Staatsanleihen: Viel Sicherheit, wenig Rendite

Berlin (dpa/tmn) - Euro-Krise, drohende Rezession oder Staatspleite - kaum ein Tag vergeht ohne neue Hiobsbotschaften. Viele Anleger flüchten daher in deutsche Staatsanleihen. Schließlich gelten diese als sicher.

Für Kleinanleger lohnt das Geschäft aber nicht unbedingt.

Griechenland droht die Insolvenz, an den Börsen geht es drunter und drüber. Angesichts dieser Entwicklung sind Anleger auf der Suche nach Sicherheit. Viele investieren ihr Geld deshalb in Staatsanleihen. „Papiere von europäischen AAA-Ländern wie Deutschland, Österreich oder Finnland sind eine sichere Sache“, sagt Thomas Krüger, Finanzexperte der Stiftung Warentest in Berlin. „Das sind die besten Schuldner, die man sich denken kann.“ Dafür verschenken Anleger allerdings Geld.

Die Finanzagentur des Bundes verzeichnet derzeit eine verstärkte Nachfrage nach Bundeswertpapieren: „Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das Interesse deutlich gestiegen“, sagt deren Sprecher Jörg Müller. Vor allem institutionelle Anleger würden ihr Geld beim Bund anlegen. Aber auch Kleinanleger zeigten immer mehr Interesse. „Angesichts der sehr nervösen Märkte sind solche Papiere für viele so etwas wie ein sicherer Hafen.“

In der Tat erscheint das Risiko, dass der deutsche Staat seine Schulden nicht zurückzahlen kann, eher gering. „Für eine drohende Pleite des deutschen Staates gibt es derzeit keinerlei Anhaltspunkte“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. „Solange das so ist, sind Tagesanleihen, Bundesschatzbriefe, Bundesobligationen, Finanzierungsschätze oder Bundesanleihen sicher.“

Allerdings ist diese Sicherheit teuer erkauft. „Die Rendite ist so gering, dass Anleger über die Laufzeit den Wert des Geldes nicht erhalten können“, gibt Nauhauser zu bedenken. Denn die Inflationsrate ist derzeit höher als die Rendite. So lag die Preissteigerungsrate im August bei 2,4 Prozent. Für einen Bundesschatzbrief vom Typ A mit einer Laufzeit von sechs Jahren bekommen Anleger aber nur eine Rendite von 1,32 Prozent. „Sie sichern sich damit also eine negative Realrendite“, sagt „Finanztest“-Redakteur Krüger.

So schnell wird sich an dieser Situation auch nichts ändern. Denn solange die Nachfrage nach deutschen Staatsanleihen so hoch ist, muss der Bund auch keine höheren Zinsen zahlen. Sichtbares Zeichen dafür ist die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe. Laut Finanzagentur fiel sie Anfang September unter die Schwelle von 2 Prozent. „Das ist ein historischer Tiefststand“, sagt Müller. „Offenbar ist die Angst vieler Menschen so groß, dass sie diese Geldentwertung in Kauf nehmen“, ergänzt Krüger.

Auch wenn die schlechten Nachrichten derzeit überwiegen, sollten Anleger besonnen bleiben: „Am besten ist es, sein Vermögen breit gestreut über verschiedene Anlageklassen zu verteilen“, empfiehlt Nauhauser. Denn das sei ein guter Weg, das Verlustrisiko zu minimieren. Auch aus Sicht von Krüger ist es nicht sinnvoll, seine Ersparnisse jetzt in Staatsanleihen zu investieren. „Ein gut aufgestelltes Depot sollte man nicht aufgeben.“

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sein Geld auf Tagesgeldkonten parken. Bei guten Angeboten bekommen Kunden hier laut der Finanzberatung FMH in Frankfurt bis zu 2,6 Prozent Zinsen und damit mehr als die derzeitige Inflationsrate. Gesichert sind die Gelder bis zu einem Betrag durch die staatliche Einlagensicherung. Für darüber hinausgehende Summen greifen die verschiedenen Sicherungssysteme der unterschiedlichen Bankenverbände.

Für Festgelder mit einer Laufzeit von zwölf Monaten können Kunden laut FMH sogar bis zu 3 Prozent Zinsen bekommen. „Bei einer Anlagedauer von drei Jahren gibt es auch Angebote mit 4 Prozent Zinsen“, sagt FMH-Inhaber Max Herbst. Und wer lieber Angebote mit steigenden Zinssätzen wie bei den Bundesschatzbriefen möchte, findet auch bei Banken entsprechende Angebote. „Die Rendite liegt mit bis zu 2,96 Prozent weit über der Inflationsrate“, sagt Herbst.

Für Anleger, die in Staatspapiere investieren wollen, bieten sich aus Sicht der Stiftung Warentest neben der Direktanlage über die Finanzagentur des Bundes auch Exchange Traded Funds (ETFs) an. Diese bekommen Anleger über die Börse, etwa über die Börse in Frankfurt. Dazu brauchen sie jedoch ein Wertpapierdepot bei einer Bank.

„Allerdings ist der Markt an Renten-ETFs noch recht klein“, sagt Thomas Krüger. Bei der Auswahl des geeigneten Produkts sollten Anleger aber genau hinschauen. Angeboten werden derzeit etwa ETFs, die nur in deutsche Staatspapiere investieren, oder solche, die das Geld in Anleihen verschiedener Euroländer investieren. Darin können dann auch Papiere aus Frankreich, den Niederlanden oder Italien sein.