Langes Spielen am PC muss nicht gleich Spielsucht sein
Berlin (dpa/tmn) - Viele Teenager spielen mehr mit dem Computer als mit allen ihren Freunden zusammen. Aber nicht immer steckt dahinter gleich Spielsucht. Eltern sollten nicht panisch reagieren, sondern sich ein paar Fragen stellen, etwa: Hat mein Kind noch Freunde?
Berlin (dpa/tmn) - Viele Teenager spielen mehr mit dem Computer als mit allen ihren Freunden zusammen. Aber nicht immer steckt dahinter gleich Spielsucht. Eltern sollten nicht panisch reagieren, sondern sich ein paar Fragen stellen, etwa: Hat mein Kind noch Freunde?
Verbringt ein Jugendlicher viel Zeit mit Computerspielen, muss das noch kein Alarmsignal für ein ungesundes Verhalten sein. „Die Spielzeit an sich ist kein zuverlässiger Indikator“, sagte Florian Rehbein vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen in Berlin anlässlich eines Symposiums zum Thema Verhaltenssüchte. Andere Anzeichen für ein Suchtverhalten fallen stärker ins Gewicht: Etwa, wenn der spielversessene Nachwuchs Aktivitäten zurückfährt, die ihm sonst Spaß gemacht haben.
Eltern können sich zum Beispiel fragen: Zieht sich er aus seinem Freundeskreis zurück? Versucht er dadurch, negative Gefühle zu verdrängen? Wenn die Antwort auf solche Fragen Ja lautet, sollten sie zunächst mit ihrem Kind auf Augenhöhe reden, empfiehlt Rehbein. Er rät davon ab, Sohn oder Tochter für das Verhalten zu verurteilen. Besser sei es, zu ergründen, was dahinter steckt. Ist es nur eine Phase? Liegt es womöglich an Liebeskummer?
Jugendliche verbringen Rehbein zufolge „naturgemäß“ viel Zeit am PC. „Die allermeisten haben keine psychischen Probleme“, betonte der Wissenschaftler. Ein gesunder Jugendlicher werde zum Beispiel vor einer Klassenarbeit aus eigenem Antrieb weniger spielen und sich auf die Prüfung vorbereiten. Ein Suchtgefährdeter dagegen spiele noch extrem viel mehr, um den Gedanken ans schlechte Abschneiden bei der Arbeit zu verdrängen - und erhöht dadurch das Risiko auf eine schlechte Note erst recht.
Beobachten Eltern über einen längeren Zeitraum eine ungünstige Entwicklung, empfiehlt Rehbein, sich professionelle Hilfe zu holen und sich zum Beispiel bei einer Sucht- oder Erziehungsberatungsstelle zu informieren. Wichtig sei dann auch, den Jugendlichen zu motivieren, die Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Um eine Internet- oder PC-Spielsucht zu vermeiden, sollte Rehbein zufolge das Kinderzimmer nicht zu früh mit entsprechenden Geräten ausgestattet werden. „Ein Smartphone muss noch nicht im Grundschulalter sein“, betonte er. Auch eine Playstation müsse kein Kind selbst besitzen; es reiche, wenn sie in der Familie vorhanden sei und Eltern Kontrolle darüber haben.