Ratgeber Gesundheit Auge in Gefahr: Was unser Sehen bedroht

Das Sehen ist unser wichtigster Sinn – und wird von vielfältigen Erkrankungen bedroht. Dank modernster Operationstechniken und innovativer Wirkstoffe kann die Medizin heute jedoch vielen Augenkrankheiten erfolgreich entgegenwirken.

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Die Funktion des menschlichen Auges ist eine Meisterleistung der Evolution: Durch die Pupille einfallende optische Reize in Form von Licht treffen auf die Netzhaut an der hinteren Augenrückwand. Dort werden die Reize von Millionen Fotorezeptoren in elektrische Impulse umgewandelt. Der Sehnerv leitet diese ins Gehirn, in unserem Bewusstsein entsteht dann ein Bild mit Konturen und Farben.

Dieses Wunder ist bedroht: Augenerkrankungen können jeden Teil des Auges betreffen und auf unterschiedliche Weise schädigen – bis zur Erblindung. Das Spektrum der Ursachen ist breit: Ungesunde Ernährung, Stress, Alkohol- und Nikotinkonsum können wir beeinflussen, eine genetische Veranlagung für bestimmte Krankheiten oder altersbedingte Veränderungen jedoch nicht. Auch Diabetes mellitus, Rheuma und Bluthochdruck können unsere Augen schwer in Mitleidenschaft ziehen.

Schleichender Beginn, schwere Schädigungen

Wie viele Krankheiten beginnen auch Augenerkrankungen langsam. Ihre Symptome – vorübergehend unscharfes Sehen, Druckgefühl, Rötungen – werden zuerst oft für harmlos gehalten. Darin lauert eine besondere Gefahr: Viele Patienten gehen mit Sehbeschwerden erst spät zum Arzt. Dann können bereits Schäden vorliegen, die sich nicht mehr auskurieren oder operativ beheben lassen. Auch wenn moderne Behandlungsmöglichkeiten und innovative Wirkstoffe eine Erblindung oft vermeiden oder stark verzögern können, müssen Augenerkrankungen möglichst früh therapiert werden.

Zwei Erkrankungen des vorderen Auges entwickeln sich mit zunehmendem Alter:

  • Keratokonus ist eine krankhafte Verformung der Hornhaut, die sich kegelförmig nach außen stülpt und zu starken Sehstörungen ähnlich einer Kurzsichtigkeit führt. Formstabile Kontaktlinsen schaffen Abhilfe, in manchen Fällen ist eine stabilisierende Operation notwendig.
  • Bei einem Katarakt – auch Grauer Star genannt – liegt eine stoffwechselbedingte Linsentrübung vor. Fast immer lässt sich die Erkrankung durch einen einfachen operativen Austausch der Linse beheben.

Weitere Erkrankungen betreffen die Nervenfunktionen des Auges:

  • Glaukom – auch Grüner Star genannt – ist eine Erhöhung des Augeninnendrucks, die eine Schädigung des Nervensystems im Auge zur Folge hat und früher zur Erblindung führte. Heute kann meist medikamentös Abhilfe geschaffen werden.
  • Bei Netzhautablösungen nehmen die Fotorezeptoren an der hinteren Augeninnenwand Schaden. Frühzeitig erkannt, lässt sich die sich lösende Netzhaut durch Laserimpulse wieder anheften. Löst sie sich plötzlich und großflächig, sind allerdings umfangreichere operative Maßnahmen nötig.

Die feuchte altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine Erkrankung des hinteren Augenbereichs, die schwere Sehverluste verursacht. Sie schädigt die Makula lutea, die zentrale Stelle der Netzhaut, die für das scharfe Sehen zuständig ist. Feuchte AMD macht sich anfangs so bemerkbar: Betroffene nehmen gerade Linien verzerrt wahr und haben zunehmend Schwierigkeiten beim Lesen. Später erscheinen graue Flecken genau dort, wo etwas scharf fixiert werden soll. Aufgrund eines gestörten Stoffwechsels bilden sich unter der nur wenige Millimeter großen Makula neue Blutgefäße, die Flüssigkeit absondern und so die Makula anschwellen lassen. Das schränkt die Versorgung der Sehnervenzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff ein – die Fotorezeptoren sterben ab. Eine feuchte AMD lässt sich nicht heilen, neuartige Wirkstoffe können den Verlauf der Krankheit und den zunehmenden Sehverlust allerdings sehr stark verzögern.

Frühe Ursachen – ernste Folgen

Sind Augenerkrankungen nicht genetisch bedingt, lässt sich mit einem gesunden Lebenswandel viel für den Schutz des Augenlichts tun. Eine fett- und salzarme Ernährung schont den Kreislauf und hilft, Bluthochdruck zu vermeiden – die feinen Blutgefäße der Augen werden entlastet. Viel Bewegung und die Vermeidung von Stress sind der Augengesundheit ebenfalls förderlich. Neben dem Verzicht auf Alkohol und Nikotin sollten die Augen auch vor zu viel netzhautschädigender UV-Strahlung und dem blauen Licht von LEDs und Displays geschützt werden. Blaues Licht steht im begründeten Verdacht, eine Makuladegeneration zu fördern.

Medizinischer Schutz, ärztliche Begleitung

Augenerkrankungen lassen sich mittlerweile gut behandeln. Nach wie vor gilt: Je früher sie erkannt werden, desto besser kann die Therapie anschlagen. Augenfachärzte können mithilfe von präzisen und meist schmerzfreien Untersuchungen Erkrankungen sehr früh diagnostizieren und aussichtsreich behandeln.

Operationen des Grauen Stars und das Fixieren gelöster Netzhaut mittels Laser sind Routineeingriffe, die viele Kliniken durchführen. In anderen Fällen helfen Medikamente, etwa zur Regulierung des Augeninnendrucks bei Grünem Star. Für die Therapie der feuchten altersbedingten Makuladegeneration kann der Arzt auf innovative Wirkstoffe zurückgreifen, die den Verlauf der Erkrankung hemmen können und in manchen Fällen sogar die Sehfähigkeit zeitweise wieder verbessern.

Wenn die Augen um Hilfe rufen

Bei diesen Symptomen sollten Sie dringend einen Facharzt aufsuchen:

  • Lichtblitze am Rand des Sehfeldes
  • Schleier oder Schatten im Sichtfeld
  • Schmerzen oder Druckgefühl im Auge
  • Sehen von Doppelbildern
  • Wahrnehmung von „Rußregen“, eine von den Seiten her zunehmende Verdunkelung des Sehbereichs
  • Verzerrte Wahrnehmung gerader Linien
  • Graue Flecken im zentralen Sichtfeld