65-Jähriger mit lebensgefährlichem Mers-Virus infiziert

Osnabrück (dpa) - Zum dritten Mal ist das tödliche Coronavirus Mers bei einem Patienten in Deutschland nachgewiesen worden.

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Mediziner behandeln in Osnabrück einen 65 Jahre alten Mann, der sich während einer Urlaubsreise in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit dem Erreger angesteckt hat. Weitere Fälle sind aber bislang nicht aufgetreten. Nach Angaben eines Sprechers des zuständigen kommunalen Gesundheitsdienstes in Osnabrück werden rund 100 Menschen aus dem Umfeld des Patienten getestet. Zunächst war von 50 die Rede gewesen. Bei 14 sei am Sonntag bereits Entwarnung gegeben worden.

Der Mann liegt auf der Isolierstation des Marienhospitals Osnabrück. Sein Zustand sei sehr schlecht, sagte der Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie im Marienhospital. Eine Prognose sei nicht möglich. Der Mann sei an eine Lungenmaschine angeschlossen und nur zeitweise bei Bewusstsein. Da auch seine Nieren versagt hätten, sei er an Blutreinigungsmaschinen angeschlossen worden.

Es ist der dritte bekannte Fall einer Mers-Erkrankung in Deutschland. Der Mann stammt nach dpa-Informationen aus dem Kreis Minden-Lübbecke in Nordrhein-Westfalen. Zuvor war angenommen worden, dass der Patient im Raum Osnabrück zu Hause ist.

Das Ministerium betonte, dass keine Gefahr für die Bevölkerung bestehe. Die Erkrankung beginnt in der Regel mit grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Husten und Kurzatmigkeit. Bei schweren Verläufen kann sich eine Lungenentzündung entwickeln. In einigen Fällen wurde auch Nierenversagen beobachtet. Die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Chan, hatte den Erreger zuvor schon als „eine Gefahr für die ganze Welt“ bezeichnet.

Der 65-Jährige war Anfang Februar von einer Urlaubsreise aus Abu Dhabi nach Deutschland zurückgekehrt. In München war im März 2013 ein 73 Jahre alter Mers-Patient aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gestorben. Ein anderer, in Essen behandelter Patient aus Katar überlebte die gefährliche Krankheit.

Der Erreger von Mers (Middle East Respiratory Syndrome) gehört zu den Coronaviren, zu denen auch der Sars-Erreger und viele Erkältungsviren zählen. Weltweit erstmals tauchte er 2012 auf. Experten vermuten aber, dass es auch schon zuvor Mers-Fälle gegeben haben könnte.

Bis zum 6. März 2015 wurden der WHO 1040 Mers-Fälle aus aller Welt gemeldet, etwa 40 Prozent der Infizierten starben. Die Erkrankungen kommen vor allem auf der Arabischen Halbinsel vor. Saudi-Arabien ist weltweit das am stärksten von Mers betroffene Land. Reisende brachten den Erreger auch in die USA und in europäische Länder wie Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich und die Türkei. Einen Impfstoff gibt es nicht.

Nach Angaben des Berliner Robert-Koch-Instituts gibt es immer mehr wissenschaftliche Hinweise darauf, dass Dromedare die Quelle für menschliche Infektionen bilden. Der Anteil der Dromedare aus dem arabischen Raum, aber auch aus afrikanischen Ländern mit Antikörpern gegen Mers sei hoch. Auch das Virus selbst konnte isoliert werden.

Der Mann aus Nordrhein-Westfalen hatte nach dpa-Informationen bereits kurz nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub über Beschwerden geklagt. Zunächst sei er von seinem Hausarzt auf eine ganz normale Erkältungskrankheit behandelt worden, berichtete der Geschäftsführer des Marienhospitals, Bernd Runde. Nachdem sich sien Zustand verschlchterte, wurde er in ein Krankenhaus in Ostercappeln bei Osnabrück gebracht. Nachdem die Ärzte auf der dortigen Intensivstation die Behandlung nicht mehr leisten konnten sei er am Abend des 23. Februar nach Osnabrück gekommen. Wegen der stetigen Verschlechterung des Zustandes sei der Verdacht aufgekommen, es könnte sich um eine Erkrankung an Mers handeln. Im Lauf des Freitags sei dann die Bestätigung aus einem Bonner Labor gekommen.

Der Gesundheitsdienst für den Landkreis und die Stadt Osnabrück ermittelte in enger Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus die Kontaktpersonen des Patienten, sagte dessen Vertreter Peter Tenhaken. Die Summer aller Personen aus beiden Krankenhäusern einschließlich Hausarzt und Familienangehörigen liege bei etwa 100 Menschen. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch sei aber eher unwahrscheinlich. Auch die Reisegruppe des Mannes solle nun auf eine mögliche Ansteckung überprüft werden.