Der Freund bleibt über Nacht: Wie sag ich es meinen Eltern?
Wuppertal (dpa/tmn) - Für frisch verliebte Teenager ist die Übernachtung von Freund oder Freundin etwas Besonderes. Eine Herausforderung ist aber, die Eltern zu überzeugen. Wer dafür einen ruhigen Moment abpasst und zunächst mit nur einem Elternteil spricht, hat gute Chancen.
Händchenhalten in der Schule, Küssen und Schmusen am Nachmittag zu Hause - nur über Nacht war man noch nie zusammen. Aber wie schön wäre es, neben dem anderen einzuschlafen und morgens wieder aufzuwachen. Damit Freund oder Freundin bei einem übernachten dürfen, müssen Jugendliche erst die Eltern überzeugen. Denn die sind bei dem Thema nicht unbedingt begeistert.
„Eltern geht dabei vieles durch den Kopf“, sagt Beate Friese vom Kinder- und Jugendtelefon der „Nummer gegen Kummer“ in Wuppertal. „Sie merken, dass es ihre Tochter oder ihr Sohn ernst meinen mit der Beziehung und dass ihr Kind langsam erwachsen wird.“ Außerdem machten sich viele Eltern Gedanken, ob ihre Tochter oder ihr Sohn dann auch mit dem Freund oder der Freundin schlafen wollen.
Deswegen sollte man das Thema unbedingt in Ruhe ansprechen. „Es ist manchmal leichter, nur einen Elternteil zu fragen, dann fühlt man sich nicht so einer Wand gegenüber“, sagt Elisabeth Raffauf, Diplom-Psychologin in Köln. „Man sollte sich vorher überlegen, mit wem man vielleicht besser darüber sprechen kann - dann kann er oder sie das später mit dem anderen Elternteil bereden.“
Dabei kann es hilfreich sein, die Mutter oder den Vater vorzuwarnen, dass man mal über dieses Thema sprechen möchte. „Man könnte zum Beispiel morgens zu der Mutter sagen: 'Ich möchte heute Abend, wenn du etwas mehr Ruhe hast, gerne mit dir sprechen. Ich fände es nämlich sehr schön, wenn mein Freund hier mal übernachten könnte.'“, sagt Friese. Dann habe die Mutter Zeit, sich ein paar Gedanken zu machen und fühlt sich nicht überrannt.
Gut ist auch, wenn die Eltern den Freund oder die Freundin schon etwas kennen. Am besten waren er oder sie also schon häufiger mal zum Essen oder auf einen Kaffee zu Hause. „Dann kann ich meine Eltern fragen, ob sie es sich vorstellen können, dass er oder sie hier übernachten.“
Manchmal wollen die Eltern wissen, ob man in der Nacht auch miteinander schlafen will. „Das muss man ihnen streng genommen nicht sagen“, sagt Friese. „Aber es beruhigt die Eltern, wenn man ihnen darauf antwortet.“ Auch Jutta Stiehler, Leiterin des Dr. Sommer-Teams der Zeitschrift „Bravo“ in München, betont, dass das zur Privatsphäre jedes Menschen gehöre. „Eltern sind aber beruhigt, wenn sie wissen, dass die Verhütung geklärt ist.“ Denn meist mache ihnen genau das Sorge. Deswegen könne man so etwas sagen wie „Mama/Papa, falls du dir wegen der Verhütung Sorgen machst, das brauchst du nicht. Das haben wir schon geklärt.“ - wenn es tatsächlich so ist.
Möglicherweise will man ja aber auch gar nicht miteinander schlafen. „Wir sind zusammen, wir lieben uns und würden gern die ganze Nacht miteinander verbringen“, auch das könne man laut Stiehler sagen, wenn man wolle. „Wir wollen gar nicht unbedingt miteinander schlafen, aber die ganze Nacht kuscheln und am Morgen gemeinsam aufwachen! Bitte versteh mich, Mama/Papa, euch ist das doch sicher auch so gegangen, als ihr frisch verliebt wart, oder?“.
Wichtig ist, seine eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen. „Möglicherweise macht es einem selber Stress, dass der Freund im eigenen Zimmer übernachtet“, sagt Raffauf. Vielleicht würde es einen beim ersten Mal selber entlasten, wenn er im Gästezimmer oder im Zimmer des Bruders schläft? „So könnte man viel Zeit miteinander verbringen und sich selbst langsam an die neue Situation gewöhnen.
Hat es mit der ersten Übernachtung geklappt, steht meist das erste gemeinsame Frühstück mit der Familie an. „Normalerweise kennen sich Eltern und Freund oder Freundin ja schon, und es treffen beim Frühstück keine gänzlich Fremden aufeinander“, sagt Stiehler. Trotzdem könne es gut sein, den Gast auf ein paar Marotten der Familie einzustimmen, erläutert Friese. „Man sollte dem Gast sagen, wie der Ablauf am Morgen normalerweise aussieht: Sitzen alle im Bademantel am Frühstückstisch? Dann könnte er sich auch einen mitbringen. Oder wird das Bad nie abgeschlossen? Dann wäre es gut, wenn er das weiß und nicht bei jemandem reinplatzt.“