Buhlen um junge Bausparer

Viele Anbieter setzen auf neue Zielgruppen. Aber Vorsicht: Jede vierte Beratung hat Mängel — zeigt eine Studie.

Berlin. Was früher der Familienvater mit dem Wunsch nach Eigentum war, ist heute der junge Großstädter auf der Dachterrasse. Deutschlands Bausparkassen setzen in Zeiten der Krise verstärkt auf junge Kunden — und wollen so ihr Geschäft weiter ankurbeln. Private wie öffentlich-rechtliche Anbieter locken Jugendliche mit eigenen Werbekampagnen und Angeboten.

„Es trifft den Bedarf der Zielgruppe und hilft uns, unseren Wachstumskurs zu sichern“, sagt Vorstandsmitglied Bernd Hertweck von der Bausparkasse Wüstenrot, Nummer zwei der Branche. Ähnlich wie die größte Bausparkasse Schwäbisch Hall bietet Wüstenrot nun einen Jugendtarif mit Boni von bis zu 300 Euro an. Nach Angaben des Verbandes privater Bausparkassen ist jeder vierte neue Bausparer jünger als 30 Jahre.

Sparen für ein Eigenheim gelte bei jungen Leuten zwar oft als spießig, sei bei ihnen aber besonders sinnvoll, sagt Bankenexperte Hans-Peter Schwintowski von der Berliner Humboldt-Universität.

Bei der Suche nach einem passenden Bausparvertrag können sie sich aber nicht immer auf ihren Bankberater verlassen: Nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest beraten diese ihre Kunden häufig schlecht.

Von den 22 Bausparkassen im Test hatten sich 18 mindestens eine Fehlberatung geleistet. Fachmann Schwintowski stellt das Konzept des Bausparens deshalb aber nicht infrage. Gerade für Menschen mit wenig Eigenkapital könne es sich lohnen, erklärt er.

Im Rennen um Schüler, Studenten und junge Großstädter setzen die Bausparkassen zunehmend auf die Werbung. Den Anfang machten vor einigen Jahren die Landesbausparkassen — mit einem kleinen Mädchen in einer Kommune.

„Wenn ich groß bin, will ich auch mal Spießer werden“, verkündete die Kleine im Spot. Aktuell erklärt ein Vater seiner Tochter beim „Monopoly“ die Vorteile des Bausparens.

Auch andere Branchengrößen haben ihre Strategie überarbeitet und beispielsweise das Twittern für sich entdeckt. Wo es früher hieß: „Auf diese Steine können Sie bauen“, lautet es heute: „Du kaufst keinen Bausparvertrag. Du kaufst den wichtigsten Ort der Welt.“

Ob sich die Bemühungen auszahlen, ist noch ungewiss. Insgesamt hätten die Bausparkassen während der Schuldenkrise profitiert, sagt Verbandssprecher Nothaft, allerdings hielten Menschen in finanziell unsicheren Zeiten ihr Geld auch zurück. Das Bausparvolumen von 2011 erneut zu erreichen, werde daher „nicht einfach“.