Rekordverdächtige Börsenkurse - Aktionäre brauchen gute Nerven

Düsseldorf (dpa/tmn) - 8700, 8900 oder gar 9000 Punkte? Der deutsche Aktienindex Dax eilt derzeit von einem Rekordhoch zum nächsten. Ist das ein guter Zeitpunkt zum Einstieg? Oder ist der Zug schon abgefahren?

Klar ist vor allem eines: Aktienkäufer brauchen gute Nerven.

Die Kurse an den Börsen kennen derzeit fast nur eine Richtung: nach oben. Jüngster Grund für die Entwicklung ist die überraschende Entscheidung der amerikanischen Notenbank Fed. Sie will auch in Zukunft jeden Monat für 85 Milliarden Dollar langfristige Staatsanleihen und Immobilienpapiere kaufen, um die Konjunktur mit Niedrigzinsen anzukurbeln. Für viele stellt sich daher jetzt die Frage: Aktien kaufen oder verkaufen?

„Es steckt im Moment sehr viel Geld im Markt“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in Düsseldorf. Zwar seien die hohen Kurse der meisten Unternehmen angesichts der guten Geschäftsentwicklung gerechtfertigt. „Aber die hohen Erwartungen müssen auch erfüllt werden.“ Anleger sollten sich daher immer bewusst sein: „Die Kurse können wieder nach unten gehen“, sagt Kurz. „Diese Schwankungen müssen Sie aushalten können.“ Dennoch seien Aktien gerade in der Niedrigzinsphase ein gutes Investment. Worauf es ankommt im Überblick:

Anlagehorizont: Wer jetzt Aktien kaufen will, sollte bereit sein, langfristig zu investieren. „Denn nach dem Ende der lockeren Geldpolitik werden die Kurse vermutlich erstmal nach unten gehen“, sagt Kurz. Anleger, die mehrere Jahre investiert bleiben, können diese Kursverluste aber in der Regel wieder ausgleichen.

Aktienauswahl: Vor der Investition sollten Anleger sich das Unternehmen genau anschauen. „Es ist wichtig, dass Sie das Geschäftsmodell verstehen, um die Aussichten und Chancen der Firma einschätzen zu können“, sagt Kurz. „Wenn Sie dann noch auf Titel setzen, die eine Dividende ausschütten, haben Sie außerdem einen jährlichen Ertrag.“ Je solider ein Unternehmen ist, desto besser sind auch die Chancen auf künftige Kursgewinne.

Kaufzeitpunkt: Jetzt? In zwei Wochen? Oder erst in drei Monaten? „Der genaue Zeitpunkt des Kaufs spielt nicht unbedingt die Hauptrolle“, erklärt Kurz. Ziel ist die langfristige Kursentwicklung. „Ich gehe ja grundsätzlich davon aus, dass der Titel in drei oder vier Jahren mehr Wert ist.“ Wer nach und nach einzelne Titel kaufe, kann sich aber Kursschwankungen zunutze machen. Allerdings sind die Transaktionskosten höher, denn jeder Kauf kostet Gebühren.

Gewichtung:Alles auf einen Titel zu setzen, ist grundsätzlich keine gute Idee. Denn das steigert das Risiko, Verluste in Kauf nehmen zu müssen. Wer sein Geld in verschiedene Aktien aus unterschiedlichen Branchen und am besten noch aus anderen Ländern steckt, verringert sein Risiko. Verluste der einen Aktie können unter Umständen mit den Gewinnen anderer Titel ausgeglichen werden. „Wem die Auswahl zu mühsam ist, der kann auch Fonds kaufen“, erklärt Kurz. „Da übernehmen Manager die Auswahl.“

Depot prüfen: Anders als ein Tagesgeld- oder ein Festgeldkonto erfordern Aktien ein wenig Arbeit. „Ich muss schon bereit sein, immer mal wieder einen Blick in das Depot zu werfen“, erläutert Kurz. Denn nur so könnten Aktionäre auf Kursentwicklungen reagieren. Wer nicht ständig die Entwicklung im Blick behalten will, kann sogenannte Stop-Loss-Orders aufgeben. Dann werden die Titel automatisch verkauft, wenn ein bestimmter Kurs unterschritten wird.