Jugendgruppenleiter müssen motivieren können
Berlin (dpa/tmn) - Sie sind für andere Jugendliche zuständig, müssen Ausflüge organisieren oder Streit schlichten: Jugendgruppenleiter jonglieren mehrere Aufgaben gleichzeitig. Geld gibt es zwar meistens nicht, dafür lässt sich das Engagement aber oft als Praktikum anrechnen.
Bei der Freiwilligen Feuerwehr, im Sportverein, beim Sanitätsdienst, im Umweltschutz oder bei den Pfadfindern: Jugendgruppenleiter gibt es in vielen Organisationen. Ihre Aufgaben können je nach Einsatzstelle unterschiedlich sein, und doch ähneln sie sich in ihren Grundzügen. So planen Jugendgruppenleiter die nächsten Treffen ihrer Gruppe, organisieren Ausflüge, treten als Streitschlichter auf und sind für „ihre“ Kinder und Jugendlichen verantwortlich. Das kann jede Menge Arbeit sein - die oft nicht bezahlt wird, dafür aber viel Spaß machen kann.
„Als Jugendgruppenleiter werden all diejenigen bezeichnet, die in einer Jugendgruppe verantwortlich für die Leitung sind“, erklärt Michael Scholl, Pressereferent des Deutschen Bundesjugendrings in Berlin. Meist betreuten sie regelmäßig eine Gruppe, zum Beispiel einmal pro Woche. „Dort haben Jugendgruppenleiter eine feste Gruppe und arbeiten häufig auch mit anderen in einem Leitungsteam zusammen.“
Eine andere Variante ist das Betreuen von Ferienfreizeiten. „Der Unterschied ist, dass man nicht kontinuierlich eine bestimmte Gruppe betreut, sondern für ein oder mehrere Wochen ein Team leitet“, sagt Scholl. Das könnten von Städten, Gemeinden oder anderen Trägern organisierte Reisen im In- und Ausland sein.
Entlohnt werden Jugendgruppenleiter für ihren Einsatz häufig nicht. „Einige arbeiten hauptamtlich für Geld, viele engagieren sich aber ehrenamtlich“, weiß Scholl. Das bestätigt Katrin Riedel, Verbandsreferentin des Bundesjugendwerks der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Berlin, wo Jugendgruppenleiter vor allem Ferienfreizeiten betreuen: „Bei uns gibt es für Jugendgruppenleiter kein Gehalt, wir zahlen aber meist eine kleine Aufwandsentschädigung.“ Die Arbeit erfolge ehrenamtlich, nach dem Prinzip „Kinder und Jugendliche engagieren sich für Kinder und Jugendliche“. Hinzu komme, dass Kosten und Verpflegung - zum Beispiel bei Ausflügen oder Reisen - inklusive sind.
Die Aufgaben sind dabei meist sehr vielfältig, wie Sylva Ullmann, Sprecherin der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) in Berlin, berichtet. „Man tritt zum Beispiel mit den Leuten vor Ort in Kontakt, regelt mit diesen den Ablauf der Arbeitsprojekte, überlegt sich Freizeitaktivitäten, über die die Gruppe dann entscheiden kann.“ Die Teamer - so heißen die Gruppenleiter bei ijgd - müssen außerdem ein Gespür für die Stimmung in der Gruppe haben. „Sie sollten vermitteln können, wenn es Konflikte gibt - seien es offene oder latente.“
Wer Jugendgruppenleiter werden will, muss einige Kriterien erfüllen. „Meist muss man mindestens 18 Jahre alt sein, manchmal kann man auch ab 16 Jahren Jugendgruppenleiter werden“, sagt Scholl. Das habe oft juristische und versicherungsrelevante Gründe, da man die Aufsichtspflicht für andere Mädchen und Jungen habe.
Viele wachsen in die Rolle des Jugendgruppenleiters hinein. „Oft ist es ein fließender Übergang, weil jemand selber seit längerem Mitglied einer Jugendgruppe ist und irgendwann sagt 'Ich möchte es gerne mal als Jugendgruppenleiter probieren'“, sagt Scholl. Dann werde man meist mit in das Leitungsteam aufgenommen, könne nach und nach praktische Erfahrungen sammeln und sich ausprobieren.
Meist gehört aber noch eine feste Ausbildung dazu. „Häufig muss man einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen und einen Kurs belegen, wo man zum Beispiel rechtliche Fragen klärt und Tipps für den Umgang mit den Kindern und Jugendlichen bekommt“, so Scholl. Viele dieser Kurse können mit der Jugendleitercard - kurz JuLeiCa - abgeschlossen werden. Das zeigt, dass bestimmte Qualitätsstandards in der Ausbildung erfüllt wurden, die bundesweit gelten. Mittlerweile verlangen viele Organisationen diese JuLeiCa.
Der Einsatz als Jugendgruppenleiter kann sich lohnen, wie die Experten finden. Die Arbeit wird laut Ullmann in verschiedenen Studiengängen als Praktikum anerkannt. Und mit der JuLeiCa bekomme man in vielen Gemeinden und Kommunen Ermäßigungen im Kino oder in Museen. „Durch den Einsatz als Jugendgruppenleiter kann man außerdem viel Erfahrung für sich selbst mitnehmen und lernen. Spannend und abwechslungsreich ist es immer“, sagt Riedel vom Jugendwerk der AWO.