Auf Karneval reimt sich Kater - Was hilft?
Münster (dpa) - Nach den tollen Tagen brummt bei Hunderttausenden Jecken der Schädel. Was tun? „Tomatensaft und Rollmops“, sagen Ernährungsberater. Ein Pharmaziestudent aus Münster hat sogar ein Brausepulver entwickelt.
Aschermittwoch im Kopf: Hunderttausende kennen das Problem. Nach einem durchgemachten Rosenmontag und einer Menge Alkohol sehnen sich Cowboy, Hexe und Funkenmariechen häufig nach einem wirksamen Mittel gegen den dicken Schädel. Wer keine Kopfschmerztablette schlucken will, kennt die klassischen Gegenmittel: zum Beispiel Tomatensaft, rohes Ei, saure Gurken und Salzheringe. Der letzte Schrei ist jedoch ein Pülverchen, das jetzt ein Pharmazie-Student aus Münster auf den Markt gebracht hat.
„Der Katerkiller“ nennt sich das Nahrungsergänzungsmittel des 22 Jahre alten Erfinders Stefan Rack. Man schüttet es in ein Glas Wasser. Durch Orangenaroma und Vitamin B2 wird der Drink gelblich gefärbt und sieht ein wenig aus wie Wodka Lemon. 10 000 Tütchen mit dem Brausepulver liegen in Racks kleinem Labor bereit. Mehr als 37 Kilo Rohstoffe hat Rack mit seinem besten Freund Tobias Zimmermann dafür verarbeitet. In der Studentenstadt Münster und der Szene-Hochburg München ist das Pulver bereits in der Partyszene bekannt. Auch eine Bestellung aus der Schweiz hat Stefan Rack erreicht. Bei 80 Cent pro Tüte wird Rack damit vermutlich nicht reich werden. „In diesem Projekt steckt mehr studentischer Idealismus als Geldgier.“
Die Wirkstoffe aus dem kleinen weißen Tütchen sind letztendlich keine anderen als in Omas alten Haushaltsrezepten: Weil Alkohol den Wasserhaushalt durcheinanderbringt, braucht der Körper ausgeschwemmte Salze zurück, so genannte Elektrolyte, sowie Vitamine. Der „Katerkiller“ bündele diese Stoffe nun in einem Glas Wasser. „Das ist wie eine ganze Menge Rollmops, gepaart mit einem Schuss Vitamine.“ 3 der 3,7 Gramm des Katerkillers bestünden allein aus Salzen. Der „Katerkiller“ soll laut Rack bereits nachts vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Doch der Student warnt: „Der Katerkiller ist kein Allheilmittel.“ Er sei kein Freifahrtschein für exzessives Trinken. Das Pulver helfe lediglich, die Verluste des Körpers auszugleichen.
Und an diesem Punkt ist der kommerzielle Anbieter dann auch völlig einig mit den Ernährungswissenschaftlern. Nach jedem zweiten Bier auch mal ein Glas Wasser, rät Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Das ist ganz hilfreich, damit der Alkohol nicht gleich durchhaut.“ Zu Karneval komme die Frage nach einem Katermittel immer wieder. Sie rät vor allen Dingen zur Vorbeugung. „Mit fettreichem Essen kann man eine gute Grundlage schaffen, damit der Alkohol nicht so schnell ins Blut übergeht.“
Die klassischen Katerkiller sind eben doch nicht zu verachten, sagt die Ernährungsexpertin. „Die Wirkstoffe können Sie natürlich auch ganz normal zu sich nehmen.“ Frische Säfte, Obstmüsli und Sauermilchjoghurt gehörten unbedingt zu jedem Katerfrühstück dazu. Selbst der Tomatensaft, den sonst höchstens mal einer im Flugzeug anrührt, Salzheringe und saure Gurken bringen den Körper wieder auf Trab. Und warum ausgerechnet Rollmops? „Das Saure daran bringt was, die Salze“, sagt Clausen. Ihr größter Tipp ist jedoch ein anderer: „Heute gibt es so viel leckeres Alkoholfreies.“ Fast jede Kneipe biete Bier, Sekt und Wein und köstliche Cocktails - alle ohne Prozente. Das ist die beste Garantie gegen einen Brummschädel.