Expertin für Leihmutterschaft: Wir können nichts garantieren

Annapolis (dpa) - Die moderne Medizin lässt heute Paare zu Eltern werden, die vor zehn oder 20 Jahren nur von Kindern träumen konnten. Doch der Weg zur passenden Leihmutter ist lang - und oft sehr teuer.

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Vermittlungsagenturen für Leihmütter stehen bei der Beratung von Wunscheltern laut einer amerikanischen Expertin vor einer harten Aufgabe. Sherrie Smith, die Paare im Zentrum für Leihmutterschaft CSP (Center for Surrogate Parenting) im US-Staat Maryland bei ihrem Kinderwunsch berät, warnt vor zu hohen Erwartungen. Im Interview spricht sie über wichtige Absprachen, rechtliche Fragen, und was eine Leihmutterschaft kostet.

Wie kommen werdende Eltern zu einer passenden Leihmutter?

Sherrie Smith: Der ganze Prozess dauert rund drei bis fünf Monate. Wir treffen uns mit den Wunscheltern, dann schreiben sie einen kurzen Brief, der geeigneten Leihmüttern präsentiert wird. Sobald sie zusammengebracht wurden, überwachen wir die einzelnen Schritte. Wir sind da ein bisschen wie die Verkehrspolizei.

Worauf sollten werdende Eltern bei diesem Prozess achten?

Sherrie Smith: Es ist wichtig, dass sie wirklich mit einem guten Anwalt arbeiten. Zwei Drittel der Eltern kommen aus dem Ausland. Was passiert, wenn Paare mit dem Kind nach Hause kommen, unterscheidet sich gewaltig. In den USA ist Leihmutterschaft in rund 40 Bundesstaaten erlaubt, mit einer jeweils ganz anderen Rechtslage.

Das betrifft also auch Fragen zur Staatsbürgerschaft.

Sherrie Smith: Jedes Kind, das von einer Leihmutter in den USA zur Welt gebracht worden ist, bekommt einen amerikanischen Pass. Mit diesem Pass reisen die meisten Eltern, die außerhalb der USA leben, nach Hause, weil es schnell geht und sie nicht mit einem Neugeborenen wochenlang im Hotel bleiben und zur Botschaft gehen müssen.

Worauf achten Sie beispielsweise bei deutschen Eltern?

Sherrie Smith: In Deutschland wird gesetzlich der Ehemann der Leihmutter als Vater anerkannt. Meist versuchen wir also, deutsche Wunscheltern mit einer Leihmutter zusammenzubringen, die nicht verheiratet ist. In einigen Fällen wurde die Leihmutter auch gebeten, nach Deutschland zu reisen und auszusagen, dass sie ihr Recht auf Elternschaft abtritt.

Was, wenn die Leihmutter das Kind plötzlich behalten will?

Sherrie Smith: Das passiert nicht. Viel hat mit den Anforderungen an die Leihmütter zu tun. Sie müssen eigene Kinder haben und aufziehen. Die Leihmutter hat also ihre Familienplanung eigentlich abgeschlossen, war aber gern schwanger und möchte anderen helfen, weil sie noch ein Kind haben könnte, wenn sie es wollte.

Und was geschieht im umgekehrten Fall, wenn die Wunscheltern ein Kind plötzlich ablehnen?

Sherrie Smith: Dann sind sie immer noch die Eltern. Es ist leider ihr Recht, diese Entscheidung zu fällen und das Kind zur Adoption freizugeben.

Die Leihmutter muss also fürchten, dass ihr Kind elternlos im Waisenhaus landet?

Sherrie Smith: Es ist ja nicht ihr Kind und nicht ihre Verantwortung. Sie ist genetisch nicht verwandt mit dem Kind, weil Sperma und Eizelle von den Wunscheltern oder Spendern kommen. Es käme also nicht zur Leihmutter zurück, zumindest nicht in unserem Programm.

Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Job?

Sherrie Smith: Dass wir weder garantieren können, dass die Wunscheltern ein Kind haben werden, noch, dass es gesund sein wird. Auch die Ärzte können das nicht. Bisher wurden mit Hilfe des CSP aber fast 2000 Babys geboren, und 85 bis 90 Prozent derjenigen, die an unserem Programm teilnehmen, haben ein Kind.

Was kostet die Eltern der Weg zu Leihmutter und Kind?

Sherrie Smith: Das hängt von einer Reihe von Faktoren ab, etwa wo die Leihmutter lebt und arbeitet, wie sie versichert ist und wie viele Embryo-Transfers nötig sind. Auch die Frage, ob die Eizelle gespendet werden soll, spielt eine Rolle. Aber eine typische Summe sind rund 130 000 Dollar (etwa 97 000 Euro), die Reisekosten nicht inbegriffen. Die Leihmutter erhält als reine Entschädigung bis zu 35 000 Dollar.