Ferien bei Oma und Opa: Vorab klare Regeln festlegen

Potsdam (dpa/tmn) - Länger aufbleiben dürfen oder soviel Eis essen, wie man will: Ferien bei den Großeltern sind etwas Besonderes. Damit Eltern nicht das Gefühl bekommen, ihre Erziehung werde konterkariert, sollte die Familie vorab Regeln festlegen.

Sind beide Eltern berufstätig, haben sie regelmäßig ein Betreuungsproblem. Etwa in den Schulferien oder wenn Mutter und Vater einige Tage ganz für sich brauchen. In solchen Situationen ist die Reise zu Oma und Opa eine beliebte Variante. Damit das gut funktioniert, sollte die gemeinsame Zeit gut vorbereitet werden.

„Die wichtigste Voraussetzung ist, dass alle Beteiligten diesen Urlaub wirklich wollen“, sagt Horst Weipert von der Sozialakademie in Potsdam. Da sind zunächst die Großeltern. „Meiner Beobachtung nach sind viele Großeltern herzlich gerne bereit, ihren Enkeln ein Urlaubs-Zuhause zu bieten.“ Für sie ist es ein Vertrauensbeweis des eigenen Kindes und eine Chance, ein enges Verhältnis zum Enkelkind aufzubauen.

Allerdings haben die Großeltern ihr eigenes Leben voller Termine, sowie individuelle physische und psychische Leistungsgrenzen. Daher müssen sie von Anfang an in alle Überlegungen einbezogen und nach ihren Wünschen gefragt werden.

Auch das Kind darf sich nicht abgeschoben fühlen. Im Gegenteil: Seine Vorfreude ist die Basis des guten Gelingens. Nur: „Angesichts von meist sehr großen geografischen Entfernungen kennen viele Enkel ihre Großeltern gar nicht richtig. Es sind für sie Fremde, vor denen sie möglicherweise sogar ein wenig Angst haben“, sagt Martina Flath, Psychologin aus dem sächsischen Annaberg-Buchholz. Dann gilt es, zunächst Nähe zu schaffen.

„Das kann in vielen kleinen Schritten geschehen“, erklärt Flath. Am Anfang stehen gegenseitige Besuche innerhalb der Familie. Dann folgt ein erster kurzer Aufenthalt alleine. Dabei sollten die Eltern gut erreichbar sein. „So kann das Kind ein bisschen üben. Es lernt den Geruch des Hauses kennen und kann schon mal eine Ecke für sich erobern“, sagt Heidi Ruster von der Katholischen Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen in Bonn.

Darauf können Eltern und Großeltern bei der gezielten Vorbereitung eines längeren Urlaubs bauen. „Vor dem Besuch können gemeinsam Pläne geschmiedet werden, am Telefon oder auch in Briefform“, schlägt Ruster vor. „Kinder lieben es, kleine Bestellungen zum Beispiel für ihr Lieblingsessen aufzugeben.“

Ein großes Programm mit unzähligen Aktivitäten müssen die Großeltern allerdings nicht organisieren. Auf dem Dachboden, im Keller, im Garten oder auch in Opas Werkstatt gibt es garantiert einiges zu entdecken, was sie von zuhause nicht kennen. „Außerdem haben Großeltern etwas zu bieten, was die Eltern leider oft nicht im Überfluss haben: Zeit!“, sagt Familienberaterin Ruster.

Schwieriger als das Miteinander zwischen Jungen und Alten gestaltet sich oft das zwischen Eltern und Großeltern. „Die oberste Prämisse ist: Die Eltern erziehen ihre Kinder. Es ist nicht Aufgabe der Großeltern, herein zu dirigieren“, sagt Psychologin Flath. Alle alltäglichen Gewohnheiten, deren Einhaltung den Eltern wichtig ist, werden deshalb im Vorfeld besprochen. „Dabei müssen kritische Punkte besonders bedacht werden, etwa der Umgang mit Süßigkeiten, Fernsehkonsum und Zu-Bett-Geh-Zeiten.“

Auch mögliche Krisensituationen und Heimweh-Attacken müssen Thema sein. „Am besten wird ein Trösterle einpackt, zum Beispiel ein Kuscheltuch, das nach Mama riecht“, rät die Familienberaterin. Mit diesen Hilfsmitteln lässt sich ein schmerzhafter Sturz von der Schaukel genauso wie eine abendliche Übermüdungssituation meistern.