Privat Versicherte und Rentner im Visier von Trickbetrügern
Berlin (dpa) - Privat versichert für 59 Euro, oder eine Zahlungsaufforderung an Rentner unter dem Logo der Rentenversicherung - die Trickkiste der Betrüger ist groß. Leider fallen viele darauf rein.
Der Mann ruft unter einer Wiesbadener Nummer an. Er schildert dem Angerufenen, neuerdings gelte ein Gesetz, wonach die privaten Krankenversicherer die Beiträge senken müssten. Er rufe für den Verband an. Denn der Verband habe den Eindruck, dass nicht alle Firmen ihre Beiträge gesenkt hätten. Er wolle nun prüfen, ob bei ihm alles rechtens sei. „Was für einen Tarif zahlen sie denn?“ fragt der Anrufer - und schon sind beide in einem vermeintlichen Beratungsgespräch. Dann sein Tipp: „Ich hätte da einen Trick gegen Honorar, wie Sie Ihre Versicherung billiger machen können.“
So oder so ähnlich könnte das Telefonat verlaufen. Doch es handelt sich keinesfalls um einen Beauftragten des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV). Und die Wiesbadener Telefonnummer ist auch gefälscht.
Auch die Deutsche Rentenversicherung beklagte jüngst vermehrte Hinweise auf Trickbetrüger, die unter ihrem Logo Versicherte und Rentner bedrängen. Da werden Rentner telefonisch aufgefordert, Geldbeträge auf ein fremdes Konto zu überweisen, andernfalls drohten Rentenpfändungen oder Rentenkürzungen.
Auch würden Schreiben mit dem Logo der Deutschen Rentenversicherung an Versicherte und Rentner verschickt mit Hinweisen auf angeblich von Gerichten oder Staatsanwaltschaften bestätigte Forderungen. Die Empfänger werden aufgefordert, eine Telefonnummer anzurufen, wo sie dann bedrängt würden, Geldbeträge zu überweisen.
Genauso ärgerlich sind für die privaten Versicherer die Billigangebote im Internet. „Die Menschen verbinden mit einer privaten Krankenversicherung die Erwartung an einen besonders hochwertigen Versicherungsschutz“, sagte der Präsident des PKV-Verbandes, Uwe Laue, der Deutschen Presse-Agentur. Von daher ist es schon verlockend, für billiges Geld angeblich einen Premium-Krankenschutz zu bekommen.
Ein bisschen hat auch die PKV zu diesem Missverständnis beigetragen. Sie hatte eine Zeit lang selbst Billigtarife angeboten. Das räumt der PKV-Verband auch ein. Die Betrüger im Internet und am Telefon erwecken weiterhin den Eindruck, als gebe es diese umstrittenen Billigtarife in der PKV immer noch. „Die wurden jedoch weitestgehend eingestellt und waren auch nie typisch für die PKV“, stellt Laue klar. Und er fügt hinzu: „PKV ab 59 Euro gibt es nicht.“
Offenbar steckten Adressenhändler hinter den Angeboten, sagte Laue. Soll heißen: Das sind Internet-Abzocker, die nur persönliche Daten wie Einkommen, Alter, Wohnort und anderes wollen und dann weiterverkaufen.
„Unsere Mitarbeiter führen niemals vertriebsorientierte Telefonate. Wir raten den Betroffenen daher, sich Namen und Telefonnummer des Anrufers zu notieren und Strafanzeige zu erstatten“, mahnt Laue. Die Behörden seien eingeschaltet und auch die Bundesnetzagentur wurde informiert, um den Rufnummernmissbrauch zu verfolgen.
Doch wenn der „Berater“ angeblich aus Wiesbaden anruft, sich aber in Wahrheit hinter einer Tarnfirma in der Karibik versteckt, ist das nicht so einfach. Immerhin scheint die Internetseite mit dem Superangebot „PKV für 59 Euro“ inzwischen gesperrt. Doch wer betrügen will, lässt sich etwas Neues einfallen.