Gruppenzwang gibt es schon im Vorschulalter

Leipzig (dpa/tmn) - Erwachsene und Jugendliche orientieren sich oft an der Meinung anderer. Dass dies auch schon für Vorschulkinder gilt, konnten Wissenschaftler in einem Experiment zeigen.

An dem Versuch der Max-Planck-Institute in Leipzig und Nijmegen nahmen 96 vierjährige Mädchen und Jungen aus 24 Kindergartengruppen teil. Im ersten Teil bekamen pro Durchgang vier Kinder ein scheinbar identisches Buch mit Tierbildern ausgeteilt. Aber nur drei der Bücher waren tatsächlich identisch, beim vierten war auf der rechten Seite manchmal ein anderes Bild zu sehen. Die Kinder sollten nun bestimmen, zu welcher Tierfamilie die Abbildung gehört. Das Kind mit dem abweichenden Buch wurde also mit der aus seiner Sicht völlig falschen Einschätzung dreier Gleichaltriger konfrontiert. Das Ergebnis: Von 24 Kindern passten sich 18 dieser mehrheitlichen Einschätzung an, obwohl sie es eigentlich besser wussten.

Im zweiten Teil der Studie sollten die Kinder die richtige Lösung entweder laut aussprechen oder still auf das entsprechende Tier zeigen. Nur der Studienleiter konnte dann die Antwort sehen, nicht aber die anderen Kinder. Von 18 Kindern, die nicht der Mehrheit angehörten, übernahmen 12 die Einschätzung der anderen, wenn sie ihre Antwort laut aussprechen mussten. Sollten sie hingegen still auf die richtige Antwort zeigen, übernahmen nur 8 von 18 die Mehrheitsmeinung.

Die Kinder passten also in der Regel nur ihre öffentliche, nicht aber ihre private Antwort an die Mehrheit an. Die Anpassung habe somit soziale Gründe, wie zum Beispiel die Akzeptanz innerhalb der Gruppe, erläuterten die Forscher. Schon vierjährige Kinder unterliegen somit einem gewissen Gruppenzwang.