Wenn ältere Menschen plötzlich grantig werden

Psyche: Aggressives Verhalten kann ein Symptom von Demenz sein. Manchmal fühlt sich der Ältere aber auch hilflos.

Düsseldorf. Viele böse Worte, weil der Kaffee nicht schmeckt oder die falsche Bettwäsche aufgezogen ist: Angehörige von älteren Menschen wundern sich manchmal, warum diese auf einmal grantig, misstrauisch oder sogar aggressiv reagieren. Streitigkeiten tauchen auf, die eigentlich als beigelegt galten. Doch woher kommt dieses Verhalten, und wie können Angehörige damit umgehen?

„Tritt so ein Verhalten auf, plötzlich oder zunehmend, so müssen die Angehörigen als erstes herausfinden, was dahinter steckt“, sagt die Pflegeexpertin Christine Sowinski vom Kuratorium Deutsche Altershilfe in Köln. Eine Reihe von körperlichen, psychischen oder sozialen Gründen könnte die Ursache sein.

„Oft wird beispielsweise übersehen, dass ältere Menschen Schmerzen haben, manchmal so diffus, dass sie nicht äußern können, wo genau. Leiden sie an einer chronischen Krankheit wie beispielsweise Rheuma, werden die Schmerzen manchmal gar nicht mehr ernst genommen“, sagt Sowinski. Sie empfiehlt daher, von einem Arzt klären zu lassen, wie solche Schmerzen behandelt werden können.

Aggressive Verhaltensänderungen gehören darüber hinaus zu den Symptomen, die bei einer Demenzerkrankung auftreten können. „Gerade am Anfang einer Demenz, wenn die Menschen bemerken, dass sie vergesslich werden und sich nicht mehr so gut zurecht finden, kann dies zu Schuldzuweisungen und Beschimpfungen führen“, sagt Sowinski.

Ob nun eine Demenz vorliegt oder nicht — Experten führen aggressives Verhalten bei Älteren in erster Linie auf Situationen zurück, die sie überfordern und nicht nachvollziehen können. „Es ist oft Zeichen einer Hilflosigkeit und des Gefühls der Abhängigkeit von anderen“, erklärt Rolf Höfert, Geschäftsführer des Deutschen Pflegeverbandes. „Dafür muss man Verständnis haben.“

Teils verspüren Angehörige die Neigung, Medikamente verschreiben zu lassen, etwa zur Beruhigung. Davon rät Maier aber ab. Er empfiehlt, nachzufragen und zu überprüfen, ob an der Lebenssituation des älteren Menschen etwas geändert werden könne, um ihn zu entlasten: „Hat er oder sie hinreichend Sozialkontakte? Fühlt er oder sie sich verstanden? Erfährt der Mensch genügend Zuwendung? Wird mit ihm oder ihr angemessen gesprochen?“ Wichtig sei auch, die Älteren nicht zu viel mit ihren Defiziten zu konfrontieren.