Vegetarische Ernährung: Das ist für Kinder wichtig
Berlin (dpa/tmn) - Leben Eltern vegetarisch, kommt auch für die Kinder meist kein Fleisch auf den Teller. Für die Gesundheit ist das kein Problem. Schwieriger wird es, wenn sie mit gleichaltrigen Fleischessern zusammentreffen.
Dann sollten Eltern keinen ausüben.
Ob ökologische, gesundheitliche, moralische oder religiöse Motive: Es gibt viele Gründe, auf Fleisch zu verzichten. Leben Eltern vegetarisch, stehen sie irgendwann vor der Entscheidung, ob sie auch den Nachwuchs in diesem Stil erziehen wollen. Dabei tauchen aber viele Fragen auf: Was gibt es aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zu beachten? Und wie erkläre ich meinem Kind altersgerecht, warum es besser sein soll, kein Fleisch zu essen?
„Das Thema vegetarische Erziehung ist hochaktuell“, sagt Silke Bott, Vorstandsmitglied beim Vegetarierbund Deutschland (Vebu). Nicht zuletzt wegen der vielen Lebensmittelskandale verzichteten immer mehr Menschen bewusst auf Fleisch und Fisch. Besonders bei Paaren, bei denen ein Elternteil Fleisch isst, könne die Frage jedoch zu Spannungen führen.
Ein Konfliktpunkt ist dabei immer die Sorge, dass Kinder Mangelerscheinungen haben, wenn sie kein Fleisch essen. Dem widerspricht Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn: „Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist eine vegetarische Erziehung von Kindern kein Problem.“
Von veganer Kost, bei der auf tierische Produkte wie Eier und Milchprodukte verzichtet wird, rät Gahl hingegen ab: „Bei veganer Ernährung besteht für Kinder die Gefahr einer Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen.“
Vegetarisch ja, vegan nein: So sieht es auch die Ernährungswissenschaftlerin Alexandra Borchard-Becker von der Verbraucher Initiative. Aber auch bei einer vegetarischen Erziehung müssten Eltern auf einige Dinge achten. Zum Beispiel darauf, dass die Kinder genügend Eisen bekommen. „Normalerweise wird die Eisenzufuhr zuerst über die Muttermilch und dann etwa ab dem sechsten Lebensmonat über den Fleischkonsum geregelt.“ Aber auch in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und verschiedenen Gemüsesorten wie Fenchel oder Mangold sei genügend Eisen enthalten.
Wenn die Kinder später in den Kindergarten kommen, tauchen ganz neue Probleme auf. In vielen Kindergärten sei vegetarisches Essen mittlerweile weit verbreitet, sagt Bott vom Vebu. Dabei gebe es aber ein Stadt-Land-Gefälle: „In Großstädten ist es wesentlich einfacher, seine Kinder vegetarisch zu erziehen.“
Der Kindergarten ist häufig der erste Ort, an dem vegetarisch erzogene Kinder auf Gleichaltrige treffen, die Fleisch essen. Damit stehen die Eltern vor neuen Herausforderungen. Zwar seien die ersten Lebensjahre sehr prägend dafür, was Kinder mögen und was nicht, erklärt der Ernährungspsychologe Professor Joachim Westenhöfer von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. „Aber sobald Kinder in Kontakt zu anderen Kindern kommen, übernehmen sie deren Vorlieben und setzen sich von den Eltern ab.“
Was tun, wenn die Kinder ein Salamibrot oder ein Würstchen probieren möchten? „Auf keinen Fall mit Verboten arbeiten“, rät Ernährungspsychologe Westenhöfer, „denn das erhöht nur den Reiz.“ Wichtig sei, dass die Eltern erklärten, warum man besser auf Fleisch verzichte.
Das sieht auch Silke Bott vom Vebu so: „Man kann Drei- oder Vierjährigen nicht erzählen, dass Fleischesser für den Welthunger verantwortlich sind.“ Eltern müssten vielmehr erklären, dass sie vegetarische Kost lieber mögen. „Essen darf niemals mit Schuldgefühlen verbunden sein, da es sonst zum Problem werden kann.“ Deswegen empfiehlt sie, zwar den Vegetarismus vorzuleben, aber das Kind letztlich selbst entscheiden zu lassen, ob es Fleisch probieren möchte.