Finanzagentur: Bund steigt aus Geschäft mit Privatanlegern aus

Frankfurt/Main (dpa) - Der Bund zieht sich aus dem teuren Geschäft mit Privatanlegern zurück. Wer sein Geld konservativ etwa in Bundesanleihen stecken will, muss sich künftig an Banken und Sparkassen wenden.

Privatkunden drohen höhere Kosten.

Privatanleger können ab 2013 nicht mehr direkt beim Staat Bundeswertpapiere erwerben. Stattdessen müssen sie Staatsanleihen dann über ihre Hausbank kaufen und dafür Gebühren zahlen.

„Das Bundesministerium der Finanzen hat unter dem Gebot einer möglichst kostengünstigen Gestaltung der Kreditaufnahme des Bundes entschieden, das Privatkundengeschäft mit Bundeswertpapieren (...) nicht weiter fortzusetzen und den Vertrieb von Privatkundenprodukten zum Jahresende 2012 einzustellen“, erklärte ein Sprecher der Bundesrepublik Deutschland-Finanzagentur, der zentralen Schuldenverwalterin des Bundes, am Dienstag (3. Juli) in Frankfurt und bestätigte damit einen Bericht des „Handelsblatts“.

Somit können Privatkunden Geld nur noch bis Ende 2012 über die Finanzagentur direkt in Bundesschatzanweisungen, Bundesobligationen und Bundesanleihen investieren. Danach ist der Erwerb nur noch über Banken und Sparkassen möglich. Neu aufgelegte börsennotierte Wertpapiere können schon vom 22. August 2012 an nicht mehr auf ein separates Konto bei der Finanzagentur übertragen werden.

Die bestehenden Einzelschuldbuchkonten führt die Finanzagentur nach Angaben des Sprechers bis zur Fälligkeit der darin verwalteten Bundeswertpapiere fort. Nach Angaben der Finanzagentur haben private Kunden aktuell rund 8,5 Milliarden Euro auf gut 330 000 Konten angelegt. Das Privatgeschäft mache damit weniger als ein Prozent der gesamten umlaufenden Schuld des Bundes aus, sei aber vergleichsweise arbeitsintensiv und deshalb teuer. Was mit dem Personal in diesem Bereich geschieht - meist Beamte aus der ehemaligen Bundesschuldenverwaltung - ist noch nicht geklärt.

Die Bundesregierung warb seit dem Jahr 2008 in TV-Spots und im Internet mit einer Schildkröte („Günther Schild, Finanzexperte) für Bundeswertpapiere als „entspannteste Geldanlage Deutschlands“. Anleger sollten so für langfristig sichere Investments gewonnen werden.

Für Privatanleger haben Bundeswertpapiere in der Krise jedoch an Attraktivität verloren: Weil die Zinsen im Euroraum insgesamt auf Rekordtief liegen, werfen solche Anlagen nur noch mickrige Renditen ab. Dagegen ist die Nachfrage professioneller Investoren nach deutschen Schuldtiteln riesig, weil diese als einer der wenigen verbliebenen sicheren Häfen gelten. Investoren nahmen teils sogar Negativzinsen in Kauf.

Die Finanzagentur ist zugleich auf der Suche nach einem neuem Geschäftsführer: Nach Angaben der Behörde bat Carl Heinz Daube bereits im Januar um vorzeitige Auflösung seines bis Ende 2013 laufenden Vertrages - einen Umstand, den kürzlich die „Börsen-Zeitung“ öffentlich machte. Noch ist kein Nachfolger gefunden.