Alkohol, Wurst, Fisch - Gicht vermeiden und therapieren

München (dpa/tmn) - Wenn die Gelenke plötzlich heftig schmerzen, kann Gicht dahinterstecken. Wer sich nicht behandeln lässt, riskiert noch schlimmere Schmerzen und im Extremfall Nierenversagen. Doch so weit muss es nicht kommen.

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Gicht kriegt man mit einer Ernährungsumstellung und Medikamenten in den Griff.

Gicht - was ist das überhaupt?

Bei der Erkrankung ist der Purin-Stoffwechsel gestört. Purine sind in allen Körperzellen und in Lebensmitteln enthalten. Alles, was davon nicht gebraucht wird, baut der Körper ab. Dabei entsteht Harnsäure, die normalerweise komplett ausgeschieden wird. Bei manchen funktioniert das nicht. „Die Betroffenen haben einen erhöhten Harnsäurespiegel“, sagt Internist Klaus Krüger. Es lagern sich Harnsäurekristalle ab, und die Gelenke schmerzen. Ohne Behandlung kann es zu Nierenversagen kommen, sagt Apotheker Rolf-Günther Westhaus.

Wie macht sich Gicht bemerkbar?

Im Blut ist ein erhöhter Harnsäurespiegel oft früh nachweisbar. „Manchmal dauert es aber bis zu 30 Jahre, bis Schmerzen an den Gelenken zu spüren sind“, erklärt Heilpraktiker Rene Gräber. Steigt der Harnsäurespiegel permanent an, dann kann es plötzlich zu einem Gichtanfall kommen. „Gicht tritt häufig am großen Zeh auf.“ Aber auch an anderen Stellen, die dann gerötet, geschwollen und empfindlich sind. Bei einer Weichteil-Gicht, etwa am Ohrknorpel, lagern sich Kristalle unter der Haut ab, und es bilden sich kleine Knoten. Der erste Gichtanfall trifft einen oft nachts. Oft vergehen bis zum nächsten Anfall Monate oder Jahre. Werden die häufiger, kann das die Beweglichkeit einschränken.

Wer ist betroffen?

„Männer trifft es nach den bisherigen Erfahrungen häufiger als Frauen“, sagt Krüger. Und es sind eher ältere Menschen zwischen 40 und 60 Jahren betroffen. Gicht ist in den Industrienationen verbreiteter als in ärmeren Ländern. „Grund sind vor allem unterschiedliche Essgewohnheiten“, erklärt Westhaus. Auch Diabetes und Bluthochdruck gehen nicht selten mit Gicht einher.

Was sind die Ursachen von Gicht?

„Zu 99 Prozent ist Gicht erblich bedingt“, sagt Krüger. Gicht kann aber auch die Folge von schweren Erkrankungen sein. „Auch bestimmte Medikamente oder eine Chemotherapie können eine erhöhte Produktion von Harnsäure verursachen“, erklärt Gräber.

Verursacht Fingerknacken Gicht? Nein. Dafür gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Zwar werden mit dem Fingerknacken die Gelenke überdehnt. „Solange dabei aber keine Schmerzen auftreten, ist alles absolut harmlos“, erklärt Westhaus.

Was sind Risikofaktoren für Gicht?

Risikofaktoren sind üppige Mahlzeiten mit purinreichen Nahrungsmitteln sowie regelmäßiger und reichlicher Alkoholkonsum. Purinreich sind Fleisch, Wurst und vor allem Innereien. Aber auch Fischsorten wie Lachs und Hering oder Meerestiere wie Miesmuscheln. Auch in Softdrinks und Säften finden sich viele Purine. „Neben ungesunder Ernährung können auch Übergewicht und Bewegungsmangel Gicht auslösen“, warnt Westhaus.

Wie sieht eine mögliche Therapie aus?

„Ein häufig gegen Gicht verschriebenes Medikament ist Allopurinol“, sagt Krüger. Auch eine Änderung der Ess- und Lebensgewohnheiten kann den Harnsäurespiegel senken. „Wichtig ist vor allem, täglich mindestens zwei Liter zu trinken - etwa Wasser oder Tee“, rät Westhaus. Heilpflanzen wie Brennnessel können ebenfalls helfen.

Service:

Die Deutsche Gicht-Liga bietet auf ihrer Internetseite Ernährungstipps für Patienten, die zu Gichtanfällen neigen.