Sex wird in vielen Beziehungen zum Machtinstrument
Herxheim (dpa/tmn) - Flaute im Bett? Das sollten Paare ernstnehmen. Eine lange Sexpause ist nach Einschätzung einer Expertin ein Warnsignal, dass in der Beziehung etwas im Argen liegt.
In langjährigen Beziehungen haben Paare oft nur noch wenig Sex. Hält dieser Zustand über Monate hinweg an, sollte man hinterfragen, ob körperliche Nähe als Machtinstrument eingesetzt wird. „Das ist den meisten so gar nicht bewusst. Sie sagen dann 'Ich habe keine Lust, weil er oder sie mich geärgert hat'“, erklärt Felicitas Heyne, Psychologin und Autorin aus Herxheim in Rheinland-Pfalz. Dahinter stecke aber oft der Gedanke: „Wenn du nicht machst, was ich will, gebe ich dir nicht das, was du willst.“ Dadurch entstehe ein Teufelskreis: Einer fühle sich als Opfer, der andere fühle sich ständig bestraft.
In der Regel seien es häufiger Frauen, die den Sex rationierten. „Dem liegen Vorstellungen zugrunde, die Mädchen von ihren Müttern vermittelt bekommen haben, wie 'Sex ist etwas, woran Männer mehr Spaß haben als Frauen'“, sagt Heyne. So werde bei ihnen das Bild erzeugt, dass Sex eine Möglichkeit sei, Einfluss auf den Partner zu nehmen.
Scheiden körperliche Gründe oder Stress als Ursachen für die Flaute im Bett aus, sei die lange Sexpause ein Warnsignal: „Wenn zwischen beiden nichts mehr läuft, ist das ein Zeichen, dass auch in anderen Bereichen der Beziehung die Dinge im Argen liegen“, erklärt Heyne. Nicht immer gestehen Partner sich das ein: Stattdessen verharmlosten sie über Monate ausbleibenden Sex und redeten die Probleme klein.
Um wieder mehr körperliche Nähe zum Partner entstehen zu lassen, sollte Sex nicht als Nebensache betrachtet, sondern fest eingeplant werden: „Viele Paare halten das für unromantisch. Für alles andere in ihrem Leben sind sie aber bereit, feste Zeiten einzuplanen“, erklärt Heyne. Ein fester Termin könne außerdem dabei helfen, die Vorfreude zu steigern.
Wichtig sei auch, Kinder nicht auf Dauer im Elternschlafzimmer übernachten zu lassen. Eine Ausnahme sei es, wenn ein Kind krank sei und deshalb die Nähe von Mutter und Vater suche. Kinder wirkten im Elternschlafzimmer als Erotikkiller. Denn die Elternrolle sei keine sexy Rolle: „Wer seine Kinder jede Nacht bei sich im Schlafzimmer hat, schlüpft niemals aus der Elternrolle, nicht mal für ein paar Minuten“, sagt Heyne.