Organisationstalent gefragt: Wenn Eltern zu den Kindern ziehen
Berlin (dpa/tmn) - Viele ältere Menschen wollen in einem vertrauten Umfeld alt werden und ziehen zu ihren Kindern. Der Schritt bringt für beide große Veränderungen, sagt Ralf Suhr von der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege.
Sie sollten vorher Grundlegendes klären.
Was ändert sich?
„Kinder müssen die veränderte Situation bejahen, damit Pflege und Zusammenleben auf Dauer gelingen können“, erklärt Suhr. Ihnen müsse klar sein, dass sich Arbeit, Wohnen, Freizeit und Familienleben neu ordnen. „Vor allem, wenn die Kinder selbst noch jüngere Kinder haben, ist großes Organisationstalent gefragt.“
Wie klappt es mit dem Zusammenleben?
Experte Suhr empfiehlt, im Vorfeld offen miteinander zu reden, damit die unterschiedlichen Erwartungen deutlich werden. Dabei dürften die Bedürfnisse beider Seiten nicht vernachlässigt werden. So könne etwa ein Umzug der Eltern in eine Stadtwohnung zur Belastung für die ganze Familie werden, wenn sie ihr Leben lang auf dem Land gewohnt haben.
Reichen die Wohnverhältnisse aus?
Die Aufnahme ist immer auch eine Platzfrage. Zunächst müsse natürlich ein Raum für das Elternteil zur Verfügung stehen, sagt Suhr. Sind die Eltern pflegebedürftig, muss die Wohnung oft barrierefrei sein. Hier seien ausreichende Bewegungsmöglichkeiten und breite Türen im Bad, eine bodengleiche Dusche und maximal drei Treppenstufen innerhalb der Wohnung wichtige Kriterien, zählt der Experte auf. Bei Umbauten könne eine Wohnraumberatung nützliche Tipps und Hinweise geben.
Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es?
Ist das Elternteil pflegebedürftig, kann es Pflegegeld beantragen. Das erhalten dann die Kinder als eine Art Aufwandsentschädigung, erläutert Suhr. Kinder können zur Unterstützung zum Beispiel Pflegedienste engagieren, um sich gezielt zu entlasten. „Diese übernehmen auch Teilaufgaben wie die tägliche Körperpflege.“ Das Sozialgesetzbuch ermöglicht außerdem eine Auszeit von der Pflege. Für eine maximale Dauer von 28 Tagen erstattet die Pflegekasse dann bis zu 1550 Euro für eine Ersatzpflege.
Wo gibt es Hilfe zum Thema?
Für gesetzlich Versicherte sind die insgesamt 430 Pflegestützpunkte die richtige Anlaufstelle. Sie helfen bei Problemen, Konflikten aber auch bei Fragen zu Pflegeleistungen. Privatversicherte müssen sich dagegen an die sogenannte Compass Private Pflegeberatung wenden.
Service:
Auf seiner Website bietet der ZQP alle verfügbaren Informationen zu den Pflegestützpunkten und zur Pflegeberatung für Privatversicherte: http://psp.zqp.de/