100 Tage Bundesfreiwilligendienst: „Es läuft“
Köln (dpa) - Nach und nach werden die „Zivis“ von den „Bufdis“ abgelöst. Anfangs gab es Zweifel, ob sich überhaupt jemand für den Bundesfreiwilligendienst melden würde. Doch die Skepsis ist gewichen - die Zahl der „Bufdis“ steigt schnell.
Der Zivildienst ist ein Auslaufmodell, stattdessen gibt es seit dem 1. Juli den Bundesfreiwilligendienst. Nach 100 Tagen - Stichtag ist der 8. Oktober - besteht Einigkeit: Der neue Dienst wird angenommen.
Über 16 000 Männer und Frauen haben seit dem 1. Juli eine Vereinbarung für den Dienst unterschrieben. „Erfreulich, das ist wirklich gut gelaufen“, sagt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, der viele Plätze zur Verfügung stellt, der Nachrichtenagentur dpa. „Anfangs gab's Schwierigkeiten mit der Kindergeld-Anrechnung, aber seitdem das überwunden ist, läuft's wirklich rund. Der Dienst ist von der anfänglichen Stolperstrecke auf eine Rennstrecke gekommen. Wir haben keinen Zweifel daran, dass wir die 35 000 Freiwilligen bis Ende nächsten Jahres erreichen werden.“ Die Zahl von 35 000 wird von der Bundesregierung für 2012 angestrebt.
„Dieser Dienst musste erst mal bekannter werden, musste ankommen“, sagt Antje Mäder, Pressesprecherin des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben - früher war dies das Bundesamt für den Zivildienst. „Am Anfang hieß es immer 'Die haben große Probleme', jetzt heißt es: 'Ja, wir können unsere Stellen alle besetzen'. Man merkt, dass sich das Bild wandelt.“
Sven Holl (20) ist der erste „Bufdi“ beim nordrhein-westfälischen Landesamt für Umwelt und Verbraucherschutz in Bonn. „Viele sagen, es ist ein verlorenes Jahr“, erzählt er. „Aber meiner Meinung nach ist das Blödsinn. Was gibt's Besseres, als im Lebenslauf nachzuweisen, dass man für die Umwelt gearbeitet hat?“ So könne er die Zeit bis zum Beginn seines Studiums sinnvoll überbrücken.
„Wir haben unsere alten Zivildienststellen einfach transloziert“, sagt Svens Chef, Standortleiter Gerard Klinke. „Wir sind daran interessiert, dass wir die Arbeitskraft haben. Das sind hochmotivierte Leute, die sich schnell anlernen lassen. Anfangs hatten wir die Sorge, dass sich keiner mehr für uns interessiert.“ Doch mittlerweile sind die Stellen wieder besetzt.
Die großen Verbände, die früher die meisten „Zivi“-Plätze zur Verfügung stellten, äußern sich überwiegend zufrieden zum Bundesfreiwilligendienst. „Das ist eine ganz schöne Entwicklung“, sagt Caritas-Sprecherin Claudia Beck. Ein Teil der Arbeit, die früher die Zivildienstleistenden gemacht hätten, könne auf diese Weise weitergeführt werden. Allerdings waren bei der Caritas früher ungefähr dreimal so viele „Zivis“ beschäftigt. „Es war von vornherein klar, dass ein Pflichtdienst in dieser Form nicht ersetzt werden kann“, betont Antje Mäder vom Bundesamt. „Nein, er ersetzt nicht diesen Dienst, er hilft aber, Lücken zu schließen.“
Dabei gibt es sogar den einen oder anderen Vorteil: Während die „Zivis“ zuletzt nur noch so kurz kamen, dass es sich nicht mehr lohnte, sie zum Beispiel aufwändig für Sanitätereinsätze auszubilden, ist das jetzt wieder möglich. Etwas schade findet Malteser-Vorstand Karl Prinz zu Löwenstein noch, dass sich bisher nur wenige Ältere für den Dienst interessieren: „Das sind sehr schöne Aufgaben“, wirbt er - ideal zum Beispiel für Leute, die gerade in Rente gegangen seien und noch etwas Sinnvolles machen wollten.