EU sorgt für mehr Durchblick beim Reifenkauf

Etikett informiert Kunden künftig über Kraftstoffverbrauch, Sicherheit und Lärm.

Brüssel. Autofahrer haben es bald einfacher, sich bei der Auswahl neuer Reifen für ihren Wagen selbst ein Urteil zu bilden. Das Europäische Parlament hat am Mittwoch beschlossen, dass in Zubehör-Shops und Werkstätten spätestens vom Herbst 2012 an nur noch Autoreifen mit einer leicht verständlichen Qualitäts-Kennzeichnung verkauft und montiert werden dürfen. Der Hinweis soll auf allen Reifen im Verkaufsraum und auf der Rechnung erkennbar sein.

Konkret vorgesehen ist erstens eine Beurteilung des Rollwiderstands, der den Kraftstoffverbrauch mitbestimmt. Ein "A" signalisiert dem Verbraucher, dass der Reifen umweltschonend ist und zugleich an der Tankstelle die Geldbörse schont. Prangt indes ein "D" oder gar ein "G" auf dem Etikett, sollte der Kunde gewarnt sein, denn er muss mit höherem Spritverbrauch rechnen.

Zweitens müssen die Hersteller darüber aufklären, wie gut der Reifen auch auf nasser Fahrbahn haftet. Die Bewertung der Nässetraktion hilft Kunden bei der Suche nach einem Reifen, der relativ kurze Bremswege braucht und deshalb sicherer ist. Auch hier bezeichnet "A" die besten und "G" die schlechtesten Produkte.

Drittens schließlich erfährt der Kunde, ob er einen Reifen kauft, der viel oder wenig Lärm macht. Darüber geben die Angabe der Dezibelzahl beim Abrollgeräusch auf einer typischen Fahrbahn-Oberfläche und eine flankierende Grafik mit weißen (leise) oder schwarzen (laut) Wellen Auskunft.

Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer des Bundesverbands Reifenhandel, begrüßt die neue EU-Verordnung als nützliche Hilfe für den Kunden. Allerdings warnt er davor, die Aussagekraft der einzelnen Kriterien zu überschätzen. So hänge der Kraftstoffverbrauch von vielen Faktoren ab, etwa dem Straßenbelag, der Motortechnik, dem Fahrverhalten und dem richtigen Reifendruck.

Eine gute Bewertung beim Rollwiderstand sei deshalb längst noch keine Garantie dafür, dass der Kunde Sprit spare - zumal die Prüfung vom Produzenten selbst vorgenommen werde, nicht von einem autorisierten Überwachungsinstitut.

Noch ist unklar, ob Reifen künftig teurer werden. Branchenkenner vermuten, dass es so kommen wird, denn Continental, Dunlop, Pirelli & Co. haben einen zusätzlichen Aufwand durch die EU-Vorgabe - vor allem wegen neuer Prüfungen.

Beim Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie, der Lobby der Reifenhersteller, geht man jedoch davon aus, dass es der scharfe Konkurrenzdruck nicht zulässt, auf absehbare Zeit Preise wegen zusätzlicher Kosten anzuheben.