Analyse: Riester-Rente: Besser als der Sparstrumpf?

Der Vorwurf Steuerverschwendung steht im Raum. Aber die Versicherer wehren sich.

Berlin. Das Urteil des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vor zwei Wochen, die staatlich geförderte Riester-Rente rentiere sich für viele Sparer nicht, hat Anleger beunruhigt. Gestern legte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eigene Berechnungen vor, die belegen sollen, dass für Riester-Versicherte am Ende mehr als das im Sparstrumpf gesammelte Kapital herausspringt.

In den GDV-Beispielen müssen Anleger ein Alter von 75 beziehungsweise 74 Jahren erreichen, um die eingezahlten Beiträge plus staatliche Zulagen über die Riester-Rente wieder herauszubekommen. Je nach der Situation des Sparers ergeben sich im Alter von 85 Jahren Renditen zwischen 3,72 und 5,87 Prozent. Wer gar 90 Jahre alt wird, kann laut GDV eine Rentabilität zwischen 4,33 und 6,33 Prozent erreichen.

Das DIW hatte die Riester-Rente als eine „Verschwendung von Steuergeldern“ bezeichnet, weil im schlimmsten Fall ein Riester-Sparer 109 Jahre alt werden müsste, um eine Rendite von 2,5 Prozent zu erzielen.

In dem Rechenbeispiel handelte es sich um eine 35-jährige Frau mit zwei Kindern, die 2011 einen Riester-Vertrag abschließt und dann das Pech hat, dass ihre Versicherung in eine Krise gerät und nur noch den Garantiezins zahlen kann. Anders als das DIW hat der GDV seinen Berechnungen einen konkreten Anbieter zugrunde gelegt, dessen Namen er nicht nennt.

Demnach würde eine Frau mit zwei Kindern, die ein Jahreseinkommen von 45 000 Euro erhält, ab dem Alter von 67 Jahren eine jährliche Riester-Rente von 6084 Euro beziehen. Mit 85 hätte sie aus ihrem Vertrag eine Rendite von 4,42 Prozent erzielt, fünf Jahre später von 5,02 Prozent.

Der GDV wehrt sich gegen den Vorwurf, seine Mitgliedsunternehmen würden von zu hohen Lebenserwartungen ausgehen. Tatsächlich stimmen die Sterbetafeln der Versicherer nicht mit den Prognosen des Statistischen Bundesamtes überein. Die Versicherer seien gesetzlich verpflichtet, vorsichtig zu kalkulieren, weil ihre Garantieversprechen über Jahrzehnte Gültigkeit haben müssten, so der GDV.

Zudem würden Menschen mit ungesundem Lebenswandel seltener eine Lebensversicherung abschließen — Rentenversicherte haben also erfahrungsgemäß nochmals eine höhere Lebenserwartung als der Durchschnitt der Bevölkerung.