Steuererklärung: Wenn Software zum Berater wird
Berlin (dpa/tmn) - Ein Gefühl wie vor dem Zahnarztbesuch, jedes Jahr im Mai: Die Steuererklärung ist für viele Deutsche ein Alptraum. Viele Anbieter preisen spezielle Programme als Rettung an. Doch wem nutzt Steuersoftware wirklich - und wer geht besser zum Berater?
Berlin (dpa/tmn) - Ein Gefühl wie vor dem Zahnarztbesuch, jedes Jahr im Mai: Die Steuererklärung ist für viele Deutsche ein Alptraum. Viele Anbieter preisen spezielle Programme als Rettung an. Doch wem nutzt Steuersoftware wirklich - und wer geht besser zum Berater?
Immer das gleiche Spiel: Erst wird die Steuererklärung so lange wie möglich aufgeschoben, dann sucht man hektisch Belege zusammen. Viele Steuerzahler sind dann schon völlig erledigt - dabei fängt die eigentliche Arbeit jetzt erst an. Die Idee, die Arbeit dem Computer zu überlassen und das Geld für eine Steuerberatung zu sparen, erscheint verlockend. Zahlreiche Computerprogramme buhlen um die Gunst der Käufer.
Eins sollte bei der Suche nach einem passenden Steuerprogramm immer klar sein, sagt Isabel Klocke vom Bund der Steuerzahler: „Kein Steuerprogramm wird je einen Steuerberater ersetzen. Sie kümmern sich damit noch immer selbst um ihre Steuern.“ Zwar machten die Programme Nutzer auf Einsparmöglichkeiten aufmerksam, so kreativ wie ein guter Berater seien sie aber nicht. Ein Berater sei auch im Nachgang effektiver, etwa beim Einspruch gegen einen Steuerbescheid.
Die Frage ist nur: Braucht ein normaler Steuerzahler überhaupt Unterstützung? Jein, sagt Klocke: „Das ist eine Frage der Gewohnheit.“ Entscheidend sei die Komplexität des jeweiligen Falls: Ein unverheirateter Arbeitnehmer komme vermutlich mit den Formularen des Finanzamts und den zugehörigen Ausfüllhilfen zurecht. Beides gibt es auch als kostenloses Computerprogramm „ElsterFormular“. Dieses sei leicht bedienbar, sagt Klocke.
Wer dagegen ein Gewerbe betreibt oder zum Beispiel Mieteinkünfte hat, hat auch eine umfangreichere Steuererklärung. Kommen noch Unterhaltszahlungen oder private Altersvorsorge dazu, kann die Steuererklärung schnell mehrere Wochenenden verschlingen. Professionelle Unterstützung, zum Beispiel vom Steuerberater, kann dann schnell teuer werden. Vollwertige Steuerprogramme gibt es dagegen schon ab 40 Euro. Abgespeckte Versionen, die für einfache Steuerfälle meistens ausreichen, sind mit etwa 15 Euro noch billiger.
Für Arbeitnehmer, Rentner oder Arbeitslose gibt es auch die Alternative, Mitglied in einem Lohnsteuerhilfeverein zu werden. Selbstständige oder Gewerbetreibende sind da ausgeschlossen. Die Jahresbeiträge sind einkommensabhängig und liegen laut dem Neuen Verband der Lohnsteuerhilfevereine (NVL) zwischen 35 und 250 Euro.
Wer sich mit Steuern gar nicht auskennt, ist nach Meinung von NVL-Sprecherin Marlies Spargen dort oder beim Steuerberater besser aufgehoben: „Auch ein noch so ausgereiftes Computerprogramm braucht ein paar Grundkenntnisse vom Nutzer.“ Viele Programme gibt es zwar mit dicken Handbüchern und umfangreichen Hilfsfunktionen. Wer sich da aber erst einarbeiten muss, spare am Ende doch wieder keine Zeit.
Das sieht Stefan Rullkötter vom Wirtschaftsmagazin „Euro“ anders: „Die Computerprogramme sind über Jahre weiterentwickelt worden, gerade mit Blick auf die Benutzerführung“. Rullkötter hat mehrere Programme getestet. Besonders gelungen sind seiner Meinung nach „Steuer-Spar-Erklärung plus 2011“ von der Akademischen Arbeitsgemeinschaft (45 Euro), das günstige „QuickSteuer2011“ von Lexware (15 Euro, Deluxe-Version mit mehr Funktionen 30 Euro) und das „Wiso Steuer-Sparbuch 2011“ von Buhl Data (40 Euro).
Auch in einem Test der Zeitschrift „Computer-Bild“ schafften es „Steuer-Spar-Erklärung plus 2011“ und „Wiso Steuer-Sparbuch 2011“ unter die ersten drei Plätze. Testsieger - auch in Sachen Preis-Leistung - wurde „Tax 2011“ (15 Euro) von Buhl Data.
Laien empfiehlt Rullkötter Programme, die einen sogenannten Interview-Modus bieten. Wer den benutzt, bekommt die gefürchteten Formulare erst ganz am Schluss zu Gesicht - vorher stellt das Programm dem Nutzer relativ leichte Fragen und füllt auf Basis der Antworten die Steuererklärung aus.
Die Steuererklärung lässt sich auch komplett im Netz erstellen. Unter „internet-sparbuch.de“ findet sich zum Beispiel eine Online-Version des „Wiso Steuer-Sparbuch“. Die lässt sich probeweise vollständig online ausfüllen, der Preis von 35 Euro wird erst mit Ausdruck oder dem Abschicken ans Finanzamt fällig. Ähnlich funktioniert „steuerfuchs.de“ - pro abgeschickter Steuererklärung zahlt der Nutzer 15 Euro. Im „Computer-Bild“-Test konnte der Steuerfuchs in Sachen Bedienung und korrekter Berechnung mithalten. Allzu sehr muss man dem Geld für die Steuerprogramme ohnehin nicht nachtrauern: Die Kosten sind absetzbar.