Schöner Wohnen im Alter: Rolling Stone statt Kurkonzert
Karlsruhe (dpa) - Das Altersheim ist fern. Die künftigen Alten wollen anders wohnen als heutige Senioren. Schöner Wohnen samt Internet und Fitnesscenter. Und am besten in den eigenen vier Wänden, wie eine Studie zeigt.
Wie wollen die heute über 50-Jährigen im Alter wohnen? Jedenfalls nicht im Altersheim. Auf Internet, Fitnesscenter oder die nahe Walking-Strecke wollen die meisten auch als Senior nicht verzichten. Sie haben höhere Ansprüche als ihre Vorgänger und wollen möglichst da bleiben, wo sie jetzt schon wohnen. Das alles zeigt eine Studie unter Leitung der Karlsruher Professorin Caroline Kramer.
„Alt werden und jung bleiben - Wohnwünsche und Lebensstile der Generation 50plus“ ist der Titel einer Studie des Instituts für Geographie und Geoökologie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). In neun Städten wurden Menschen über 50 nach der jetzigen Lebenssituation, der finanziellen Absicherung, konkreten Vorhaben und auch danach gefragt, was das Älterwerden für sie persönlich bedeutet. Pläne für das „hohe Alter“ standen nicht im Fokus.
Zwar ist den Forschern klar, dass nicht alles umgesetzt wird, was man im „jungen Alter“ plant. „Aus den Aussagen lassen sich aber zumindest grobe Handlungsdispositionen für die Zukunft ableiten“, ist Kramer überzeugt. „Künftige Ältere werden nicht nur mehr, sondern auch andere Ältere sein.“ Der Wissenschaftlerin zufolge erwarten die heute 51- bis 60-Jährigen, im Ruhestand noch fit und aktiv zu sein und sich dadurch von vorherigen Generationen deutlich zu unterscheiden. Auch ist die Generation 50plus von der Emanzipation geprägt, oft gebildeter und gesellschaftlich engagiert.
Angesagt sind eher die Rolling Stones als Kurkonzerte. Statt Marmelade einzukochen, surft man lieber im Internet. „Man ist heute als alter Mensch gar nicht so alt wie unsere Großeltern es waren“, beschreibt eine 53-jährige Architektin aus München-Bogenhausen in der Studie ihr Lebensgefühl.
Befragt wurden für die seit 2009 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Studie, die im kommenden Jahr fertiggestellt sein soll, rund 5500 Menschen in neun Städten. West und Ost, Weltstadt oder Pfalzmetropole, prosperierend oder problematisch - für ein aussagekräftiges Bild wählten die Forscher die teils gänzlich verschiedenen Städte München, Berlin, Mannheim, Bochum, Leipzig, Aachen, Karlsruhe, Schwerin und Kaiserslautern.
Zwar sind die Wünsche durchaus unterschiedlich, je nach Stadt oder sozialem Status. Trends lassen sich aber durchaus ablesen: Wer in der Stadt wohnt, will auch dort bleiben - im Gegensatz zur jetzigen Altengeneration, die oftmals ihren Kindern ins Umland nachzog. Aber auch die aus der Vorstadt wünschen, zumindest in den befragten Orten, meist keine Veränderung.
Geschätzt werden eine gute Anbindung an Bus und Bahn, Ärzte und Läden in der Nähe, ein vielfältiges kulturelles Angebot, attraktive Grünflächen und auch das Fitnesscenter um die Ecke. „Alleine das Bewusstsein, in so einer Stadt zu leben und die Möglichkeit prinzipiell zu haben, ist von Haus aus schon mal sehr wichtig“, meint ein 55-jähriger Arzt in der Studie.
Vor allem in München, wo sich die Generation 50plus ganz besonders wohlfühlt, geht aber eine Angst um: Kann ich mir meine Wohnung im Alter noch leisten? „Man wird froh sein, wenn man das Geld für die Miete zusammenkriegt“, schätzt ein 52-jähriger Sachbearbeiter.
„Diese existenzielle Angst. Das hat mich umgehauen“, sagt Kramer. Sie ist überzeugt: „Es werden in näherer Zukunft verstärkt kostengünstige Wohnungen nachgefragt werden.“ Während bei einer ähnlichen Frankfurter Studie vor allem kleine und preiswerte Wohnungen mit ebenerdiger Dusche und genug Platz für Rollator und Rollstuhl auf Platz Eins standen, sieht Kramer auch einen Bedarf an großen Wohnungen. Gerade WG-erfahrene Frauen könnten sich im Alter Wohngemeinschaften mit einem privaten und einem gemeinsamen Wirtschaftsbereich vorstellen.
Damit Ältere in ihrer schmucken Altbauwohnung bleiben können, sind aus ihrer Sicht auch Lockerungen beim Denkmalschutz nötig. Etwa, wenn ein Fahrstuhl eingebaut werden muss. „Da sollte man großzügiger sein“, appelliert sie. Ihre persönliche Vorstellung von Schöner Wohnen im Alter hat Kramer sich gerade verwirklicht: „Wir haben ein seniorengerechtes Haus gebaut.“ Einen Bungalow mit einem guten Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr.