Ohne Ziele geht es nicht - Wie kleine Vereine Geld sammeln
Koblenz (dpa/tmn) - Egal ob Sportverein, Wandergruppe oder Umweltfreunde - auch kleine Vereine brauchen Geld. Allein die Mitgliedsbeiträge reichen oft nicht aus. Doch wie können zusätzliche Mittel aufgetrieben werden?
Koblenz (dpa/tmn) - Egal ob Sportverein, Wandergruppe oder Umweltfreunde - auch kleine Vereine brauchen Geld. Allein die Mitgliedsbeiträge reichen oft nicht aus. Doch wie können zusätzliche Mittel aufgetrieben werden?
Für Norbert Graß ist klar: Spendensammeln ist harte Arbeit. Graß weiß, wovon er spricht. Schließlich ist er in der TuS Koblenz Stiftung aktiv, einer Förderstiftung für die Jugend- und Amateurmannschaften des gleichnamigen Fußballvereins. Zwei bis drei Stunden täglich investiere jeder im Vorstand in die Stiftung, schätzt Graß. Die Aufgaben sind vielfältig: Gespräche mit möglichen Spendern, Pflege der Website sowie sozialer Netzwerke und Entscheidungen über Fördergelder gehören dazu.
Gegründet wurde die Stiftung 2010 von Fans, um dem stets klammen Fußballverein unter die Arme zu greifen. „Wir haben oft beim Training zugeguckt, da waren viele unzufrieden, besonders mit der Jugendarbeit“, sagt Graß. Auf die Stiftung seien sie gekommen, weil auf diese Weise die Mannschaften langfristig etwas davon hätten. „Wir geben Zuschüsse zu Trainingslagern, Fahrtkosten und Weihnachtsfeiern“, erzählt Graß. Auch die Kleidung der Spieler finanzierten sie teilweise mit. „Das sind für manche Eltern erhebliche Belastungen“.
Mehr als 17 000 Euro habe die Stiftung im Jahr 2012 eingenommen, sagt Graß. Sachspenden wie Hilfen bei der Renovierung des Jugendheims dazugezählt seien es rund 30 000 Euro. Sein Tipp: „Geld gibt es nur im persönlichen Gespräch.“ Außerdem sei Transparenz unerlässlich. Die Spender müssten unbedingt wissen, wofür ihr Geld ausgegeben werde.
Egal, ob Stiftung oder Förderverein - jeder, der Geld für soziale Projekte sammeln will, sollte ein paar Grundregeln beachten. „Erst einmal sollte ich mir darüber klar werden, für was stehe ich, was bin ich überhaupt für eine Initiative“, sagt Peter-Claus Burens, Gründer der Gesellschaft für Private Public Partnerships in Frankfurt. Auch die Person des Spendensammlers und das Anliegen der Initiative müssten zusammenpassen.
Als nächstes müsse die Organisation ihre Zielgruppen definieren. „Wem nütze ich?“ sei die Leitfrage, erklärt Burens. In erster Linie natürlich denjenigen, die durch den Verein gefördert werden. Aber auch Spender, Stifter und Sponsoren, die nicht eng mit einem Verein verbandelt seien, erwarteten einen Nutzen für sich.
Wichtig zu wissen: „Es gibt materiellen und immateriellen Eigennutzen.“ Förderer hätten materielle Vorteile etwa bei einer Tombola, einer Benefizveranstaltung oder sogar bei der kostenlosen Entsorgung von Kleidern durch Dienste wie das Deutsche Rote Kreuz. Immaterielle Reize seien etwa ein gutes Gewissen. Auch soziale Kontakte, entstanden durch ehrenamtliche Arbeit im Verein, gehörten dazu.
Die Konkurrenz ist groß: Rund 600 000 gemeinnützige Initiativen gebe es in Deutschland, „vom Kleingärtnerverein über Fußball bis hin zu Kulturprojekten im Bereich Integration“, sagt Burens. Daher gelte: Aufgepasst bei der Art der Sammelaktion. Zögen schon viele Vereine von Haus zu Haus, sei es wenig sinnvoll, ebenfalls dort zu klingeln. Das Gleiche gelte für Benefizgalas und Tombolas. Je besser die Aktionen organisiert seien, desto höher sei der Mehrwert für die Förderer - und die Chancen auf Gelder stiegen.
Ein Fehler, den viele Organisationen begingen, sei, sich nicht ausreichend zu bedanken. „Bei einer größeren Geschichte wollen die meisten Menschen zumindest einen Brief oder einen persönlichen Anruf erhalten“, sagt Burens. Beispiel: Ein Studienrat vererbe einer Stiftung 400 000 Euro, weil er keine Familie mehr habe. „Dann könnte die Organisation anbieten, die Beerdigung und die Grabpflege zu organisieren“, meint Burens.
Eine recht neue Möglichkeit zum Spendensammeln sind Internetplattformen wie Betterplace. „Gerade viele kleine und mittlere Vereine, gerade im Sportbereich, probieren das dieser Tage aus“, sagt Betterplace-Sprecher Moritz Eckert. Das Angebot sei kostenlos, die Plattform finanziere sich über Firmenbeteiligungen.
Die Vereine können für eine bestimmte Aktion mit Fotos, Videos und Texten werben. Auf diese Weise könnten sie emotional Werbung für sich machen. Um mit einer Onlineaktion erfolgreich zu sein, sollten die Vereine zumindest einen Aktiven haben, der sich mit E-Mail-Programmen und sozialen Netzwerken wie Facebook auskenne, rät Eckert. Außerdem sollten die Initiatoren im persönlichen Umfeld Werbung machen. „Der Link muss an Freunde, Bekannte, Vereinsmitglieder geschickt werden.“ Auch könne ein Zettel ans Schwarze Brett des Vereins gehängt werden.
„Das Wichtige ist, dass die Spender teilhaben am Projekt“, sagt Eckert. Die Verantwortlichen sollten sich also bei Spendern einzeln bedanken und regelmäßig Fotos und Texte ins Internet stellen. „Dann kriegen die Spender auch etwas zurück.“ Internetplattformen seien eine gute Möglichkeit, jüngere Menschen anzusprechen, auch fielen seiner Erfahrung nach die Spenden online oft höher aus als offline.
Literatur:
Peter-Claus Burens: Fundraising. Ein Praxisratgeber mit 50 Tipps, Bundesverband Deutscher Stiftungen, 124 S., 19,80 Euro, ISBN-13: 978-3941368248