Stimmt die Chemie? Partnerbörse mit DNA-Abgleich
München (dpa) - Online-Partnervermittlungen, die die große Liebe versprechen, gibt es wie Sand am Meer. Münchner Studenten sind mit einer etwas anderen Idee auf den Markt gekommen: eine Partnervermittlung, bei der geprüft wird, ob die Partner genetisch zusammenpassen.
Partnervermittlung für Menschen über 1,70 Meter, Dating-Portal für Doktoren, Singlebörse für Gruftis - wer in den Tiefen des Netzes auf Partnersuche geht, wird mit weit über 1000 verschiedenen Angeboten konfrontiert. Das Geschäft mit der Hoffnung auf ein kurzes Abenteuer, eine langfristige Partnerschaft oder die ganz große Liebe boomt. Laut dem Verbraucherportal Singlebörsen-Vergleich setzten die etwa hundert größten Partnerportale im Internet 2009 rund 180 Millionen Euro um, etwa zehn Prozent mehr als im Vorjahr.
Doch auch wenn im Internet oft alles so schön klingen mag: Ob es dann tatsächlich zwischen zwei Menschen funkt, entscheidet das erste Treffen. Und da vergessen viele Partnerschaftsagenturen eine Komponente: den Geruch. Dieser Meinung sind zumindest drei Studenten der Technischen Universität München, die daraus eine Geschäftsidee entwickelt haben. Mit ihrer neu gegründeten Online-Partnerplattform Gmatch können Partnersuchende mittels DNA-Analyse angeblich „den perfekten Partner erschnuppern“, erklärt Andreas Reichert, der 26-jährige Gründer und Geschäftsführer.
Hinter der Idee stehe ein evolutionärer Grundgedanke, erklärt Reichert, der molekulare Biotechnologie studiert: „Die für die Partnerwahl wichtigen Duftstoffe unseres Körpers sind zum Teil Produkte unseres Immunsystems. Stark vereinfacht gesagt, geben sie also Aufschluss darüber, gegen welche Krankheiten wir geschützt sind.“ Je unterschiedlicher das Immunsystem der beiden Eltern, desto höher sei also die Wahrscheinlichkeit, Kinder mit einem widerstandsfähigen Immunsystem zu bekommen. Die Folge: Paare mit möglichst unterschiedlichen Immunsystemen können sich besser riechen, finden sich attraktiver.
Um die Wahrscheinlichkeit dafür zu erhöhen, biete er auf seiner Plattform ein genetisches Matching an, sagt Reichert, also einen genetischen Abgleich, ob potentielle Paare unter diesem Aspekt zusammenpassen würden. Dafür schickt der Partnersuchende eine Speichelprobe an das Unternehmen. Von einem Labor werden entsprechende Gene - etwa ein Prozent der kompletten DNA - mit einem von den Studenten eigens dafür entwickelten Verfahren entschlüsselt und typisiert. Daraus erstellen sie eine Art Code, der dem Kunden zugeordnet wird. Zur genetischen Information selbst erfährt der Kunde nichts, die DNA wird nach der Typisierung vernichtet. Bei der Partnerjagd auf der Plattform kann der Kunde dann überprüfen, wie gut er genetisch zum nächsten Date passen würde. Eine Punkteskala von eins bis zehn zeigt die voraussichtliche Geruchs-Sympathie an.
Die genetische Typisierung kostet einmalig 139 Euro - inklusive Mitgliedschaft für drei Monate, jeder weitere Monat Mitgliedschaft kostet 25 Euro zusätzlich. Wer sich ohne das genetische Matching anmelden will, zahlt 19 Euro im Monat.
Wolfram Henn, Professor für Humangenetik und Ethik in der Medizin an der Universität des Saarlandes, sieht das Konzept eines genetischen Matchings jedoch kritisch: „Der Geruch ist nur ein Faktor von vielen, der neben beispielsweise dem Aussehen und dem Klang der Stimme beim Sympathieempfinden eine Rolle spielt. Noch dazu ein untergeordneter“, sagt Henn. Zudem sei der Geruch selber nur zum Teil vom Immunsystem beeinflusst. Somit sei die Bedeutung des Immunsystems bei der Partnerwahl letztlich so verschwindend gering, dass es schon fast an die Grenzen des Aberglaubens führe, daran tatsächlich zu glauben.
Also reine Geldmacherei? Diese Kritik hat Reichert schon oft zu hören bekommen. Abgesehen davon, dass er bisher noch keine schwarzen Zahlen schreibe, ist er von seiner Methode überzeugt. Er habe eher Zweifel an den Methoden anderer Partnerbörsen, die mit wissenschaftlich fundierten Methoden und Persönlichkeits-Tests werben. Diese Werbungen brachten Reichert vor eineinhalb Jahren auch erst auf seine Geschäftsidee: Eine Partnervermittlung, die mit naturwissenschaftlichen Methoden Partnervorschläge erstellt.
Dass seine Art der Partnervermittlung nicht sonderlich romantisch ist, räumt Reichert ein. Er selbst hat seine Freundin „ganz altmodisch“ in einer Bar kennengelernt.