Nur keine Eile - Finanzprodukte nicht unter Druck kaufen
Stuttgart (dpa/tmn) - Finanzberater versuchen ihre Kunden oft mit dem Hinweis auf auslaufende Fristen zur Unterschrift zu bewegen. Doch davon sollten sie sich nicht unter Druck setzen lassen.
Viele Verbraucher kennen das: „Wenn Sie die Förderung für dieses Jahr noch mitnehmen wollen, müssen Sie den Vertrag jetzt abschließen!“ Oder: „Warten Sie nicht zu lange, sonst ist der Zug abgefahren!“ Mit solchen oder ähnlichen Aussagen versuchen Banker, Finanzvermittler oder Versicherungsvermittler Kunden zum raschen Vertragsabschluss zu bewegen. „Wenn der Vermittler Druck macht, ist das immer ein schlechtes Zeichen“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Denn in der Regel stünde dann nicht der Vorteil des Kunden im Vordergrund, sondern der rasche Abschluss und die hohe Provision.
Verbraucher sollten sich also immer ausreichend Zeit nehmen, bevor sie eine Entscheidung treffen. „Das Problem ist nur: Während das Wälzen von Autokatalogen die Vorfreude auf das Produkt umso mehr steigert, sind Finanzprospekte oft die reinsten Spaßbremsen“, sagt der Finanzexperte. „Wer sich für seine Finanzen zu wenig Zeit nimmt und dabei seinem freundlichen Vertreter blindes Vertrauen schenkt, kann aber einen teuren Fehlgriff landen.“
Wichtig ist aber nicht nur, zumindest zu versuchen, die angebotenen Finanzprodukte zu verstehen, sei es mit oder ohne Unterstützung des Internets. „Sie sollten sich vor allem erstmal Gedanken über eventuell wichtigere Fragen machen“, sagt Nauhauser. „Teuere Schulden zu tilgen hat Vorrang vor langfristigen Sparverträgen. Und die Bildung einer ausreichend hohen Rücklage verhindert teure Konsumkredite.“
Bei der Auswahl von Finanzprodukten schließlich ist von zentraler Bedeutung, wie viel Wertschwankungsrisiken der Anleger tragen kann und möchte. „Denn mit den Risiken steigen auch die Ertragschancen“, sagt Nauhauser. Die Risiken seien aber überschaubar, wenn Anleger möglichst breit in verschiedenen Vermögensklassen wie weltweite Aktien und Zinspapiere investieren. „Setzen Sie ungeduldige Vertreter sofort vor die Tür und begegnen Sie den angebotenen Finanzprodukten stets mit einer vernünftigen Portion Skepsis“, rät Nauhauser.