anbieten.

Nein, umrüsten lassen sich nur Benzinmotoren ohne Direkteinspritzung. Beim Kauf eines Neufahrzeugs sollte man eine Gas-Variante aber durchaus in Erwägung ziehen.

Bis zum Jahr 2018 sind Flüssig- oder Autogas von der Mineralölsteuer befreit, weshalb sich beim Tanken erhebliche Preisvorteile ergeben.

Die Kosten sind jeweils um die Hälfte niedriger im Vergleich zu Benzin und Diesel. Experten schätzen, dass sich Gas für Fahrer mit einer jährlichen Fahrleistung bis 20 000 Kilometer lohnt.

Wegen der zunehmenden finanziellen Nachteile gegenüber vergleichbaren Benzinern werden Dieselmotoren langfristig an Wert verlieren. Dennoch warnen Experten vor Panikverkäufen.

Es gebe genügend Zeit, eine Alternative zum gegenwärtigen Fahrzeug zu berechnen.