Wie viel Platz brauchen Kinder?
Familie: Feste Regeln und ein durchdachtes Konzept helfen, damit der Wohnraum nicht im Chaos versinkt.
Hamburg. Wohnen mit Kindern hat nichts mit dem Leben als Paar oder als Single zu tun, wie Eltern schon bald nach der Geburt feststellen. Denn besonders kleine Kinder beschränken sich, sobald sie krabbeln können, nicht nur aufs Kinderzimmer. Ein paar Spielzeugautos in der Küche, Stifte und Malbücher im Wohnzimmer und die Kuscheltiere bei Mama und Papa im Bett - nach und nach unterwandert der Nachwuchs geschickt die Wohnung. Damit die Wohnung nicht im Chaos versinkt, sollten Eltern feste Regeln und ein durchdachtes Konzept aufstellen.
Kinder brauchen, um sich normal entwickeln zu können, Raum zum Spielen, Basteln, Toben und Turnen. Doch leider entsprechen die Zuschnitte vieler Wohnungen diesen Bedürfnissen überhaupt nicht. "Kinderzimmer und Küche - dort halten sich Kinder oft auf - sind meistens die kleinsten Räume in der Wohnung", kritisiert die Einrichtungsexpertin Doris Haselmann. Am meisten Platz zum Spielen mit Puppenhaus oder Rennbahn sei häufig im Wohnzimmer. Aber das gefalle vielen Eltern nicht.
Kleinere Kinder suchen die Nähe der Eltern. "Immer wieder werden sie ihre Sachen packen und dort aufbauen, wo sich ihre Bezugspersonen aufhalten", erklärt die Fachbuchautorin Jutta Velte aus Remscheid, die ein Buch über Kinderräume geschrieben hat. Für Kinder sei es deshalb schön, wenn sie die Wohnküche oder einen Raum, der von allen genutzt wird, direkt von ihrem Zimmer aus erreichen können. So könnten sie leicht selbst bestimmen, ob sie für sich selbst sein wollen oder am Familienleben teilnehmen möchten. Außerdem sei es so möglich, im Kinderzimmer Bau- und Spielprojekte in Angriff zu nehmen, ohne auf Nähe verzichten zu müssen.
"Aber Eltern brauchen auch einen Raum ohne Chaos", sagt Haselmann. Ein solcher Rückzugsraum könne das Schlafzimmer sein, das von den Kindern als spielzeugfreie Zone akzeptiert werden müsse. Umgekehrt wäre es entspannend, wenn Kinder einen Teil des Wohnzimmers als Spielraum nutzen dürfen. Man könne ihn mit Raumteilern bei Bedarf abtrennen, dann sei das Chaos dahinter nicht gleich sichtbar. Alles was davor liege, müsse aufgeräumt werden.
Auch in der Küche wäre es schön, wenn sie in einer Ecke ihr Material liegenlassen können. Puppen, Puppengeschirr und Puppenherd lassen sich beispielsweise dort unterbringen, damit der Nachwuchs Mama und Papa beim Kochen oder Abwaschen nacheifern kann.
Ab einem gewissen Alter brauchen Kinder Rückzugsnischen, wo sie nach Lust und Laune spielen, Höhlen bauen oder auch lernen können. "Als Allzweckraum sollten Kinderzimmer nicht kleiner als 13 bis 15 Quadratmeter sein", rät der Architekt Thomas Drexel. Wichtig sei auch die Lage des Raums: "Kinder brauchen tagsüber viel Licht und Helligkeit. Ein Zimmer in Süd-, West oder Ostausrichtung ist deshalb geeigneter als ein Raum nach Norden."
Ein sparsam möbliertes Kinderzimmer lässt viel Platz zum Spielen. "Schon ab einem Alter von drei bis vier Jahren ist es pädagogisch sinnvoll, das Kind bei der Gestaltung und Inneneinrichtung nach seinen Vorstellungen und Wünschen zu befragen", rät Drexel.
"Beim Einrichten sollte beachtet werden, dass Kinder sehr gern auf dem Boden spielen", sagt Susanne Woelk von der Aktion "Das Sichere Haus" in Hamburg. Deshalb sollte hier viel Platz frei bleiben. Trotz Platzgewinns von zwei Quadratmetern seien Hochbetten aber wegen der Sturzgefahr nichts für Kleinkinder. "Erst ab sechs Jahren sollte ein Kind oben liegen."
"Um Kletterpartien zu vermeiden, dürfen Sitzmöbel oder Spieltische im Kinderzimmer nicht direkt am Fenster stehen", warnt Woelk. Fenstersicherungen verhindern das Öffnen durch Kinder. Regale und Schränke müssen unbedingt an den Wänden verschraubt werden. Ansonsten können die Möbel bei Kletterpartien umfallen. Außer dem Kinderzimmer müssen auch Haus und Garten kindersicher gemacht werden. Bei einem Kontrollgang durch die Wohnung können Eltern überprüfen, was für ihr Kind gefährlich ist. Entschärft werden sollten unter anderem Treppen, Steckdosen und Herd.