Schulwanderungen sind wieder im Kommen
Melle/Kassel (dpa) - Schulwanderungen sind gar nicht altmodisch - im Gegenteil: Sie liegen wieder im Trend. Das berichtet Gabi Diethers, Referentin beim Deutschen Wanderverband, im Vorfeld des 111. Deutschen Wandertages (8. bis 15. August).
Welche Rolle spielt Wandern heute im Schulalltag?
Diethers: „Schulwanderungen sind wieder im Kommen - wir merken das daran, dass uns viele Schulleitungen auf unser Schulwander-Projekt ansprechen, das es seit Ende 2009 gibt. Die Schulen, die Wanderaktivitäten anbieten, machen damit sehr gute Erfahrungen. Wandern ist eine Möglichkeit, die Konzentration von Schülern zu stärken. Man bringt sie in Bewegung, das soziale Miteinander wird gestärkt, die Natur kann auf sehr lebendige Art und Weise erlebt werden. Bei der Planung können die Schüler lernen, Verantwortung zu übernehmen. Aber auch Eigeninitiative und soziale Kompetenz werden gefördert.“
Die Schulzeit ist verkürzt worden, die Lehrpläne sind sehr voll - bleibt da überhaupt noch Zeit fürs Wandern?
Diethers: „Tatsächlich ist es so, dass in den vergangenen Jahren Schulwander-Aktivitäten immer häufiger gestrichen worden sind. Allerdings hat sich nach unserem Eindruck der Trend zuletzt wieder umgekehrt. In allen Bundesländern sind Schulwanderungen in den Lehrplänen vorgesehen. Aktivitäten an frischer Luft sind ein gutes Gegengewicht zum Unterricht im Klassenzimmer. Und es können dort auch Unterrichtsinhalte aufgegriffen werden: Wir haben zum Beispiel Kontakt zu einem Lehrer, der seinen Matheunterricht nach draußen verlagert und bei einer Wanderung Höhen- und Längenverhältnisse vermittelt. Einige Schulen haben auch Wander-Arbeitsgemeinschaften gegründet und arbeiten mit den lokalen Wandervereinen zusammen.“
Jugendliche beschäftigen sich oft gerne mit Computern und Spielekonsolen - haben sie überhaupt Interesse an der Natur?
Diethers: „Ja! Geocaching, also die Schatzsuche mit dem GPS-Gerät, ist derzeit beliebt. Das ist eine sehr gute Möglichkeit, einen Zugang zu Kindern und Jugendlichen zu bekommen und sie dazu zu motivieren, wandern zu gehen. Es gibt aber auch andere Wege. Schüler finden es zum Beispiel faszinierend, mit Karte und Kompass nach draußen zu gehen und sich in der Natur zurechtzufinden. Mit Kindern können es auch ganz einfache Sachen sein, etwa barfuß über ein matschiges Feld laufen oder sich Tiere anschauen. Und fast nebenbei lernen die Kinder und Jugendliche etwas über die Zusammenhänge in der Natur und zwischen Natur und Mensch.“